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Drei Hollywood-Filme blicken auf US-Politik

Jochen Kürten
17. Januar 2019

Drei aktuelle amerikanische Politfilme spiegeln derzeit die Lage in Washington wider. Donald Trump wird zur Zielscheibe der Regisseure. Auch Michael Moore mischt wieder mit. Und ein Deutscher blickt auf die USA.

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Welt-Premiere Fahrenheit 11/9 von Michael Moore in Toronto
Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Mola

Schon im Wahlkampf 2016 positionierte sich Hollywood gegen Donald Trump. Viele prominente Schauspielerinnen und Schauspieler, Regisseure und Autoren gaben ihre Sympathien für die Demokraten zu Protokoll. Damit stellte sich die überwältigende Mehrheit der Filmschaffenden Hollywoods gegen Trump. Clint Eastwood war einer der wenigen Stars, die sich öffentlich für Trump aussprachen.

Auf mehreren Oscar- und Golden-Globe-Verleihungen stellten sich die Stars nach dem Amtsantritt Trumps gegen "ihren" Präsidenten. Unvergessen der Auftritt von Meryl Streep bei der Golden-Globe-Verleihung im vergangenen Jahr, als die Schauspielerin mehrere verbale Breitseiten gegen den Präsidenten schoss.

Aufrechte Politikergestalten beherrschten lange das Hollywood-Kino

Hollywood setzte damit eine lange Tradition fort, in der sich die Regisseure und Autoren immer schon eher auf Seiten demokratischer Politik positioniert hatten. Hehrer Idealismus und politisches Heldentum wurden im US-Film groß geschrieben. Stars wie James Stewart oder Henry Fonda verkörperten aufrechte, ehrliche Politiker.

Das heiß nicht, dass Hollywood immer kritiklos auf Washington geblickt hat. In den 1960er Jahren setzte, nicht zuletzt mit den jungen Regisseuren des "New Hollywood"-Kinos, eine Entwicklung ein, die auch beißende Kritik am Politikbetrieb insgesamt zuließ. 

Interesse zeigten Regisseure wie Sydney Pollack oder Franklin F. Schaffer nun auch an Themen wie Korruption und Vetternwirtschaft. Übersteigerter Ehrgeiz von Politikern und eitles Karrieredenken über alle Parteigrenzen hinweg wurde angeprangert. Das geschah zum Teil mit filmischem Realismus, oft aber auch satirisch.

Politik kritisch gesehen - auch im Serienzeitalter

Schauspieler Kevin Spacey der Netflix-Serie House of Cards
Spielte in "House of Cards" lange einen Kandidaten und US-Präsidenten: Kevin Spacey - wegen Vorwürfen sexueller Übergriffe wurde er dann aus der Serie geschmissenBild: David Giesbrecht/Netflix via AP

In den vergangenen Jahren wurde diese Entwicklungen dann vor allem von den Machern populärer Serien wie "House of Cards" fortgeführt. Auch hier wird nicht mit Kritik am Politik-Betrieb gespart. Ob das, was Frank und Claire Underwood in mehreren Staffeln zelebrieren, die Politik von Donald Trump überzeichnet, muss jeder Zuschauer für sich selbst beurteilen.

Und so stehen die drei aktuellen amerikanischen Filme, die gerade weltweit in den Kinos laufen und sich mit US-Politik und -Politikern beschäftigen, auch in einer langen Tradition. "Der Spitzenkandidat" von Jason Reitman spießt vor allem das Verhalten der Medien auf, die Ende der 1980er Jahre einen angesehenen demokratischen Präsidentschaftskandidaten zu Fall brachten.

Das Vergehen des Gary Hart im Film (und in der Wirklichkeit: eine außereheliche Affäre) erscheint, verglichen mit den Eskapaden im Hause Trump, heute geradezu lächerlich.

Dick Cheney als satanische Figur

In "Vice" von Adam McKay werden die Machenschaften von Ex-US-Vize-Präsident Dick Cheney kritisch beleuchtet. Der war Republikaner und von 2001 - 2009 im Amt. Mit fortlaufender Filmhandlung wird schnell deutlich, auf welcher Seite hier die Drehbuchautoren standen - jedenfalls nicht auf der des ehemaligen Vize von George W. Bush.

USA | 76th Golden Globe Awards | Christian Bale
Für seine Darstellung von Dick Cheney wurde Christian Bale gerade mit dem Golden Globe geehrtBild: Reuters/NBC/Handout/P. Drinkwater

Dass Dokumentarfilmregisseur Michael Moore (unser Bild oben) in seinem neuesten Filmstreich Trump hart angehen würde, war abzusehen. Doch Moore blickt in "Fahrenheit 11/9" durchaus auch differenziert auf die Vereinigten Staaten der letzten drei Jahre, begibt sich auf Ursachenforschung für den Trump-Triumph und fragt: Wie konnte Trump zum 45. Präsident der USA werden?

Diese Frage stellt indirekt auch der deutsche Regisseur Benjamin Schindler. Sein Diplomfilm "Playland USA" feierte gerade Welturaufführung beim Nachwuchsfilmfestival "Max Ophüls Preis" in Saarbrücken.

"Playland USA": die Macht der Populärkultur

Schindler blickt auf das Verhältnis der Amerikaner zu Historie und Religion: "Mich interessiert, inwieweit amerikanische Mythen der Popkultur und des Kinos Eingang in die Politik und somit in unsere Realität finden und wie Erzählweisen genutzt werden, um beispielsweise die Notwendigkeit von Kriegseinsätzen vor der Bevölkerung zu rechtfertigen oder schlicht Konsumgüter besser zu verkaufen."

Filmstill "Playland USA"
Realität und Phantasie - Straßenszene im Film "Playland USA" von Benjamin SchindlerBild: Hübner/Wallenfels

Das Ergebnis des jungen Regisseurs verblüfft. Anderthalb Stunden präsentiert Schindler den Zuschauern unkommentiert Szenen aus den USA: historische Schauspiele, Vergnügungsparks, religiöse Aufführungen - die Amerikaner auf der Suche nach Identität. Dass sich viele Menschen dabei inzwischen eher an populären Mythen aus Hollywood und anderen künstlichen Welten orientieren als an der Realität, ist ein Ergebnis von Schindlers filmischer Recherche.

Hollywood sorgt für Mythen - steht aber auch für Gesellschaftskritik

Und da ist man dann ganz schnell wieder bei Donald Trump und seiner Präsidentschaft. Auch dessen Politik basiert ja eher auf Mythen und "Fake News" als auf Fakten und Realität. Doch ein Trost bleibt: Regisseure wie Jason Reitman, Adam McKay und Michael Moore blicken kritisch auf ihre Nation. Auch dafür steht Hollywood immer noch.