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Merkel ehrt Weltkriegsopfer in Moskau

10. Mai 2015

Einen Tag nach der russischen Militärparade zum 70. Jahrestag des Sieges über Hitler ist Kanzlerin Merkel in Moskau. Gemeinsam mit Kremlchef Putin legte sie am Grabmal des Unbekannten Soldaten einen Kranz nieder.

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Merkel und Putin legen am Grabmal des Unbekannten Soldaten einen Kranz nieder (Foto: rtr)
Bild: Reuters/Host Photo Agency/RIA Novosti

Im Anschluss an die Zeremonie zur Ehrung der Opfer des Zweiten Weltkrieges gingen Angela Merkel und Wladimir Putin zu Fuß durch den Alexandergarten in den Kreml. Dabei unterhielten sie sich angeregt - ohne Dolmetscher, denn Putin spricht Deutsch und Merkel Russisch.

Auch Ukraine ist ein Thema

"Wir verneigen uns vor den Opfern", sagte Merkel. "Wir haben aus bitteren Erfahrungen gelernt, schwierige Situationen - und eine solche haben wir jetzt - mit friedlichen und diplomatischen Mitteln zu überwinden", machte die Kanzlerin vor dem Gespräch mit Putin deutlich. Putin rief zu einer raschen Lösung der "Probleme" zwischen Russland und Deutschland auf.

Bei der anschließenden gemeinsamen Pressekonferenz würdigte Putin den Besuch der Kanzlerin zum 70. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland. "Es ist kein Geheimnis, dass die russisch-deutschen Beziehungen nicht die besten Zeiten erleben - wegen der Ereignisse in der Ukraine", so Putin.

Merkel forderte auch in der Pressekonferenz noch einmal eine friedliche Lösung in der Ukraine-Krise. Sie erklärte: "Es geht darum, das wir die territoriale Integrität der Ukraine wieder herstellen, und diese Arbeit wollen wir gemeinsam fortsetzen." Durch die verbrecherische und völkerrechtswidrige Annexion der Krim habe die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland einen schweren Rückschlag erlitten, so die Kanzlerin in Moskau weiter.

Viel Prominenz, viele Absagen

Mit einer riesigen Militärparade auf dem Roten Platz hatte Russland am Samstag den Sieg über das nationalsozialistische Deutschland vor 70 Jahren gefeiert. Einen Tag nach den Gedenkfeiern zum Kriegsende in ganz Europa verfolgten hunderttausende Zuschauer die bislang größte Parade zum "Tag des Sieges".

Unter den Staatsgästen waren UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, Chinas Staatschef Xi Jinping, Indiens Präsident Pranab Mukherjee sowie dessen kubanischer Kollege Raúl Castro. Auch die Staatschefs Ägyptens, Nordkoreas, Südafrikas und Venezuelas nahmen teil. Staats- und Regierungschefs der ehemaligen Alliierten USA, Großbritannien und Frankreich blieben den Feiern dagegen wegen der russischen Politik im Ukraine-Konflikt fern.

In seiner Ansprache hob Putin die Rolle der Sowjettruppen bei der Beendigung des Zweiten Weltkrieges hervor. "Man muss daran erinnern, dass es die Rote Armee war, die nach einer verlustreichen Offensive auf Berlin den Endpunkt unter den Krieg gegen Hitler-Deutschland setzte", sagte Putin. "Die Sowjetunion hat an den blutigsten Schlachten teilgenommen. Hier haben die Nazis ihre militärische Macht konzentriert", betonte Putin vor einer Schweigeminute für die schätzungsweise 27 Millionen sowjetischen Kriegstoten.

Er dankte auch den Alliierten. Allerdings kritisierte er, offenbar mit Blick auf die USA, Versuche, eine "unipolare" Weltordnung herzustellen. Stattdessen bedürfe es eines "Systems gleicher Sicherheit für alle Staaten".

Während Westeuropa am 8. Mai der Befreiung von den Nazis gedenkt, gilt in Russland der 9. Mai 1945 als "Tag des Sieges", da an diesem Tag die Kapitulation der Wehrmacht im sowjetischen Hauptquartier ein zweites Mal besiegelt wurde.

Demonstration der militärischen Stärke

Russland nutzte die 90-minütige Militärparade auch dazu, mehrere neue Waffensysteme vorzuführen. Neben gepanzerten Truppentransportern, Artilleriesystemen und einem Panzerabwehrsystem war darunter auch der Kampfpanzer T-14, der als Flaggschiff einer neuen Generation von Panzern gilt.

Nach der Parade übernahm Putin überraschend persönlich die Spitze eines Marschs im Gedenken an die Kriegsopfer. Mit einem Porträt seines Vaters Wladimir, der im Zweiten Weltkrieg gegen die deutschen Truppen kämpfte, führte Putin die rund 250.000 Menschen an, die durch Moskau marschierten. Der 62-Jährige sagte, der Marsch sei eine Würdigung der Millionen russischer Kriegstoten, aber auch ein Zeichen der Stärke Russlands.

haz/nin/se (dpa, rtr, afp)