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Kapstadt im Laufschritt

Arnulf Boettcher20. November 2012

Sight-Jogging liegt im Trend. Die Kombination aus Stadtführung und sportlichem Laufen wird zunehmend in großen Städten angeboten. Im schnellen Tempo lässt sich etwa Kapstadt in Südafrika besichtigen.

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Zwei Jogger auf einer Straße in Kapstadt (Foto: DW)
Bild: DW/A. Boettcher

Es ist kurz vor 9.00 Uhr an einem Frühlingstag in Kapstadt, der südafrikanischen Metropole unterhalb des Tafelbergs. Eine kleine Gruppe von Läufern hat sich im Company's Garden versammelt, um von hier aus die Stadt zu erkunden. "Wir haben festgestellt, dass vor allem sportliche Leute Kapstadt lieber bei einer Jogging-Tour erkunden möchten. Die haben keine Lust auf eine Bus-Fahrt", erklärt Laufführer Barry Futter den Trend. Der 40-jährige von der Agentur "Adventure Works" macht einen äußerst fitten Eindruck. Bedenken der Tour-Teilnehmer, nicht mithalten zu können, versucht er sofort zu zerstreuen. "Viele sind vorher etwas nervös. Aber wir gehen damit sensibel um und machen den Lauf nicht zu hart." Es gehe nicht um Training für Fitnessfanatiker, sondern um die Erfahrung, "das pulsierende Leben von Kapstadt in einer einzigartigen Weise kennenzulernen."

Barry hat verschiedene Routen durch die 3,5 -Millionen-Stadt zwischen Atlantik und Indischem Ozean ausgearbeitet. "Es gibt aber auch phantastische Wege durch die Natur mit Steigungen. Die erfordern etwas mehr Fitness." Hier sieht sich der erfahrene Guide vor einer großen Herausforderung, "denn wir kennen nicht den Fitnesslevel der Läufer. Aber das finden wir schnell heraus und passen uns entsprechend an."

Über die WM-Fanmeile von 2010

Für das "Site-Jogging", wie es in Kapstadt heißt, interessieren sich außer Touristen vor allem Teilnehmer von Tagungen und Geschäftsleute. "Wir laufen in der Regel in kleinen Gruppen mit vier bis sechs Personen. Manchmal sind es aber auch mehr Starter– vor Firmenkonferenzen zum Beispiel. Wenn der Chef gerne joggt, hält er das oft auch für seine Mitarbeiter gut", meint Barry. Denn der Lauf fördere die Durchblutung des Gehirns und mache die Teilnehmer fit für das anstehende Meeting.

Jogging-Guide Barry posiert in einem Park in Kapstadt (Foto: DW)
Start zum Site-Jogging: Lauf-Motivator Barry Futter im "Company's Garden" in KapstadtBild: DW/A. Boettcher

Die Touren sind am besten im Voraus zu buchen, Last-Minute ist aber auch möglich. Gelaufen wird vornehmlich am Morgen – wegen der eher zunehmenden Hitze am Tag. "Es ist eine nette Mischung aus Jogging und kurzen Stopps mit Erklärungen zu den Sehenswürdigkeiten." Der Trick dabei sei es, nicht zu oft anzuhalten. Die Läufer-Gruppe selbst sollte mit leichter Kleidung und ausreichenden Wasservorräten gut präpariert sein.

Und dann geht es endlich los: "Wir starten im historischen Company's Garden, der von üppig grünen Bäumen umgeben ist. Hier finden sich Hinweise auf die ersten Niederländer, die sich in Kapstadt niedergelassen haben", erklärt Barry. "Nun passieren wir die Festung 'Castle of Good Hope' sowie viele historische Stadthäuser und Monumente. Weiter geht's ins moderne Kapstadt, ins Geschäftsviertel. Hier sind auch unsere farbenprächtigen Blumenverkäufer und der Flohmarkt am Greenmarket Square zu sehen."

Als ein Höhepunkt der Tour gilt der Weg über die Fanmeile der Fußball-Weltmeisterschaft 2010, die viele Zuschauer auf dem Weg vom Bahnhof zum Stadion passieren. Der Fan Walk sei fast populärer gewesen als die jeweils aktuellen Spiele in der Arena, berichtet der Lauftrainer. "Es war ein vibrierender, elektrisierender Weg für die Besucher aus aller Welt."

Achtung Linksverkehr!

Angesprochen wird Barry auf das Thema Sicherheit. Hier habe die Stadt in den letzten fünf bis acht Jahren einen tollen Job gemacht. "Es ist sehr sicher, am Tag herumzulaufen, aber auch am Abend. Natürlich gibt es Gegenden, die man wie überall in der Welt meiden sollte", sagt der Stadtführer. Für die meisten Europäer hat er noch einen speziellen Tipp parat – wegen des ungewohnten Linksverkehrs. "Daher immer in beide Richtungen schauen, bevor man die Straße überquert!"

Jogger im malayischen Viertel (Bo-Kaap) in Kapstadt. (Foto: DW)
"Eine nette Mischung aus Jogging und kurzen Stopps" – hier im Bo-Kaap-ViertelBild: DW/A. Boettcher

Zum Schluss der Tour passieren die Läufer das malerische Malaien-Viertel Bo-Kaap mit seinen engen, steilen Gassen und den bunten Häusern und Moscheen. Und nach rund 90 Minuten schließlich haben alle Läufer sicher und relativ locker das Ziel erreicht: ein Cafe wiederum im historischen Stadtpark. Die Begeisterung ist Mit-Läuferin Siggi aus Köln anzumerken: "Das hat großen Spaß gemacht. Nie zuvor habe ich eine Stadt im Laufen erobert. Das werde ich nach Möglichkeit jetzt immer so machen."

Vielleicht ja auf der Strandpromenade von Durban am Indischen Ozean. Denn auch die zweitgrößte südafrikanische Stadt nach Johannesburg bietet Sight-Jogging an. Auch in Deutschland lassen sich immer mehr Städte wie Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main oder Düsseldorf bei geführten Jogging-Touren besichtigen.

Sicherlich: Jogging ist nicht Jedermanns Sache. Und so bietet Guide Barry als alternativen Geheimtipp einen unvergleichlichen Kajak-Trip durch Kapstadt an: Über kleine Kanäle geht es vom "Convention-Centre" im Zentrum an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei zum Touristenmagneten "Waterfront", dem restaurierten Werft- und Hafenviertel.