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Kardinal Marx: Wie im Film

Bernd Riegert14. März 2013

Sechs deutsche Kardinäle durften den Papst mitwählen. Einer von ihnen ist Reinhard Marx aus München. Wie er das Ergebnis der Wahl sieht, sagt er im DW-Interview.

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Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising. Interview am Tag nach der Wahl von Papst Franziskus auf der Terrasse des Gästehauses der Deutschen Bischofskonferenz in Rom. Aufgenommen am 14.03.2013. Foto: Bernd Riegert, DW, Alle Rechte
Neuer Papst ReaktionBild: DW/B.Riegert

Deutsche Welle: Eminenz, das war Ihr erstes Konklave. Wie waren Ihre Gefühle? Dürfen Sie das verraten oder ist das auch geheim?

Kardinal Reinhard Marx: Nein, die Gefühle kann man schon verraten. Das ist eine bewegende Sache. Ich bin in den Gängen natürlich schon gelegentlich gewesen, in der Sixtinischen Kapelle, in der Kapelle Paulina, wo die wunderbaren Gemälde von Michelangelo sind. Aber wenn man dann zu einem solchen Akt versammelt ist, miteinander betet, die Allerheiligen-Litanei singt und dann in Prozession in die Sixtina einzieht, da müsste man schon sehr abgebrüht sein, um nicht bewegt zu sein. Natürlich hat man Bilder im Kopf von Filmen wie "Der Kardinal", "In den Schuhen des Fischers". Diese und ähnliche Filme habe ich natürlich auch gesehen als Kind. Ich hätte mir ja nie träumen lassen, dass ich das einmal erleben würde, dass ich dabei sein würde. Ich musste mich manchmal in den Arm kneifen, um zu sagen: Ist das Wirklichkeit? Bist du der kleine Reinhard Marx aus Geseke jetzt hier und wählst den Papst? Aber es stimmte doch. Es ist so gewesen!

Als der Papst dann gewählt war und eingekleidet wurde, da hatten Sie ja ein bisschen Zeit, um mit ihren Sitznachbarn zu rätseln, wie der neue Papst heißen wird. War es für Sie eine große Überraschung, dass er Franziskus gewählt hat?

Ja, das war für uns eine Überraschung, weil es das erste Mal ist. Als der Name Franziskus fiel und er sagte, dies sei zur Verehrung des heiligen Franz von Assisi, da war uns allen bewusst: Das ist das erste Mal in der Kirchengeschichte, dass ein Papst sich so nennt. Das ist etwas Bewegendes, weil man weiß, hier will einer ein Zeichen setzen durch diese Namenswahl, wie andere Päpste es auch getan haben. Benedikt eben dadurch, dass er deutlich machte: Der Mönchsvater Benedikt war für ihn wichtig. Ora und labora. Bete und arbeite. Eine große geistliche Gestalt Europas. So jetzt dieser Papst: Der Heilige der Armen! Das ist natürlich schon programmatisch.

Der Papst kam im schlichten weißen Gewand auf die Loggia des Petersdoms, fuhr im schlichten Fahrzeug zur Kirche Santa Maria Maggiore durch die Stadt am Donnerstagmorgen. Ist das Programm? Ist das ein Zeichen, dass die Kirche jetzt ärmer wird und er sich mehr um die Armen kümmert?

Ja, ich glaube, er will deutlich machen: Er liebt nicht diesen äußeren Prunk. Er wird sich in manchen Dingen auch anpassen müssen. Man muss sich bewegen können. Er wird auch mit dem Flugzeug fliegen müssen, wenn er nach Rio de Janeiro will zum Weltjugendtag. Das ist klar, aber er möchte deutlich machen: Das ist nicht eine Kirche des Prunks und der Hofhaltung oder so etwas. Da ist er, glaube ich, zurückhaltend, und das finde ich auch ganz gut.

Der erste Besuch gilt dem Papst emeritus, Benedikt XVI. Ist das für Sie überraschend, dass der neue Papst einen so engen Kontakt sucht?

Nein, das finde ich nicht überraschend, sondern das finde ich eigentlich normal. Er sagt, ich bin jetzt Bischof von Rom und der Papst. Da gehört es sich eigentlich schon, dass man seinen Vorgänger besucht und mit ihm spricht. Das ist ganz natürlich und auch okay. Und der erste Besuch, der war ja bei der Muttergottes in Santa Maria Maggiore beim großen Gnadenbild "Salus populi romani". Das ist für die Römer von absoluter Bedeutung. Das ist das Schutzbild der Stadt Rom. Damit hat er gezeigt, ich gehöre zu euch als euer Bischof.

Beim Konklave kann es ja theoretisch jeden treffen. Jeder Kardinal kann gewählt werden. Hatten Sie sich auch einen Namen überlegt, falls…

(lacht)…nein, also die Wahrscheinlichkeit war wirklich minimal, ja minimalst, so dass ich keine Zeit darauf verschwenden konnte, wie willst du dich nennen? Nein, das habe ich nicht getan.



Kardinal Reinhard Marx (59) ist seit 2007 Erzbischof von München und Freising. 2010 wurde er von Papst Benedikt XVI. in das Kollegium der Kardinäle berufen. Marx nahm an seinem ersten Konklave teil und ist einer von sechs wahlberechtigten deutschen Kardinälen.

Das Interview führte Bernd Riegert.