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Karikaturen-Streit eskaliert zum "Kampf um die Meinungsfreiheit"

1. Februar 2006

Eine französische Zeitung hat umstrittene Mohammed-Karikaturen gedruckt. In Jemen demonstrierten 80.000 Frauen gegen die Zeichnungen. Die Arabische Liga fordert die Bestrafung der Zeitungsmacher.

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Ministerpräsident Rasmussen: "Nicht steuerbare Kräfte"Bild: AP

Die französische Zeitung "France-Soir" druckte am Mittwoch (1.2.2006) zwölf Zeichnungen, die zuerst im September 2005 in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" erschienen waren und die jetzt zu heftigen Protesten in der arabischen Welt geführt haben. Auf der Titelseite von "France-Soir" hieß es: "Ja, wir haben das Recht, Gott zu karikieren." Begleitet wurde dies von einer Karikatur, die die buddhistischen, jüdischen, muslimischen und christlicher Götter auf einer Wolke zeigt. Im Innenteil des Blattes werden dann die dänischen Karikaturen gezeigt. Dazu heißt es: "Das Erscheinen der zwölf Zeichnungen in der dänischen Presse hat in der muslimischen Welt Emotionen ausgelöst, weil dort die Darstellung Allahs und seines Propheten verboten ist. Aber kein religiöses Dogma kann einer demokratischen und säkularen Gesellschaft auferlegt werden, 'France-Soir' druckt deshalb die kritisierten Karikaturen."

Entschuldigung nicht akzeptiert

"Jyllands-Posten" entschuldigte sich am Montag bei den Muslimen. Der Chefredakteur, Carsten Juste, erklärte, die Zeichnungen hätten nicht gegen dänische Gesetze verstoßen, aber unzweifelhaft viele Muslime beleidigt. Bei ihnen wolle man sich entschuldigen. In einem Interview mit der Zeitung "Berlingske Tidente" sagte Juste, er befürchte, dass nach diesen Protesten niemand in der nächsten Generation in Dänemark mehr eine Zeichnung von Mohammed anfertigen werde. "Sie haben gewonnen", sagte er. "Jyllands-Posten" ist Dänemarks auflagenstärkstes Blatt.

Die Karikaturen, die den Propheten Mohammed zeigen, waren erstmals September 2005 veröffentlicht worden. Unter den Karikaturen war ein Bild, das Mohammed mit einem Turban in Form einer Zeitbombe zeigte. Am 10. Januar druckte die norwegische Zeitung "Magazinet" die Zeichnungen nach, woraufhin der Streit vollends eskalierte. Im Islam ist die Abbildung Gottes oder Mohammeds nicht erlaubt.

80.000 Protestanten fordern Bestrafung

Ungeachtet der Entschuldigung der Zeitung dauern die anti-dänischen Proteste in der arabischen Welt an.

In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa protestierten am Mittwoch zehntausende Frauen gegen die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen. Wütende Studentinnen verbrannten dänische Fahnen und riefen zum Boykott dänischer Produkte auf. Nach Polizeiangaben beteiligten sich 80.000 Frauen an der Protestaktion. Die Veranstalter sprachen von 150.000 Teilnehmerinnen.

In Syrien, wo am Dienstag 100 Demonstranten mit "Boykott"-Rufen vor die dänische Botschaft gezogen waren, hat sich die Lage dagegen beruhigt. Beobachter in Damaskus erklärten, die Wut einiger Muslime habe sich wegen der Entschuldigung der Redaktion der dänischen Zeitung gelegt.

17 arabische Staaten forderten von Kopenhagen eine Bestrafung der Verantwortlichen für die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in der Zeitung "Jyllands-Posten". "Wir verurteilen, was von der dänischen Zeitung veröffentlicht wurde, da es die Religion des Islams und ihren hochgelobten Propheten beleidigt", erklärten die Innenminister der

Arabischen Liga in einer Erklärung, die in der Nacht zum Mittwoch zum Ende eines Innenministertreffens der Arabischen Liga in Tunis verkündet wurde. Die dänische Regierung müsse außerdem dafür sorgen, "dass diejenigen, die für diese Beleidigungen die Verantwortung tragen, bestraft werden und sicherstellen, dass sich etwas derartiges nicht noch einmal wiederholt".

Niederlage für die Meinungsfreiheit

"Jyllands-Posten" erklärte unterdessen den von ihr betriebenen "Kampf um die Meinungsfreiheit" durch Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen für verloren. Chefredakteur Carsten Juste sagte: "Ich muss zutiefst beschämt zugeben, dass die anderen gewonnen haben." Dänemarks Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen meinte, sein Land müsse es nun "mit nicht steuerbaren Kräften" aufnehmen. Er warnte vor allen Aktionen gegen muslimische Zuwanderer in Dänemark. (kas)