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Karstadt-Chef wirft das Handtuch

9. Juni 2013

Ein Problem mehr bei der deutschen Warenhauskette Karstadt: Sanierer Andrew Jennings hört Ende des Jahres auf. Berichte von Differenzen über die Strategie des Konzerns wurden aber eifrig dementiert.

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Andrew Jennings, Vorstandsvorsitzender von Karstadt (archiv: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen muss für seine angeschlagene Kaufhauskette einen neuen Chef suchen. Wie das Essener Unternehmen bestätigte, wird Vorstandsvorsitzender Andrew Jennings seinen Ende 2013 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Jennings werde aber daran mitwirken, seinen Nachfolger zu finden und bei Karstadt "involviert bleiben", wurde eilig nachgeschoben.

Jennings ist erst seit 1. Januar 2011 Vorstandsvorsitzender. Berggruen hatte damals den als internationaler Handelsexperte und Sanierer geltenden Manager nach Essen geholt. Jenning leitete davor die südafrikanische Kaufhauskette Woolworths.

Nicolas Berggruen vor der Karstadt-Hauptverwaltung in Essen (foto: dpa)
Einst als Heilsbringer bei Karstadt gefeiert, nun von eigenen Zweifeln geplagt: Nicolas BerggruenBild: picture-alliance/dpa

Von Berggruen enttäuscht?

Der Konzern wies umgehend Darstellungen der Boulevardzeitung "Bild am Sonntag" zurück, wonach der Grund für die Trennung Meinungsverschiedenheiten über die Strategie zur Rettung des Kaufhauses seien. "Berggruen und das Management befinden sich über die Fortsetzung der Karstadt-Strategie in Harmonie miteinander", hieß es in der Mitteilung. Eigentümer und Jennings stünden zum Konzept "Karstadt 2015". Unter Berufung auf Aufsichtsratskreise hatte das Blatt berichtet, die Sanierung käme nicht voran, weil Berggruen das Geld zur Modernisierung der Filialen nicht freigebe.

Berggruen muss sich zunehmender Kritik an seiner Geschäftsführung erwehren. Er hatte das Traditionshaus Karstadt 2010 nach der Pleite des Touristik- und Handelskonzerns Arcandor übernommen und damit vor dem Aus bewahrt. Er versprach seinerzeit, Arbeitsplätze zu sichern und Filialen wieder wettbewerbsfähig zu machen. Erst in dieser Woche hatte der Milliardär eingestanden, die Probleme bei der Übernahme unterschätzt zu haben.

Dunkle Geschäfte in der Karibik?

Wie die "Bild am Sonntag" weiter berichtet, soll Karstadt über mehrere Zwischenfirmen einem "Nicolas Berggruen Charitable Trust" auf den British Virgin Islands gehören. Als Quelle werden Dokumente der US-Börsenaufsicht SEC genannt. Der Trust halte "die Aktienbeteiligungen der Berggruen Holdings und soll gemeinnützige Aktivitäten unterstützen", zitiert das Blatt aus einem SEC-Papier. Die Geschäftsanschrift des Trusts sei ein Briefkasten auf der Insel Tortola.

In die karibische Steueroase fließen nach diesen Informationen auch Gelder, die Berggruen Jahr für Jahr bekommt, weil er die Namensrechte an Karstadt erworben hat. Berggruen lege Wert darauf, dass nicht er persönlich das Geld erhält, sondern die Holding. Auch die residiert demnach auf den British Virgin Islands.

SC/pg (dpa, afp, rtr)