Karstadt will sechs Filialen schließen
23. Oktober 2014Zwei Monate nach dem Eigentümerwechsel bei Karstadt stehen erste Einschnitte bei dem Warenhauskonzern bevor. Die angeschlagene Warenhauskette will im kommenden Jahr sechs Häuser schließen. Betroffen sind allerdings nur zwei klassische Warenhäuser in Hamburg-Billstedt und Stuttgart, wie das Unternehmen mitteilte.
Darüberhinaus sollen die Filialen der auf junge Mode spezialisierten Kette "K-Town" in Köln und Göttingen, sowie die Schnäppchenmärkte des Konzerns in Paderborn und Frankfurt/Oder ihre Tore schließen. Betroffen sind nach Informationen der "Welt" rund 300 bis 400 Arbeitsplätze. Auch das Internetportal "derwesten.de" hatte vorab von den Schließungen berichtet.
Wechsel an der Spitze
Der bisherige Karstadt-Aufsichtsratsvorsitzende Stephan Fanderl wird neuer Chef der Warenhauskette, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Der Aufsichtsrat habe den 51-jährigen Manager auf seiner Sitzung zum Nachfolger der im Sommer überraschend ausgeschiedenen Eva-Lotta Sjöstedt berufen. Zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden wurde Wolfram Keil gewählt, der als Vertrauter des Karstadt-Eigentümers René Benko gilt und auch Geschäftsführer der für das Handelsgeschäft zuständigen Benko-Firma Signa Retail GmbH ist.
"Die Sanierung wird uns viel abverlangen", sagte Fanderl. "Ohne zum Teil sehr schmerzliche Entscheidungen, wie auch Filialschließungen wird es nicht gehen, um das Überleben des Gesamtunternehmens zu sichern". Alle Anstrengungen müssten parallel darauf ausgerichtet bleiben, operativ besser zu werden und die Filialrentabilität zu verbessern. Zugleich kündigte der neue Karstadt-Chef eine neue Ausrichtung an, einzelne dieser Formate sollten im Frühjahr oder Sommer starten.
"Dunkler Tag" für die Beschäftigten
Der Karstadt-Gesamtbetriebsratchef Hellmut Patzelt sprach von einem "dunklen Tag für die Beschäftigten". An den sechs betroffenen Standorten hätten damit heute bis zu 240 Mitarbeiter die Mitteilung bekommen, dass sie ihre Job verlieren. Zusätzlich sei der Abbau von rund 2000 Stellen in den übrigen Warenhäusern und der Zentrale geplant. Karstadt hat derzeit noch insgesamt 17.000 Beschäftigte. Die Verdi-Vertreterin im Aufsichtsrat, Stefanie Nutzenberger, kritisierte, das Konzept der Karstadt-Führung wolle lediglich Kosten reduzieren, nicht Umsätze steigern.
Der Aufsichtsrat des Konzerns war am Nachmittag zusammengekommen, um die Weichen für die Zukunft von Karstadt zu stellen. Der Karstadt-Konzern mit derzeit insgesamt 83 Filialen gehört seit August zur Signa Holding des österreichischen Investors René Benko.
cr/haz (afp, dpa)