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PolitikKasachstan

Kasachen stimmen über Bau des ersten Atomkraftwerks ab

6. Oktober 2024

Atomkraft statt Kohle: Die Regierung von Präsident Kassym-Schomart Tokajew will die Stromversorgung sichern und umweltschädliche Kohlekraftwerke schrittweise abschaffen.

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Ein Stimmzettel beim Referendum über den Bau eines Atomkraftwerks in Kasachstan
Die Kasachen stimmen über Bau des ersten Atomkraftwerks des Landes abBild: A. Weiskopf/DW

Das Ergebnis des Referendums im zentralasiatischen Staat wird für Montag erwartet. In Kasachstan gibt es Widerstand gegen das Projekt, denn die ehemalige Sowjetrepublik hat ihre eigenen Erfahrungen mit Atomkraft. 1986 halfen zehntausende Kasachen bei den Aufräumarbeiten nach der Atomkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl. Viele trugen lebenslange Gesundheitsprobleme davon. Zudem war das Land Schauplatz von Hunderten sowjetischer Atomwaffentests, die große Landstriche unbewohnbar machten und bei vielen ein Misstrauen gegenüber allem Nuklearen schürten.

Kasachstans Strom stammt hauptsächlich aus Kohlekraftwerken

Die Regierung von Präsident Kassym-Schomart Tokajew will mit Atomkraft die Stromversorgung sichern und umweltschädliche Kohlekraftwerke schrittweise abschaffen. Denn trotz bedeutender Erdgasreserven basiert die Stromversorgung Kasachstans bisher hauptsächlich auf Kohlekraftwerken. Zudem importiert das Land Strom, hauptsächlich aus Russland, da seine oft alten Anlagen Schwierigkeiten haben, die Nachfrage zu decken.

Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew
Als möglicher Partner für den Bau gilt der russische Konzern Rosatom. Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew betonte allerdings, er habe kein bestimmtes Unternehmen im Sinn. (Archivbild)Bild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Die Regierung betont, eine zuverlässige Energieversorgung sei notwendig, um erneuerbare Quellen wie Solar- und Windenergie zu ergänzen. Es gibt im Land zudem einige Wasserkraftwerke.

Da Kasachstan einer der weltgrößten Uranproduzenten ist, sei Kernenergie eine logische Wahl. "Um beim globalen Fortschritt nicht an der Seitenlinie zu stehen, müssen wir unsere Wettbewerbsvorteile nutzen", sagte Tokajew vor der Abstimmung. Kasachstan reichert jedoch Uran nicht so weit an, dass es als Brennstoff verwendet werden kann.

Kasachstan setzt auf engere Beziehungen zu Europa

Errichtet werden soll das Atomkraftwerk für geschätzte zehn bis zwölf Milliarden US-Dollar in der Ortschaft Ulken am Ufer des Balkaschsees. Als möglicher Partner für den Bau gilt der russische Konzern Rosatom. Bei seiner Stimmabgabe in der Hauptstadt Astana sagte Tokajew allerdings, er habe kein bestimmtes Land oder Unternehmen als möglichen Auftragnehmer im Sinn. "Meine persönliche Vision in dieser Angelegenheit ist, dass es ein internationales Konsortium geben müsste, bestehend aus globalen Unternehmen, die über die fortschrittlichsten Technologien verfügen."

Bundeskanzler Olaf Scholz (links) und Kassym-Schomart Tokajew, Präsident von Kasachstan bei einem Besuch von Scholz in Kasachstan
Bundeskanzler Olaf Scholz (links) zu Besuch bei Präsident Kassym-Schomart TokajewBild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Als Gegengewicht zu Russland setzt Kasachstan auch auf engere Beziehungen zu Europa. Bei einem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz Mitte September in Astana brachte sich Kasachstan als Lieferant etwa für Seltene Erden und Öl ins Spiel. Das Referendum über das Atomkraftwerk wird als gültig angesehen, wenn mehr als 50 Prozent der registrierten Wähler ihre Stimme abgeben.

pg/kle (rtr, afpe)