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"Katrina" lässt Ölpreis auf Allzeithoch klettern

29. August 2005

Die Auswirkungen des Wirbelsturms "Katrina" sind weltweit zu spüren: Aus Sorge vor Engpässen bei Benzin und Heizöl stieg der Ölpreis auf ein neues Rekordhoch. Ist "Katrina" eine Gefahr für die Weltkonjunktur?

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Rohstoff-Händler treiben den Preis nach oben (Archiv)Bild: AP

Schon bevor "Katrina" die US-Küste bei New Orleans erreicht hatte, sorgte der Wirbelsturm für Verwerfungen an den internationalen Rohstoffmärkten. Aus Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen trieben Händler den Ölpreis am Montag (29.8.2005) erstmals auf über 70 Dollar. Ein Barrel (159 Liter) der US-Referenzsorte Light Sweet Crude kostete im asiatischen Handel in der Spitze 70,80 Dollar.

US-Ölindustrie im Herz getroffen

Der Grund für diese dramatische Entwicklung: Die internationalen Kapitelmärkte fürchten Engpässe in der Ölproduktion und Versorgungslage in den USA mit Benzin und Rohöl. Denn auf den Golf von Mexiko entfällt ein Viertel der amerikanischen Erdgas- und ein Drittel der Ölförderung. Damit ist der Golf von Mexiko das Herz der US-Ölversorgung und sogar wichtiger als Alaska. In den von "Katrina" betroffenen US-Bundesstaaten am Golf befinden sich zahlreiche Raffinerien, in Texas, Louisiana, Alabama und Mississippi zudem zahlreiche große petrochemische Werke.

Strategische Ölreserven nicht bedroht

Mehr als 20 Ölplattformen im Golf wurden bereits evakuiert. Raffinerien in Küstennähe stellten ihren Betrieb ein. Noch nicht absehbar sind die Folgen für die Rohstoffeinfuhren: Über den Hafen von New Orleans laufen normalerweise elf Prozent aller US-Ölimporte, insgesamt eine Million Barrel am Tag.

In Tanks entlang des Golf von Mexikos lagern auch die strategischen Ölreserven der USA, des größten Ölverbrauchers der Welt. Dort sind rund 667 Millionen Barrel für Krisenzeiten gebunkert. Sie liegen allerdings fast ausschließlich unter der Erde, sodass "Katrina" für sie keine Gefahr darstellen dürfte.

Ölpreis bedroht Wachstum der Weltwirtschaft

Einige Analysten verglichen "Katrina" mit dem Hurrikan "Ivan", der die Infrastruktur der Ölindustrie im Süden der USA im September 2004 verwüstet hatte. Anschließend stiegen die Preise um mehr als ein Fünftel. Schon jetzt ist der Ölpreis doppelt so hoch wie Ende 2003.

Konjunktur Symbolbild
Hoher Ölpreis könnte zur Gefahr für die Konjunktur werdenBild: Bilderbox

Der stetig steigende Ölpreis könnte nach Ansicht von Experten die Konjunktur gefährden. "Falls sich der Ölpreis auf dem heutigen Niveau stabilisiert, würde das recht rasch zu einer deutlichen Abkühlung der Weltwirtschaft führen", sagte Jürgen Pfister, Chefvolkswirt der Bayerischen Landesbank, am Montag. Auch Sandra Ebner von der Deka Bank rechnet auch mit weiter steigenden Preisen: "Ich denke nicht, dass das schon die Spitze des Ölpreisanstiegs war, sondern dass er auf Sicht der nächsten drei bis fünf Jahre weiter nach oben geht."

Versicherer sind Verlierer des Tages

Weltweit sorgte der hohe Ölpreis für sinkende Kurse an den Aktienmärkten. Dabei setzen Befürchtungen über hohe Schäden durch Katrina vor allem die Versicherungswerte unter Druck. Der weltweit größte Rückversicherer Münchener Rück zählt zu den Verlierern des Tages.

"Die Anleger haben Angst, dass Hurrikan 'Katrina' über New Orleans hinwegfegen und Schäden in Milliardenhöhe anrichten könnte. Daher überprüfen sie ihr Engagement in Versicherungswerten", sagte ein Händler. Ersten Schätzungen zufolge könnte "Katrina" die Versicherungsbranche mit umgerechnet bis zu 24 Milliarden Euro belasten und damit der teuerste Wirbelsturm der US-Geschichte werden. (ana)