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Kein bisschen Frieden

13. Dezember 2004

Die Welt ist auch 2004 nicht friedlicher geworden. Das geht aus den am Montag (13.12.) veröffentlichten Studien führender deutscher Konfliktforscher hervor. Afrika und Asien sind am stärksten betroffen.

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Der Irakkrieg - weltweit einer von drei Kriegen im Jahr 2004Bild: AP

Die Zahl der gewaltsamen Konflikte in der Welt stagniert. Zu diesem Ergebnis kommen übereinstimmend die Konfliktforscher der Universitäten Heidelberg und Hamburg in ihren am Montag (13.12.) veröffentlichten Analysen. Die Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) zählte für das Jahr 2004 weltweit 42 Kriege und bewaffnete Konflikte.

Das Konfliktbarometer des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung (HIIK) führt hingegen 87 Konflikte auf. Dabei ging zwar die Anzahl der Kriege weltweit von 13 auf drei zurück: Die Heidelberger Forscher stellten in ihrer Studie den Kongo, Sudan und Irak als aktuelle Kriegsschauplätze heraus. Zugleich stieg jedoch die Zahl der so genannten ernsten Krisen von 23 auf 33. Damit sei der seit drei Jahren zu beobachtende Rückgang von Kriegen und ernsten Krisen zum Stillstand gekommen, erklärte das HIIK am Montag in Berlin.

Zwischenstaatliche Konflikte die große Ausnahme

Straßenszene in Grosny Tschetschenien
Der tschetschenische Bürgerkrieg ist typisch für die neue Art von KriegsführungBild: AP

Dabei hat sich die Art der Kriege in den vergangenen Jahren verändert. Die Heidelberger Forscher kommen wie auch ihre Hamburger Kollegen zu dem Schluss, dass zwischenstaatliche Auseinandersetzungen wie zuletzt der Irakkrieg und der bewaffnete Konflikt zwischen Indien und Pakistan heute die Ausnahme bildeten. Von den zahlreichen Konflikten mit hoher Gewaltanwendung werde kein einziger zwischen verschiedenen Staaten ausgetragen, sagte Pamela Jawad vom Heidelberger Institut. "Wenn wir heute vom Krieg sprechen, meinen wir den innerstaatlichen Krieg", sekundierte HIIK-Vorstandsmitglied Nikolas Schwank. Konfliktgegenstand ist dabei laut der AKUF der Kampf um die Macht im Staat und Sezessionsbestrebungen.

Afrika und Asien sind traurige Rekordhalter

Sudan: Soldaten der Rebellenarmee SPLA
Soldaten der sudanesischen RebellenarmeeBild: dpa

Afrika führt das Heidelberger Konfliktbarometer mit den beiden Kriegen im Kongo und Sudan sowie elf ernsten Krisen auch im Jahr 2004 an. In Asien und Ozeanien gebe es zwar keinen Krieg, aber ebenfalls elf ernste Krisen. Für die Hamburger Forscher ist hingegen Asien mit 15 kriegerischen Konflikten die von organisierten Kämpfen am stärksten betroffene Weltregion, dicht gefolgt von Afrika mit 13 kriegerischen Konflikten.

Mit elf Kriegen und bewaffneten Konflikten weise aber auch der Vordere und Mittlere Orient eine große Anzahl kriegerischer Auseinandersetzungen auf. Damit sieht die Hamburger AKUF den Trend einer regionalen Ungleichverteilung des Kriegsgeschehens bestätigt: Weit über 90 Prozent aller Kriege werden in Entwicklungsländern geführt.

Vereinten Nationen sind gefordert

Um die Konfliktbewältigung zu verbessern, sieht das Heidelberger Konfliktforschungs-Institut die Vereinten Nationen in der Verantwortung. Allerdings müsse die UNO ihre Instrumente effektiver nutzen, forderte Tanja Börzel vom Wissenschaftlichen Kuratorium des HIIK. So sollten Staaten, die einen großen Beitrag zur UN leisten, durch einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat stärker eingebunden und die privilegierten Staaten stärker in die Verantwortung genommen werden. (ana)