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Frauen-Bundesliga

18. August 2011

Fünf Wochen nach dem WM-Finale startete die Frauenfußball-Bundesliga in ihre neue Saison. Hoffnungen auf einen WM-Schub und einen Zuschauerboom waren dabei eher gering. Als Favoriten gelten Frankfurt und Potsdam.

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Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder steht hinter der Mannschaft, die mit der Meisterschale feiert. (Foto: dpa)
Die Jagd auf Titelverteidiger Potsdam hat begonnenBild: picture alliance/dpa
Die Deutschen Martina Müller (l.) und Simone Laudehr. (Foto: dpa)
Leere Tribünen sind in der Liga Alltag, beim Nationalteam mittlerweile eher seltenBild: picture-alliance/ dpa

Zwölf Teams, ein Ziel: die Deutsche Meisterschaft im Frauenfußball. An vergangenen Sonntag (21.08.2011) ging die Bundesliga in ihre 22. Spielzeit. Es gilt, Champion Turbine Potsdam vom Titel-Thron zu stoßen. Wirkliche Chancen dazu werden aber nur Topfavorit 1. FFC Frankfurt eingeräumt, ein wenig noch dem FCR Duisburg und mit Abstrichen dem VfL Wolfsburg. Und das ist auch schon das Problem der Eliteliga. Sie ist zu klein und nicht ausgeglichen genug. Spannung kommt zumeist nur in den Duellen der vier Spitzenteams auf, das Zuschauerinteresse bleibt auf einem kläglichen Niveau.

In der vergangenen Saison lag der ligaweite Schnitt bei 834 Zuschauern pro Partie. Und auch nach der Heim-WM gibt es keinen Boom beim Dauerkartenverkauf. Bislang verzeichnete nur Frankfurt deutlich höhere Zahlen als im Vorjahr. Der siebenmalige Meister verdoppelte seinen Absatz auf 700. Duisburg verkaufte bislang 264 statt 182 Saisontickets, bei Meister Potsdam bewegen sich die Zahlen mit 150 auf dem Niveau des Vorjahres.Geringeres Interesse melden die SG Essen-Schönebeck, USV Jena oder Neuling 1. FC Lok Leipzig. Aufsteiger SC Freiburg, der SC Bad Neuenahr und der Hamburger SV verkaufen ihre Dauerkarten erst am ersten Spieltag. Bayer Leverkusen, Bayern München und Wolfsburg geben nur Tagestickets aus.

Mangelnde TV-Präsenz

"Vielleicht gewinnen wir ein paar Hundert Zuschauer dazu, von Tausend will ich nicht sprechen", sagte Steffi Jones, die nach dem Ende ihrer Aufgabe als WM-Organisationschefin als Frauenfußball-Direktorin beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) arbeiten wird. "Es wird einen Schub geben. Es ist nur die Frage, wie lange wir ihn halten können", meinte die 38-Jährige.

Deutsche Fans feiern vor dem WM-Spiel zwischen Deutschland und Nigeria im Frankfurter Stadion. (Foto: dpa)
Zumeist volle Stadien und begeisterte Fans bei der Frauenfußball-WM in DeutschlandBild: picture alliance/dpa

Auch Frankfurts Manager Siegfried Dietrich hofft, die Begeisterung rund um die WM in den Liga-Alltag mitnehmen zu können." Wir werden am ersten Spieltag gegen Essen-Schönebeck einen großen Andrang haben", sagte Dietrich, der mit bis zu 5000 Zuschauern rechnet. Immerhin wird das Spiel vom lokalen Hessischen Rundfunk live im Fernsehen übertragen. Nicht nur aus diesem Grund glaubt Frankfurts Nationaltorhüterin Nadine Angerer daran, dass die WM-Euphorie im kleineren Rahmen auf die Bundesliga ausstrahlen kann. "Die Fans haben jetzt Gesichter im Kopf. Für sie ist es doch wunderbar, so viele Nationalspielerinnen in Frankfurt sehen zu können."

Mit der ganz großen TV-Präsenz ist aber nicht zu rechnen. So haben die Rechteinhaber ARD und ZDF bereits ausgeschlossen, vermehrt Frauen-Bundesliga zu zeigen. DFB-Präsident Theo Zwanziger geht nicht davon aus, dass die Frauen-WM einen großen, nachhaltigen Hype auslösen wird. Zwanziger forderte, dass die Frauen-Klubs professionelle Strukturen aufbauen müssen. "Wir haben Frankfurt und Potsdam, danach kommt erst einmal nichts." Als wichtigste Aufgaben bezeichnete er eine verstärkte Nachwuchsförderung und die weitere Professionalisierung der Bundesligavereine.

Frankfurt oder Potsdam?

Fatmire Bajramaj und Birgit Prinz (DW-Grafik)
Frankfurt nun mit Bajramaj -aber ohne Prinz (r.)Bild: picture-alliance/dpa

Für die Vermarktung der Liga wäre vor allem ein spannendes Titelrennen von Vorteil. Allerdings scheint der 1. FFC Frankfurt, der sich unter anderem mit den Nationalspielerinnen Fatmire Bajramaj und Kim Kulig verstärkt hat, übermächtig zu sein. Das Team muss zwar künftig ohne die zurückgetretene Rekord-Nationalspielerin Birgit Prinz auskommen, dafür stehen 13 Nationalspielerinnen aus sechs Ländern im Kader. Der Etat wurde von 1,5 auf 1,7 Millionen Euro erhöht. Der Pokalsieger und Vizemeister macht keinen Hehl daraus, dass er wie 2008 das Triple anvisiert. "Der Kader ist stark genug, um alles zu gewinnen", sagte Bajramaj, die dabei auch an das Finale der Champions League 2012 in München denkt.

Der härteste Konkurrent der Frankfurterinnen in der Liga dürfte Bajramajs Ex-Klub Turbine Potsdam sein. "Wir haben eine Mannschaft, die vor allem charakterlich zusammenpasst. Und wir sind nicht schlechter als im vergangenen Jahr", sagte Bernd Schröder, der beim fünfmaligen Meister schon in sein 41. Jahr geht. Fünf neue Spielerinnen hat er zum FFC Turbine geholt, darunter die schwedische WM-Teilnehmerin Antonia Göransson, Genoveva Anonma vom WM-Starter Äquatorialguinea und die niederländische Nationalspielerin Chantal de Ridder.

Autor: Arnulf Boettcher (mit dpa,sid,dapd)
Redaktion: Wolfgang van Kann