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Verbot für Irans Sportler bleibt

24. Mai 2020

Israels Athleten werden weiterhin von der iranischen Regierung diskriminiert. Iraner dürfen nicht gegen Israelis antreten. Der Widerstand der iranischen Sportler steigt. Gibt es womöglich bald einen Hoffnungsschimmer?

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Kanu-Rennsport | Saeid Fazloula, Iran
Bild: picture-alliance/dpa/Augenklick/GES/H. Prang

Die Erleichterung ist nicht nur unter den iranischen Sportlern groß. Die Gesetzesinitiative, dass iranischen Sportlern Wettkämpfe mit israelischen Athleten nun auch gesetzlich verboten werden soll, ist vom Tisch. Die Abgeordneten des Madjles (Parlament des Iran) haben die explizit den Sport betreffende Klausel vom Parlamentsausschuss für nationale Sicherheit und auswärtige Angelegenheiten wieder aus dem "Antrag für die Konfrontation gegen die den Frieden und die Sicherheit gefährdenden Aktionen des zionistischen Regimes" gestrichen.

"Das wäre Selbstmord für den iranischen Sport gewesen", sagt Mehdi Jafari Gorzini, Mainzer SPD-Politiker, der im Iran geboren wurde und 1980 aufgrund der politischen Lage in seinem Heimatland nach Deutschland flüchten musste. Allerdings schien dieser mögliche sportliche "Selbstmord" einzelne Vertreter des Regimes kalt zu lassen. Ebrahim Azizi, Mitglied des parlamentarischen Ausschusses, hatte das geplante Gesetz in all seinen Facetten verteidigt. In der Islamischen Republik seien ideologische Prinzipien wichtiger als Sportereignisse, so Azizi. Auch ein kompletter Ausschluss aller Sportarten von internationalen Wettbewerben sei deshalb "kein Problem".

Sportler heben iranische Identität hervor

Dazu ist es nun nicht gekommen. Unstrittig ist allerdings, dass seit Jahren eine klare, aber nicht schriftlich festgehaltene Vorgabe vonseiten der Machthaber besteht, damit iranische Sportler nicht gegen Israelis antreten dürfen - und deshalb immer wieder Verletzungen vortäuschen oder absichtlich verlieren müssen.

Judo-  Saeid Mollaei
Iran's Judoka Saeid MollaeiBild: Getty Images/AFP/C. Triballeau

Zuletzt, im September 2019, hatte das der iranische Weltklasse-Judoka Saeid Mollaei nach seiner Flucht nach Deutschland gegenüber der DW bestätigt. Mit dem Blick zurück auf die WM in Tokio 2019 sagte er: "Für jeden Kampf musste ich eine Erlaubnis einholen. Die Befehle kamen aus dem Iran, gingen an den Cheftrainer der Mannschaft, und ich musste diesen Befehlen Folge leisten. Nicht nur ich, die ganze Welt weiß, was es für Konsequenzen gehabt hätte, wenn ich mich verweigert hätte. Ich habe mich also an das Gesetz gehalten, damit für mich und meine Familie keine Probleme entstehen."

Ein weiteres prominentes Opfer dieser Politik ist Rasul Kahdem. Der ehemalige Präsident des iranischen Ringerverbandes und zugleich Ex-Nationaltrainer der Freistil-Ringer-Nationalmannschaft ist bereits im Jahr 2018 wegen der anti-israelischen Haltung seines Landes zurückgetreten. Genau aus dieser Lage wollen sich die iranischen Athleten befreien und flüchten aus ihrem Land. "Die Sportler haben gesagt: Wir wollen das nicht mehr und wollen das autokratische Mullah-Regime nicht mehr unterstützen", sagt der Deutsch-Iraner und DW-Journalist Farid Ashrafian. "Aber sie heben stets ihre iranische Identität hervor, die nichts mit der Islamischen Republik zu tun hat."

Iranische Sportler machen Druck

Auch der Weltklasse-Kanute Saeid Fazloula hat sein Land verlassen, um sich künftig nicht mehr dieser unangenehmen Situationen aussetzen zu müssen. Im Jahr 2015 hat er als Flüchtling in Deutschland Asyl beantragt, mittlerweile hat er es nach einem völligem Neustart in das deutsche Kanu-Nationalteam geschafft. Als er von der Gesetzesinitiative der Mullahs hörte, hat er sofort die Initiative ergriffen. Auf Instagram bat er die deutsche Bundesregierung um Interventionen: "Damit internationaler Druck ausgeübt wird", sagt er der DW.

Über die Gründe, weshalb sich das Blatt gewendet hat, hat Fazloula eine Vermutung: "Viele iranische Sportler haben intern Druck ausgeübt, damit dieser Passus wieder gestrichen wird", sagt Fazloula. Die Machthaber, die das zum Gesetz machen wollten, hätten nicht mit solchem Widerstand gerechnet.

Khamenis Tweet sorgt für internationale Kritik

Unterdessen hat Irans Revolutionsführer Ajatollah Ali Khamenei mit einem Post via Twitter, der ein Bild zur "Endlösung" in Jerusalem zeigt, für scharfe internationale Kritik gesorgt. Fazloula bewertet diese Äußerung mit Blick auf die Sportlerwettkämpfe sogar eher positiv. "Ich lese aus aus dem Tweet von Khamenei: Das religiöse Oberhaupt könnte Einfluss auf die Parlamentarier genommen haben, weil Khamenei den Staat Israel eliminiert haben will, aber nicht die Menschen und die Juden."

Daraus könnte sich für den 27-Jährigen schlussfolgern: "Das könnte ein inoffizielles grünes Licht sein, dass bald eine überraschende totale Umkehr stattfinden könnte, und doch bald Wettkämpfe gegen Israel möglich sein könnten." Obwohl er brutal, aggressiv und völlig unangemessen von der "Endlösung" gesprochen hat. "Das iranische Regime ist wie immer unberechenbar. Die Machthaber entscheiden nicht rational, sondern aufgrund von temporär begründeten Ideologien", so SPD-Politiker Mehdi Jafari Gorzini.