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Keine erneute Gewalt in Kenia

Maja Braun5. März 2013

Noch vor der Öffnung der Wahllokale verzeichnete Kenia nach DW-Informationen 22 Tote. Im weiteren Verlauf der Wahlen blieb es jedoch ruhig; erste Hochrechnungen sehen Uhuru Kenyatta vorn.

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Uhuru Kenyatta bei der Stimmenabgabe (Foto: SIMON MAINA/AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images

Kurz nach sechs Uhr am Montagabend. Mehr als 20 Wahlhelfer, Parteienvertreter und Wahlbeobachter verfolgen konzentriert die Auszählung der Wahlzettel. Hier in der Bhora-Grundschule in Nairobis Stadtteil Westlands konnte das Wahllokal pünktlich schließen. Anderswo bilden sich selbst bei Einbruch der Dunkelheit noch lange Schlangen vor den Wahlstationen.

Dabei sind viele Kenianer schon vor der Morgendämmerung aufgebrochen, um ihre Stimme abzugeben, einige haben sogar an den Wahllokalen geschlafen. Viele Wahllokale hatten aber Startschwierigkeiten. Eine Wählerin hat sich deshalb entschlossen, am Nachmittag wiederzukommen: "Es ist ein reines Durcheinander, wir wissen gar nicht, wo wir uns anstellen müssen."

Lange Wartezeiten, viel Geduld

Vielerorts in Kenia funktionierten auch die Geräte für die elektronische Identifizierung der Wähler nicht. Für diesen Fall lagen jedoch überall Listen mit Farbfotos der registrierten Wähler aus. Die Kenianer nahmen es mit Geduld: "Ich habe acht Stunden gebraucht, allein vier Stunden vom Tor bis hin zum Wahlbüro", sagt eine Frau. Ein Mann findet auch, dass die Planung schlecht war. "Aber jetzt bin ich stolz, dass ich meine Stimme abgegeben habe."

Sechs Stimmen mussten die Kenianer abgeben, da sie erstmals auch einen Senat, regionale Regierungen und Frauenvertreter gewählt haben. Das war für viele verwirrend. Aber allerorten standen Wahlhelfer bereit, damit jeder Wahlzettel in der richtigen Urne landete.

Auszählung der Wahlstimmen in der Bhora Primary School im Stadtteil Westlands von Nairobi (Foto: Maja Braun)
Neben dem Präsidenten haben die Kenianer auch den Senat, regionale Regierungen und Frauenvertreter gewähltBild: DW/ M. Braun

Wähler beobachten keine Manipulationen

Neben diesen Neuerungen ging es aber vor allem darum, einen neuen Gewaltausbruch zu verhindern. Das ist zumindest am Wahltag gelungen, nicht zuletzt dank der gut organisierten Wählerregistrierung: "Ich habe nicht das Gefühl, dass hier irgendjemand etwas manipuliert", versichert ein Bewohner des Kibera-Slums. Eine andere Bewohnerin hatte auch den Eindruck, dass alles korrekt zuging. Außerdem war es friedlich, anders als bei den vorigen Wahlen: "Letztes Mal waren alle etwas rüde, aber jetzt ist hier jeder höflich."

Auch die vielen nationalen und internationalen Beobachter lobten die Wahl. Alojz Peterle, Leiter der Wahlbeobachtermission der Europäischen Union, fasste am Wahlabend den Eindruck seines Teams zusammen: "Obwohl die Wartezeiten lang waren, wurde die Wahl gut durchgeführt." Peterle hofft, dass die friedliche Atmosphäre bis zum Ende des Vorgangs anhält, "auch wenn es länger dauert als erwartet."

Ergebnisse live im Fernsehen

Denn die kritische Phase dieser historischen Wahl in Kenia hat mit der Schließung der Wahllokale erst begonnen. Aber auch hier setzt die unabhängige Wahlkommission auf größtmögliche Transparenz: Seit dem Abend zeigen alle Fernsehsender einen Bildschirm im nationalen Wahlzentrum in Nairobi. Hier laufen ständig und live die Ergebnisse ein, die die Wahllokale elektronisch in die Hauptstadt schicken.

Der Vorsitzende der Wahlkommission, Isaac Hassan, betonte, dass diese Zahlen nur die vorläufigen Ergebnisse wiedergeben, die erst nach Überprüfung der Wahlzettel in Nairobi bestätigt werden. Bei einer Pressekonferenz am späten Abend freute er sich über die hohe Wahlbeteiligung von über 70 Prozent. Besonders ermutigend sei das in Mombasa, wo die Bewohner trotz der brutalen Übergriffe - in Mombasa und Kilifi wurden Polizisten und ein Wahlhelfer getötet - in großer Zahl ihre Stimmen abgegeben hätten. "Das zeigt den Wunsch der Kenianer, ihre politische Führung zu wählen, ihr verfassungsmäßiges Recht auszuüben und über ihre Zukunft zu entscheiden", sagte Hassan.

Auszählung der Wahlstimmen in der Bhora Primary School im Stadtteil Westlands von Nairobi (Foto. Maja Braun)
Es wird noch dauern, bis die Stimmen in allen 32.000 Wahllokalen ausgezählt sindBild: DW/ M. Braun

Kenyatta führt bei bisherigen Auszählungen

Laut der bislang veröffentlichen Ergebnisse führt Uhuru Kenyatta mit mehr als 50 Prozent der Stimmen. Bleibt es bei diesem Vorsprung, hätte er die Wahl gewonnen. Noch sind aber längst nicht alle Stimmen eingerechnet. Bisher werden diese Ergebnisse friedlich aufgenommen. Kenias Regierung und einige Nichtregierungsorganisationen gehen aber schon Hassreden nach, die in Sozialen Medien kursieren und unter Strafe stehen.

So steigt die Spannung in Kenia auf das endgültige Ergebnis. Aber bis in allen knapp 32.000 Wahllokalen die Stimmen ausgezählt sind, kann noch einige Zeit vergehen.