Hertha vermiest Funkel-Jubiläum
4. Oktober 2019Friedhelm Funkel nahm seinen Trainerkollegen Ante Covic freundschaftlich in den Arm und schaute schon im Moment des Abpfiffs wieder nach vorn. "Unser Zweikampfverhalten war nicht gut. Wir hatten viel zu viele Nachlässigkeiten, an denen wir in der Länderspielpause sehr, sehr hart arbeiten werden", sagte der Coach von Fortuna Düsseldorf bei DAZN. "Und dann wird die Mannschaft zurückkommen."
Seine Fortuna hat nun schon fünf Mal in Folge eine 1:0-Führung verspielt und am Ende eine verdiente 1:3 (1:2)-Niederlage bei Hertha BSC kassiert. Den einzigen Treffer für Düsseldorf erzielte Rouwen Hennings per Elfmeter (32. Minute/nach Videobeweis), dann drehten Vedad Ibisevic (37.), Javairo Dilrosun (44.) und Vladimir Darida (62.) das Spiel zu Gunsten der Gastgeber. Und das ausgerechnet zum Jubiläum des Gästetrainers.
In der Bundesliga gibt es aktuell keinen erfahreneren Trainer als ihn. Nur vier haben überhaupt mehr vorzuweisen: allen voran natürlich Otto Rehhagel (836), dann folgen Jupp Heynckes (669), Erich Ribbeck (568), Thomas Schaaf (524) und Udo Lattek (522). Die beiden letztgenannten könnte Funkel schon diese Saison überholen. Und so ist der Respekt groß - auch beim Gegner in Berlin, der prompt ein Trikot verschenkte, natürlich mit der Nummer 500.
Immer Volldampf gegen den Abstieg
Vor dem Spiel hatte er sich gewünscht, dass sein Team stabiler auftritt, aus den Fehlern der vergangenen Partien gelernt hat und die Punkte mitnimmt - und dass nicht er im Mittelpunkt steht. Funkel ist keiner fürs Rampenlicht. Ein Kämpfer, schon als Spieler. Aber niemals extravagant. 30 Jahre lang stand er mehr oder weniger ununterbrochen an den Seitenlinien der Stadien, trainierte schon die halbe Liga, übrigens auch Hertha BSC.
Seine Stationen hießen unter anderem KFC Uerdingen, MSV Duisburg, 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt oder Alemannia Aachen - und meistens ging es ziemlich glanzlos um den Ab- oder Aufstieg. Sechs Mal führte er seine Vereine in die Bundesliga.
Trainerikone in Düsseldorf
Seit dreieinhalb Jahren nun: Fortuna Düsseldorf. Der ehemalige Bundesligaprofi übernahm die Fortuna sogar als Abstiegskandidat in die 3. Liga. Düsseldorf stieg auf und schaffte in der vergangenen Saison das scheinbar Unmögliche: den viel gefeierten Klassenerhalt in der Bundesliga.
Das Ganze übrigens gegen den Widerstand des Vereinsbosses, der den meinungsstarken Funkel in der Winterpause gern geschasst hätte, dabei aber die Gegenwehr im Verein und vor allem bei den Fans massiv unterschätzt hatte. So musste am Ende der Boss gehen. Und Funkel wurde mit dem vorzeitigen Klassenerhalt endgültig zum Liebling der Fans.
So wie in Düsseldorf hat Funkel bei jeder seiner Stationen etwas da gelassen und sich in die Geschichtsbücher geschrieben, mit seiner sehr unaufgeregten, ehrlichen Art. Er macht kein großes Trara um seine Person, bleibt in heiklen Situationen gelassen und verlässt sich auf sein Handwerk.
Daran wird auch diese Niederlage nichts ändern, denn er weiß genau, worauf es in den nächsten Wochen ankommt: "Wir werden daran arbeiten und ich bin davon überzeugt, dass die Mannschaft zur Winterpause da stehen wird, wo wir stehen wollen", sagte Funkel angesichts des drohenden Abstiegskampfs nach fünf Niederlagen und nur vier Punkten in sieben Spielen. Und er klang dabei sehr überzeugend.