Keine Pause im Jemen-Konflikt
27. Juli 2015Die Huthi-Rebellen starteten einen neuen Angriff im Süden des Landes. Augenzeugen zufolge beschossen sie Wohngebiete in der Region von Dschebel Sabr in der Provinz Taes. Auch in Lahidsch soll es zu Gefechten gekommen sein. Nach Angaben des saudi-arabischen TV-Senders "Al Arabiya" reagierte die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition mit Bombenangriffen auf die grenznahen Regionen zwischen Jemen und Saudi-Arabien.
Das Militärbündnis hatte zuvor erklärt, bis Freitagabend auf Luftangriffe gegen die Huthi zu verzichten - unter der Bedingung, dass sich die Rebellen an die Feuerpause halten. Man wolle durch die Waffenruhe Hilfslieferungen in dem Bürgerkriegsland ermöglichen, hieß es aus Riad.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßte die Feuerpause und rief die Huthi-Rebellen und ihre Verbündeten dazu auf, sich zum "Wohle aller Jemeniten" ebenfalls daran zu halten. Die Konfliktparteien sollten die Pause nicht dazu nutzen, Waffen zu verlagern oder neue Gebiete einzunehmen, mahnte Ban.
Der Rebellenvertreter Mohammed Ali al-Huthi erklärte, die Vereinten Nationen hätten die Huthis nicht zu der Waffenruhe kontaktiert. Man habe daher weder Ja noch Nein sagen können. Ein Sprecher der Huthi warf dem "saudi-arabischen Aggressor" vor, die Kampfpause nur zu nutzen, um den jemenitischen Regierungstruppen zu erlauben, weitere Kräfte in der südlichen Hafenstadt Aden zusammenzuziehen. "Die Schlacht geht weiter und der Krieg ist nicht zu Ende", erklärte der Sprecher in einer Mitteilung auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Tödlichste Bombardements seit Beginn der Luftangriffe
Vor Beginn der Feuerpause war es zu den bislang tödlichsten Bombardements gekommen. Bei den Angriffen auf die Hafenstadt Mocha im Süden Jemens wurden am Samstag mindestens 141 Menschen getötet und 200 weitere verletzt. Außer einem Elektrizitätswerk hatte das Militärbündnis auch Wohngegenden getroffen. Deshalb seien unter den Opfern vor allem Zivilisten, unter ihnen Frauen und Kinder, sagten lokale medizinische Helfer und Rettungskräfte.
Die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition fliegt seit März im Jemen Luftangriffe. Ihr Ziel ist es, den geflohenen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi zurück an die Macht zu bringen. Die Huthi-Rebellen hatten im Januar mit Unterstützung von Truppen des früheren Präsidenten Ali Abdallah Saleh die Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht.
Durch die anhaltenden Kämpfe und Luftangriffe steht der bitterarme Jemen seit Wochen vor dem Kollaps. Nahrung, Medizin und Treibstoff sind knapp. Erste Seuchen breiten sich aus. Seit März sind nach UN-Angaben mehr als 3700 Menschen wegen des Konflikts ums Leben gekommen, über die Hälfte von ihnen waren Zivilisten. Außerdem gab es fast 16.000 Verletzte. Die Zahl der Binnenflüchtlinge gaben die Vereinten Nationen mit mehr als 1,2 Millionen an. Etwa 51.000 Menschen flüchteten ins Ausland.
sp/sti (dpa, rtr, afp)