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Keine Sorge vor Asteroiden: Einstweilen ist die Erde sicher

Matthew Ward Agius
9. Oktober 2024

Sie sind immer wieder Projektionen für Katastrophe-Szenarien: Asteroiden, die vermeintlich auf die Erde zurasen und Tod und Verderben bringen. Doch Forscher sind bemüht, einen solchen Weltuntergang zu verhindern.

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Illustration eines glühenden Asteroid beim Eintritt in die Erd-Atmosphäre
Die meisten Asteroiden, über die wir in den Nachrichten lesen, stellen keine oder nur eine geringe Gefahr für die Erde dar.Bild: J.R. Bale/Design Pics/IMAGO

Stellen wir und folgendes Szenario vor: Ein Asteroid rast im Weltall auf die Erde zu. Er ist länger als der Eiffelturm, hat die Form einer Erdnuss und könnte eventuell unseren Planeten treffen. Klingt beängstigend, oder? Und das Szenario ist nicht einmal erfunden. Allerdings ist der fragliche Asteroid mit der Bezeichnung 2024 ON bereits an der Erde vorbeigerauscht.

Aber seit seiner Entdeckung im Juli 2024 hat der Asteroid mit einem Durchmesser von 370 Metern allerhand Schlagzeilen gemacht. Damals bewegte er sich mit rund 40.000 Kilometern pro Stunde in Richtung Erde und wurde von Weltraumbehörden als "potenziell gefährlich" eingestuft. Bald aber berechneten Astronomen, dass er in einer Entfernung von rund einer Million Kilometern - mehr als das Doppelte der Entfernung zum Mond - an unserem Planeten vorbeifliegen würde. Und das tat er dann auch.

100 Tonnen kosmischer Niederschlag pro Tag

"Veröffentlichungen brauchen solche Cliffhanger, um Klicks zu generieren ", sagt Juan Luis Cano vom Büro für planetare Verteidigung der Europäischen Weltraumorganisation ESA. "Aber wir werden täglich von vielen Objekten besucht." Tatsächlich treffen jeden Tag etwa 100 Tonnen Weltraummaterial auf die Erde. Glücklicherweise handelt es sich größtenteils um Staub und nicht um Asteroiden.

Asteroid 2024 BX1 über Brandenburg

Für die Sicherheit auf der Erde sind vor allem "erdnahe Objekte" (Englisch: Near-Eearth Objects, kurz: NEOs) relevant. Das Büro der Vereinten Nationen für Weltraumfragen UNOOSA in Wien definiert diese Objekte als Asteroiden oder Kometen, die nahe an der Erdumlaufbahn vorbeifliegen. Das ist der Fall, wenn ihr Perihel - die geringste Entfernung zur Sonne - weniger als 195 Millionen Kilometer beträgt. Die Erde umkreist die Sonne in einem Abstand von etwa 150 Millionen Kilometern, in kosmischen Dimensionen gelten solche Abstände als Nachbarschaft.

Wissenschaftlern wie Cano sind rund 34.000 NEOs bekannt, aber keiner der größeren befindet sich derzeit auf einem Kurs, auf dem er die Erde treffen würde.

Wie wahrscheinlich ist ein Asteroideneinschlag auf der Erde?

Asteroiden der Größe von 2024 ON treffen die Erde etwa einmal alle 10.000 Jahre. Asteroiden mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer, wie der Chicxulub-Asteroid, der vor 66 Millionen Jahren die Erde traf und vermutlich zum Aussterben der Dinosaurier führte, schlagen etwa alle 260 Millionen Jahren ein.

"Wir schätzen, dass es etwa tausend Objekte gibt, die größer als einen Kilometer sind, und wir haben 95 Prozent von ihnen entdeckt", sagt Cano. "Das sind diejenigen, die eine globale Katastrophe auslösen könnten."

Aber auch kleinere Objekte haben zerstörerisches Potenzial. Je nach Geschwindigkeit und Eintrittswinkel in die Erdatmosphäre könnte ein 40 Meter dicker Felsbrocken eine ganze Stadt auslöschen. Hunderttausende solcher kleineren NEOs sind noch nicht katalogisiert. "Wir entdecken jedes Jahr etwa 3000 erdnahe Asteroiden", so Cano, "aber wir müssen sie schneller finden."

Die NEO-Suche ist eine "knifflige" Angelegenheit

In den vergangenen zehn Jahren suchte das im Weltraum stationierte Teleskop NEOWISE nach NEOs und fand mehr als 158.000 von ihnen. 2024 musste es außer Dienst gestellt werden. Die Nachfolgemission heißt Near-Earth Object Surveyor und soll 2027 starten. Der NEO-"Vermesser" soll vor allem die restlichen potenziell gefährlichen Asteroiden (PHAs) in einem Umkreis von 50 Millionen Kilometern um die Erde aufspüren.

Doch die Suche nach gefährlichen Objekten im Weltraum sei schwierig, sagt Amy Mainzer von der University of California in Los Angeles, die für die NEOWISE-Mission verantwortlich war und auch NEO Surveyor leiten wird: "Eines der schwierigsten Dinge in der Astronomie ist es, zu sagen, wie weit etwas entfernt ist."

Asteroiden als Goldgrube

"Man könnte denken: 'Wir sehen Objekte am Rande des Weltraums, warum wissen wir nicht, was sich direkt neben uns befindet? Wissen wir nicht einfach alles? ', und die Antwort ist: 'Nein, das ist wirklich schwierig!'", sagt Mainzer.

Um den Überblick über die gesichteten Objekte zu behalten und weitere Erkenntnisse über sie zu gewinnen, setzen Astronomen verschieden Teleskope ein. Eines der neuesten ist das Vera-Rubin-Observatorium, das derzeit in Chile gebaut wird und ein Jahrzehnt lang eine Zeitraffer-Karte des Universums erstellen soll. "Dies wird die Anzahl der Asteroiden, die wir entdecken, revolutionieren", glaubt Astronom Cano. Die ESA arbeitet außerdem an vier kleinen Mehrlinsenteleskopen (Flyeyes), mit denen der Nachthimmel in großem Maßstab beobachtet werden kann.

NEO-Forschung stützt planetare Verteidigung

Dank der NEO-Beobachtung sind sich die Forscher sicher, dass zumindest in den kommenden hundert Jahre kein Asteroid die Erde treffen wird. Denn sobald ein Objekt identifiziert ist, beobachten Wissenschaftler wie Mainzer und Cano sie, um ihre Flugbahn schnell und genau zu bestimmen. Diese Forschung ist Teil dessen, was Wissenschaftler "planetarische Verteidigung" nennen, also die Abwehr von Gefahren aus dem All.

Als 2004 der Asteroid Apophis zum ersten Mal entdeckt wurde, galt er mit 340 Metern Durchmesser als eines der gefährlichsten aller potenziell gefährlichen Objekte, die je entdeckt wurden. Man ging davon aus, dass er im Jahr 2029, 2036 oder 2068 auf die Erde treffen könnte. Spätere Berechnungen schlossen dies jedoch aus. Am Ende dieses Jahrzehnts wird er sich der Erde demnach bis auf 30.000 Kilometer nähern. Das ist erheblich näher als der Mond, und sogar näher als manch künstlicher Satellit.

Wird die Erde leichter oder schwerer?

Was aber würde passieren, wenn ein Asteroid auf Kollisionskurs mit der Erde gesichtet würde? Bei ausreichender Vorwarnzeit könnten Ingenieure versuchen, ihn von seinem Kurs abzulenken. Im Jahr 2022 steuerte die NASA-Mission Double Asteroid Redirection Test (DART) absichtlich ein Raumschiff in den Asteroiden Dimorphos. Damit zeigte sie, dass eine solche Mission tatsächlich die Richtung eines Himmelskörpers ändern und dessen Einschlag auf unserem Planeten notfalls vereiteln könnte.

Die ESA plant für Oktober 2024 eine Aufklärungsmission namens Hera, um die von DART hinterlassenen Spuren auf Dimorphos zu untersuchen. Die Wissenschaftler erhoffen sich davon Erkenntnisse, um den Erfolg von DART besser bewerten zu können.

Matthew Ward Agius Matthew berichtet über Geschichte, Wissenschaft, Gesundheit, Klima und Umwelt.