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Kenia freut sich auf Obama

Philipp Sandner22. Juli 2015

Das ostafrikanische Kenia steht Kopf, weil US-Präsident Barack Obama zu Besuch kommt. Dass sein Vater Kenianer war, bringt ihm hier viele Sympathien ein. Doch ins Heimatdorf seines Vaters wird er vorerst nicht reisen.

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Ein Mann läuft in Kenia mit einem Plakat herum, das US-Präsident Barack Obama zeigt
Bild: picture-alliance/dpa/D. Irungu

Kenias Hauptstadt Nairobi kurz vor dem Zweitagesbesuch von US-Präsident Barack Obama: Frisch gepflanzte Palmen säumen die Straße, die zum Flughafen führt. US-Flaggen wehen neben kenianischen Flaggen im Wind. Und begeisterte Kenianer haben Ausschnitte einer Obama-Rede als Handyklingelton auserkoren.

Die Polizei hat ihre Sicherheitsvorkehrungen vor dem Besuch am Freitag verstärkt - nicht nur in der Hauptstadt Nairobi. Auch die 500.000-Einwohner-Stadt Kisumu ist im Ausnahmezustand. Die Stadt, nur wenige Kilometer entfernt vom Dorf Kogelo, in dem Obamas Vater Barack Hussein Obama Senior geboren wurde, hat vorgesorgt. Sicherheit steht an vorderster Stelle.

Arbeiter teeren eine Straße in Nairobi
Nairobis Straßen werden kurz vor dem Besuch von Obama herausgeputztBild: picture-alliance/dpa/D. Irungu

"Wir lassen keine Fahrzeuge mehr in das Dorf", sagte Caroline Onchoka, die Sicherheitsbeauftragte des Bezirks.

"Wir haben sogar Metalldetektoren vorbereitet, um die Öffentlichkeit an den Zugangspunkten auf gefährliche Gegenstände zu untersuchen." Sie seien auf Obamas Besuch vorbereitet, betont Onchoka.

Obamas Großmutter hofft auf Besuch

Die Großmutter des US-Präsidenten - Sarah Obama - freut sich besonders auf den Besuch des Weltpolitikers und versprach, ihm zu Ehren ein Tier zu schlachten. "Was auch immer er essen will: Ente, Lamm… auch Rinder haben wir für ihn", sagte sie im Vorfeld des Staatsbesuchs im DW-Interview.

Die 94-Jährige wohnt noch immer in dem kleinen Örtchen Kogelo ganz im Westen Kenias, wo 1936 ihr Stiefsohn Barack Hussein Obama Senior zur Welt kam, der Vater des heutigen Präsidenten.

Barack Obama mit seiner Großmutter Sarah Obama 1987
Barack Obama reiste 1987 zum ersten Mal nach Kenia und besuchte seine Großmutter Sarah ObamaBild: picture-alliance/dpa

Barack Obama selbst lebte nie in Kenia. Geboren ist er auf Hawaii, wo sein Vater in den 1960er Jahren studierte und Obamas Mutter Stanley Dunham kennenlernte. Die Ehe hielt nur drei Jahre. 1964 kehrte Obama Senior nach Kenia zurück, wo er 18 Jahre später bei einem Autounfall ums Leben kam.

Der Tod des Vaters war für den heutigen US-Präsidenten Anlass, die Suche nach seinen Wurzeln aufzunehmen und 1987 zum ersten Mal in seinem Leben nach Kenia zu reisen. Sein Onkel Said erinnert sich an Fahrten in den kenianischen "Matatu"-Minibussen und Spaziergänge durch den Mathare-Slum in Nairobi, noch unbehelligt von der Öffentlichkeit.

Kenias heimlicher Nationalheld

So viel Privatsphäre ist für den mächtigsten Mann der Welt heute undenkbar - auch in Kenia. Seit er 2009 das Amt des US-Präsidenten übernahm, hat die ostafrikanische Nation ihn zum Nationalheld erklärt. Dass er selbst gar kein Kenianer ist - Nebensache. Sein Konterfei findet sich auf T-Shirts, Stoffen und Kaugummipackungen.

Dorfbewohner in Kogelo feiern die Wiederwahl von Obama
Dorfbewohner aus Kogelo feiern die Wiederwahl von Barack Obama 2012Bild: dapd

Wenn nun Obama zum ersten Mal als Präsident nach Kenia reist, profitieren auch Straßenhändler wie Robert Otieno in Kisumu. "Ich verkaufe Poster von der Obama-Familie", sagte er der DW. Mit dem Verkauf habe er angefangen, gleich nachdem er von dem Staatsbesuch erfuhr. "Ich verkaufe zehn Poster am Tag. Das bringt Geld, ich bin zufrieden." Inzwischen gibt es auch Plakate mit dem Aufdruck "Willkommen zu Hause, Obama!"

Ein kleines Dorf zwischen Hoffen und Bangen

Gleich zwei Schulen im Heimatdorf seines Vaters Kogelo sind nach Barack Obama benannt. Die Familie des Präsidenten hatte einst das Grundstück für die Grund- und weiterführende Schule bezahlt.

Die Schüler hofften nun sehr darauf, den Menschen zu treffen, dessen Namen die Schule trägt, sagte der Direktor der weiterführenden Schule, Henry Odongo, der DW. Und er wünsche sich, dass Präsident Obama sehen könnte, was für einen Wandel er in dem Ort ausgelöst habe. Die Straßen sind asphaltiert, "wir haben sogar Hotels für Besucher, die das Dorf sehen wollen, wo Obamas Vater aufgewachsen ist".

Ein Plakat an Nairobis Flughafen, das Obama willkommen heißt
Kenia heißt Obama gleich am Flughafen in Nairobi willkommenBild: picture-alliance/Photoshot

Doch Obama und seine rund 700-köpfige Entourage werden wohl gar nicht in das kleine Dorf kommen. Sein Zeitplan lasse das nicht zu, so die US-Botschaft. Für die Einwohner ist das eine herbe Enttäuschung.

"Man kann nicht 5000 Kilometer nach Kenia reisen und es dann nicht schaffen, noch 200 Kilometer weiter zu fahren", sagte Kogelos Dorfvorsteher Dennis Okumo.

Er sei "sehr enttäuscht", betonte Einwohner Richard Okello: "Wir wollen, dass unser Junge hier vorbeikommt. Er soll kommen und seiner Großmutter Hallo sagen, dann werden wir die glücklichsten Menschen auf der Welt sein." Nur eine Stunde solle er für sein Heimatdorf hergeben, bittet ein anderer.

Großmutter Sarah Obama gibt sich milde. Obama sei ja nun ein Sohn des Landes, nicht nur von Kogelo. Dennoch hofft sie weiter auf einen Besuch ihres Enkels. "Er muss kommen, um das Grab seines Vaters zu sehen."

Mitarbeit: John Marwa, Geoffrey Mung'ou, James Shimanyula