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"Khartum hat uns den Krieg erklärt"

24. April 2012

Nach den jüngsten Angriffen des Sudan auf den abgespaltenen Südteil des Landes spricht dessen Präsident Kiir von einer Kriegserklärung an sein Land. Die Vereinten Nationen befürchten eine Eskalation des Konflikts.

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Ein zerstörter Markt in Rubkona nahe Bentiu (Foto: dapd)
Bild: AP

Der Sudan hat mit der Unabhängigkeit des Südens am 9. Juli 2011 drei Viertel seiner Ölreserven eingebüßt. Die Gefechte um das von beiden Seiten begehrte Ölfeld Heglig, das in einer Region liegt, wo der Grenzverlauf noch nicht festgelegt ist, hatten sich in den vergangenen Tagen noch ausgeweitet. Die sudanesische Luftwaffe flog am Montag und Dienstag Angriffe, obwohl sich die südsudanesische Armee nach eigenen Angaben zuvor aus der Grenzregion zurückgezogen hatte.

Bombardiert wurden laut Augenzeugen wieder die Grenzorte Panakwach und Lalop im südsudanesischen Bundesstaat Unity und der Grenzposten Teshwin. Zuvor war Bentiu, die Hauptstadt von Unity, angegriffen worden, wie Gouverneur Taban Deng mitteilte. Es gab Tote und Verletzte.

Schwere Kämpfe im Sudan

Präsident Kiir in Peking

Südsudans Präsident Salva Kiir, der sich derzeit in China aufhält, sprach von einer sehr kritischen Phase für die noch junge Republik Südsudan. "Unser Nachbar Khartum hat uns den Krieg erklärt", bewertete Kiir im Gespräch mit dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao in Peking die jüngste Angriffswelle. Hu rief beide Länder zur Zurückhaltung auf. Dies sei wichtig für die Stabilität und den Frieden in der Region. Die Volksrepublik gilt als langjähriger enger Verbündeter des islamisch-arabisch geprägten Sudan unter Staatschef Omar al-Baschir. Seit der Unabhängigkeit des Südsudan bemüht sich die Wirtschaftsmacht China, die in beiden Staaten im Ölgeschäft engagiert ist, jedoch um Neutralitiät.

UN befürchten neuen Bürgerkrieg

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich angesichts der Zuspitzung des Konflikts sehr besorgt und rief in New York sowohl Al-Baschir als auch Kiir eindringlich dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Vereinten Nationen befürchen, dass der jahrzehntelange Konflikt zwischen beiden Seiten wieder aufbricht, in dem schätzungsweise zwei Millionen Menschen zwischen 1983 und 2005 getötet worden waren.

Die Chancen für eine Lösung des Konflikts im Dialog gelten derzeit aber als sehr gering. So zitierten sudanesische Medien Al-Baschir mit den Worten "Der Südsudan versteht keine andere Sprache als die der Waffen". Deshalb werde es keine Gespräche geben. Zuvor hatte al-Baschir bereits in deutlichen Worten mit dem Sturz der südsudanesischen Regierung gedroht.

Südsudans Präsident Kiir und sein chinesischer Kollege Hu in Peking (Foto: rtr)
Südsudans Präsident Kiir und sein chinesischer Kollege Hu in PekingBild: Reuters

Zehntausende auf der Flucht

Wegen der jüngsten Kämpfe sind nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen mindestens 35.000 Menschen aus den Grenzregionen um Heglig, Talodi und anderen Teilen Süd-Kordofans in den Südsudan geflohen. Mitarbeiter von UN-Organisationen berichten von einer Verschärfung der ohnehin angespannten humanitären Lage in der Region. Sechzig Prozent der Menschen im Südsudan könnten derzeit nicht versorgt werden, sagte eine Sprecherin des Welternährungsprogramms (WFP) in Genf. Insgesamt sind laut WFP 4,7 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Besonders prekär ist die Lage der Kinder. In manchen Regionen ist schon jetzt jedes fünfte Kind stark unterernährt.

se/SC (afp, dpa, rtr, epd, dapd)