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Die 63.Internationalen Filmfestspiele Berlin

Silke Bartlick5. Februar 2013

Die Internationalen Filmfestspiele Berlin sind Branchentreff, Publikumsmagnet und eines der weltweit wichtigsten Filmfestivals. Am 7. Februar beginnt die 63. Ausgabe.

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Der Berlinale Bär im Sony Center am Potsdamer Platz anzuführen Veröffentlichung sind ausschließlich im Rahmen einer redaktionellen Berichterstattung über die Berlinale gestattet
Bild: Berlinale

Alles wie immer, aber mit Niveau und einigen markanten Akzenten – so lässt sich zusammenfassen, was die Gäste dieser 63. Internationalen Filmfestspiele Berlin in den nächsten Tagen erwartet. Einen Mix aus Produktionen der großen Studios und von immer stärker werdenden unabhängigen Filmemachern verspricht Festival-Chef Dieter Kosslick, viele Filme von und über Frauen und - in schöner Berlinale-Tradition - Welt-Kino, das sich aktuellen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen stellt.

Aufbrüche, Umbrüche, Verwerfungen

Beispiele finden sich in allen Sektionen dieses Festivals, auf dessen Programm insgesamt 404 Filme stehen. Im Wettbewerb um den Goldenen und die Silbernen Bären konkurrieren dieses Jahr 19 Produktionen, und auch hier ist das Kino zeitweilig unbequem.

So erzählt der bosnische Oscar-Preisträger Danis Tanovic von den existenziellen Nöten, aber auch vom Lebensmut einer Roma-Familie in Bosnien-Herzegowina. Seinen Film "An Episode in the Life of an Iron Picker" hat er mit Laiendarstellern und teilweise mit der Handkamera gedreht.

Eine Frau dückt ihr Kind an sich. Filmszene "An Episode in the Life of an Iron Picker", Regie: Danis Tanović (Foto: Berlinale)
Politisches Kino aus Bosnien: "An Episode in the Life of an Iron Picker"Bild: Berlinale 2013

Der Russe Boris Khlebnikov nimmt die Zuschauer mit in den Norden seines Landes, auf die Kola-Halbinsel, und inszeniert in seinem Film "Synopsis" die Tragödie eines aufrechten Mannes, der sich dem Sumpf aus Korruption und Habgier nicht ergeben will und dabei alles riskiert, was ihm wertvoll und wichtig ist. Und der amerikanische Regisseur Gus van Sant hat einen Politthriller über einen ökologischen Gegenwartskonflikt gedreht. In seinem Film "Promised Land" geht es um die neuartigen Methode des "Fracking", also das Aufbrechen von Schieferschichten, um so bislang unerreichbare Reserven tief in der Erde zu erschließen. Und natürlich geht es um Renditen, Risiken und die fürchterlichen Verwüstungen, die mit dieser Methode einhergehen. "Ein großes Thema", sagt Dieter Kosslick.

Große Namen, großes Kino

Das amerikanische und das französische Kino haben ihn und seine Auswahlkommission in diesem Jahr scheinbar besonders überzeugt, denn beide Länder sind mit jeweils drei Beiträgen im Wettbewerb vertreten. Und mit großen Namen: Matt Damon, Jude Law, Steven Soderbergh, Juliette Binoche, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert.

Mit Spannung erwartet wird auch der iranische Beitrag "Pardé" von Jafar Panahi und Kamboziya Partovi – ein Film über zwei Gefangene in einem Haus ohne Aussicht, realisiert, obwohl ein iranisches Gericht Panahi 2010 zu einem 20-jährigem Schreib- und Regieverbot wegen "Propaganda gegen das System" verurteilt hat.

Nina Hoss in Thomas Arslans Film "Gold". Sie reitet durch eine weite Landschaft. (Foto: Patrick Orth © Schramm)
Ein deutscher Western - Nina Hoss in "Gold" von Thomas ArslanBild: Schramm

Deutschland geht dieses Mal mit nur einem Film auf Bärenjagd. In Thomas Arslans Auswanderer-Western "Gold" spielt Nina Hoss die Hauptrolle. Wer am Ende eine der begehrten Trophäen erhält, entscheidet eine prominent besetzte internationale Jury unter Leitung des chinesischen Filmemachers Wong Kar Wei. Ein Preisträger steht indes schon fest. Der französische Regisseur Claude Lanzmann erhält den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk und wird mit einer Hommage gewürdigt. Lanzmann, sagt Dieter Kosslick, habe ganz unbestritten den wichtigsten Film über den Holocaust gedreht, "Shoah". "Und ich denke, es war an der Zeit, nicht nur Claude Lanzmann zu ehren, sondern auch zum ersten Mal in der Geschichte der Berlinale nach 63 Jahren einen Dokumentaristen."

Kino für alle

In diesen 63 Jahren ist die Berlinale kontinuierlich gewachsen. Heute zeigt sie auch kulinarisches und indigenes Kino, Filme für Kinder und für Jugendliche und bespielt, infolge des stetig wachsenden Publikumsinteresses, immer neue Kinos in verschiedenen Teilen Berlins. Tatsächlich ist das Programm der Filmfestspiele für Cineasten mit ganz unterschiedlichen Vorlieben interessant. Die Retrospektive widmet sich den Einflüssen des Kinos der Weimarer Republik auf den internationalen Film nach 1933.

Feierlicher Trubel am Roten Teppich vor dem Berlinale Palast am Potsdamer Platz. (Foto: imago/imagebroker)
Alljährlicher Trubel am Berlinale PalastBild: imago/imagebroker

Die "Sektion" Panorama zeigt starkes unabhängiges Kino aus dem gesamten amerikanischen Raum, gleich fünf Filme aus dem Nahen Osten und – wie üblich – eine Reihe schwul-lesbische Beiträge. Und im "Forum des Jungen Films", der Spielwiese für neue, originelle Erzählweisen und Formate, fragen auffällig viele Filme nach den Auswirkungen der politischen Orientierungslosigkeit auf die Lebensbedingungen und die Psyche der Menschen. Wobei die Grenzen zischen Spiel- und Dokumentarfilm regelmäßig verschwimmen. Denn die Filmkunst versuche, so Sektionsleiter Christoph Terhechte, neue Positionen zu finden, "formale Antworten auf die Frage, wie kann der Film eigentlich Wirklichkeit widerspiegeln."

Film ab!

Die 63. Internationalen Filmfestspiele Berlin werden am 7. Februar im Berlinale Palast feierlich eröffnet. Mit viel nationaler und internationaler Prominenz und einer Verbeugung vor Jury-Präsident Wong Kar Wei. Denn außer Konkurrenz läuft zum Auftakt des zehntägigen Kinomarathons dessen Film "The Grandmaster". Die Geschichte zweier Kung-Fu Meister spielt 1936, am Vorabend der japanischen Invasion. Am nächsten Morgen wird es dann ernst – mit den ersten Vorführungen im Wettbewerb und dem Ansturm des Publikums auf die Kinos. Dann heißt es: Film ab!