Kirchen eröffnen "Woche für das Leben"
4. Mai 2019In einem ökumenischen Festgottesdienst in der evangelisch-lutherischen Marktkirche in Hannover haben die evangelische und katholische Kirche gemeinsam die "Woche für den Schutz und die Würde des menschlichen Lebens" eröffnet. Das Motto der Aktionswoche lautet in diesem Jahr "Leben schützen. Menschen begleiten. Suizide verhindern." Beide Kirchen wollen den Gründen von Depressionen und Todeswünschen nachgehen und Wege für eine bessere Prävention und Versorgung von suizidgefährdeten Menschen aufzeigen.
Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sprach auch ein Versagen der Kirche an. Es sei eine historische Schuld der Kirche, Menschen, die sich das Leben genommen hätten, als Selbstmörder moralisch verdammt und ihnen ein Begräbnis verweigert zu haben. Damit hätten die Kirchen dazu beigetragen die Schuldgefühle der Angehörigen zu potenzieren. "Studien sagen, dass ein Mensch, der sich das Leben nimmt, mindestens zehn Menschen aus seinem Lebenskreis in eine schwere Krise stürzt", so Bedford-Strohm.
Bedford-Strohm forderte mehr Zuwendung für Menschen, die sich das Leben nehmen wollen. Gottes Liebe gelte auch ihnen und denjenigen, die sich selbst getötet hätten. "Wie könnte Gott die fallenlassen, die für sich nur noch den Todes-Ausweg gesehen haben, wo er ihre Verzweiflung doch so gut kennt."
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, rief dazu auf, beherzt einzugreifen, "wenn es um die Rettung und Begleitung eines Menschenlebens geht". Er betonte: "Suizidprävention geht uns alle an." Marx hob die Angebote der Kirchen und ihrer Sozialverbände für Menschen hervor, die am Leben verzweifelten.
Kardinal Marx forderte zudem mehr Achtsamkeit für Sterbewillige: "Wir appellieren an unsere Gesellschaft um ein wachsames Miteinander, um ein aufmerksames Auge auf den Nachbarn und um ein beherztes Eingreifen, wenn es um die Rettung und Begleitung eines Menschenlebens geht."
Laut Statistik nehmen sich jedes Jahr in Deutschland etwa 10.000 Menschen das Leben. Noch deutlich mehr versuchen es.
Die "Woche für das Leben", in der katholische und evangelische Kirche seit 1994 besonders auf die Schutzwürdigkeit und die Schutzbedürftigkeit des menschlichen Lebens hinweisen, wird in diesem Jahr zum 25. Mal veranstaltet. Die Aktion beginnt immer zwei Wochen nach Ostern.
qu/uh (dpa, kna, epd)