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Kleine Nordsee ganz groß

Helena Schwar2. August 2014

Das Expeditionsschiff "Celtic Explorer" ist auf große Fahrt für die "17. Gesamtaufnahme der Nordsee" gegangen. Dabei jagen die Forscher der Frage hinterher: Wie funktioniert das "System Nordsee"? Dazu: 10 Fakten.

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Orkantief Xaver braust über die Nordseee (Foto: Carsten Rehder/dpa)
Stürme und Wellen setzten die Deichen der Nordsee stark zu.Bild: picture-alliance/dpa

1. Die Nordsee ist ein sehr altes Meer. Seit 350 Millionen Jahren existiert es und änderte in dieser Zeit häufig seine Gestalt. Das Meer, so wie wir es heute kennen, besteht seit der letzten Eiszeit, also seit 11.000 Jahren. Doch auch dieser Zustand ist nur ein Stadium. Die See unterliegt ständigen Veränderungen. Auch die Menschen an der Küste müssen sich an die Veränderungen immer wieder anpassen.

Westerhever - Vogelsafari am Wattenmeer

2. Der Nordsee geht es gut! Vor allem seit dem Verbot von phosphathaltigem Waschmitteln und einer strengen Düngermittelverordnung. Dadurch sind seit den 1990er Jahren immer weniger Schadstoffe in das Meer gelangt. Die Temperatur der See ist in den letzten zehn Jahren um gut zwei Grad gestiegen. So halten immer mehr Meerestiere und Pflanzen in Gebiete der Nordsee Einzug, die es gerne warm haben. Der Kabeljau hingegen wandert ab, ihm gefällt es in kühleren Gewässern.

3. Die Nordsee ist ein sehr kleines Meer das in starker Abhängigkeit zum Atlantik steht. Neunzig Prozent der Nährstoffe strömen durch den ständigen Wasseraustausch vom Atlantik ein. Das bestimmt zugleich Temperatur und Salzgehalt der Nordsee. Im Winter sind die einströmenden, warmen Gewässer des Atlantiks die Hauptwärmequelle der Nordsee. Auch die Gezeiten orientieren sich an dem Atlantik. Da die Nordsee zu klein ist um eine eigene Tide zu bilden (Bewegungen des Meeres, die Gezeiten unterliegen), werden Ebbe und Flut vom Atlantik bestimmt.

4. Mit den drei größten Häfen Europas (Rotterdam, Hamburg und Antwerpen) ist die Nordsee Mittel- und Nordeuropas Tor zum Welthandel. 420.000 Mal pro Jahr kommen riesige Frachtschiffe in die Nordsee herein und fahren wieder heraus. Der Warenumschlag entspricht 15 Prozent des europäischen Bruttoinlandproduktes.

Menschen spazieren durch das Wattenmeer (Foto: AP)
Das Wattenmeer - keine Schlammwüste, sondern ein vielfältiger LebensraumBild: Heribert Proepper/AP/dapd

5. Im Jahr 2009 kürte die UNESCO das Wattenmeer zum Weltnaturerbe. Das größte zusammenhängende Wattenmeer der Welt erstreckt sich von Dänemark im Norden, über Deutschland bis in die Niederlande im Süden. Was bei Ebbe so karg wirkt, beherbergt abertausende Organismen und ist jedes Jahr Rastplatz für Millionen Vögel.

6. Dreizehn Inseln liegen im deutschen Teil der Nordsee. Hinzu kommen zehn Halligen, das sind winzige Höfe mit Schafzucht mitten im Meer. Die Insulaner verhandeln, streiten und plaudern in 13 verschiedenen Sprachen: Hochdeutsch, Plattdeutsch, Dänisch und in zehn friesischen Dialekten.

7. Das Leben auf den Halligen der Nordsee ist eine kleine Sensation und weltweit einzigartig. Die Inseln vor den Küsten des Landes sind nicht eingedeicht und werden bei Flut fast komplett überschwemmt. So leben die Bewohner nach den Regeln von Ebbe und Flut und sind den Launen der Natur ausgesetzt. Ihre Häuser haben die Bewohner auf künstlich aufgeworfenen Hügeln aus Kleiboden errichtet, die einer Sturmflut standhalten. Für den Fall, dass das Meer launisch und der Weg zum Festland überflutet ist, sind die Vorratskammern stets gefüllt.

8. Allein in Deutschland verbringen zwei Millionen Urlauber und 16 Millionen Tagesausflüger jedes Jahr ihren Urlaub an der Nordsee. Dabei vergnügen sie sich auf 350 Kilometern Radwegen. Neben vielen Wanderwegen, gibt es sogar 420 Kilometer ausgewiesene "Nordic-Walking-Strecken".

Ein Kutter holt sein Netz ein (Foto: dpa)
Weil die Nordsee-Anrainer Schutzregeln für Jungfische konsequent durchsetzen, erholen sich die Fischbestände gut.Bild: picture-alliance/dpa

9. Die Nordsee hält die Ostsee durch Einströme des salzhaltigen Wassers am Leben. Bei periodischen Wettereinbrüchen strömt frisches Salzwasser in die tiefen Becken der Ostsee und "belüftet" diese. Wenn lange kein frisches Salzwasser in die Becken fließt und der Sauerstoff aufgebraucht ist, bildet sich ein anoxisches, also sauerstoffarmes, Milieu.

10. Die Fischerei in der Nordsee ist sehr ertragreich. Jährlich fangen Trawler hier bis zu 3,5 Millionen Tonnen Fisch. Das entspricht 50-60 Kilo Fisch pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Auf der ganzen Welt fangen die Fischereiflotten etwa 100 Millionen Tonnen Fisch jährlich.