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Klimaschutz kann Wirtschaft pushen

Christina Horsten/Jan-Henrik Petermann (dpa)16. September 2014

Wenn die Wirtschaft wächst, geht dies meist auf Kosten des Klimas. Das ist zumindest die Meinung vieler Kritiker. Ein neuer Bericht zeigt: Wirtschaftskraft und Klimaschutz können sich durchaus gegenseitig stützen.

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Europäische Energiepolitik Stromtrasse Überlandleitung Binnenmarkt
Bild: picture-alliance/dpa

Wachsende Wirtschaft und besserer Klimaschutz - passt das zusammen? Die weit verbreiteten Vorstellungen vieler Menschen zum Thema scheinen nahezulegen: Nein. Doch die Überzeugung, beide Ziele seien zugleich unmöglich zu erreichen, komme bei genauerer Betrachtung einem "Mythos" gleich, sagt der Finanzexperte und frühere deutsche Weltbank-Vizepräsident Caio Koch-Weser.

Wirtschaftswachstum, eine sichere Energieversorgung und Klimaschutz ließen sich gleichzeitig umsetzen - "wenn es gelingt, verlässliche politische Rahmenbedingungen zu schaffen, nachhaltige Investitionen zu tätigen und Anreize für Innovationen zu setzen".

Koch-Weser ist gemeinsam mit der Globalen Wirtschafts- und Klimakommission - einem Zusammenschluss von 24 Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft - zu diesem Schluss gekommen. Am Dienstag (16.09.2014) stellte die Gruppe unter dem Vorsitz des früheren mexikanischen Ministerpräsidenten Felipe Calderón und des britischen Wirtschaftswissenschaftlers Sir Nicholas Stern im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York ihren Bericht vor.

Kein Widerspruch

Die nach Angaben der Autoren wichtigste Erkenntnis: Klimaschutz und Wirtschaftswachstum sind parallel prinzipiell möglich, sie können sich sogar ergänzen und gegenseitig voranbringen. Und: Die kommenden 15 Jahre sind entscheidend für die Frage, ob das gelingen kann. Denn in dieser Zeitspanne wird sich den Prognosen der Experten zufolge einiges verändern. Die Weltwirtschaft wird um mehr als die Hälfte wachsen, eine Milliarde mehr Menschen werden in Städten leben, technologische Veränderungen werden ihr Leben und Arbeiten weiterhin stark verändern. Und rund 90 Billionen Dollar (etwa 70 Billionen Euro) dürften weltweit in die Infrastruktur investiert werden. Dieses Geld müsse sinnvoll und im Bewusstsein eines stärkeren Klimaschutzes ausgegeben werden, fordern die Fachleute nun - zum Beispiel in die öffentlichen Verkehrssysteme von Städten. Das reduziere die Luftverschmutzung, Treibhausgas-Emissionen könnten eingespart werden.

Auch in erneuerbare Energien müsse investiert werden, um die Abhängigkeit von der Kohle zu verringern. Dann ließen sich auch die Subventionen für fossile Brennstoffe abbauen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) wertet den Bericht als Beleg für die besondere Rolle der erneuerbaren Energien: "Klimaschutz ist zum Wachstumsmotor geworden. Das haben wir einer ganzen Reihe von technologischen Durchbrüchen zu verdanken - nicht zuletzt bei den erneuerbaren Energien. Davon profitiert heute der ganze Planet."

Landwirtschaft einbeziehen

Doch die Studie geht in ihren Empfehlungen noch weiter: Derzeit nicht für die Landwirtschaft genutzte Flächen müssten etwa weltweit wiederbelebt werden. Wenn das bei nur zwölf Prozent geschehe, könnten schon 200 Millionen Menschen ernährt und das Einkommen der Bauern um 40 Milliarden Dollar pro Jahr erhöht werden. Die Investitionen in die Erforschung und Entwicklung klimafreundlicher Technologien sollten den Forderungen der Experten zufolge außerdem verdreifacht werden. Wenn dies alles konsequent umgesetzt würde, könnte es das Weltwirtschaftswachstum bereits in den kommenden 5 bis 15 Jahren deutlich stärken, heißt es in dem Bericht.

Bislang handelt es sich allerdings nur um Vorschläge. In den kommenden Monaten wollen die Experten weltweit bei Unternehmen für ihre Ideen werben. Zuvor gibt es aber noch einen wichtigen Termin, bei dem die Untersuchung ebenfalls diskutiert werden soll: Am nächsten Dienstag steht in New York vor der UN-Vollversammlung ein Klimagipfel an, für den sich neben UN-Generalsekretär Ban Ki Moon auch schon zahlreiche Staats- und Regierungschefs aus aller Welt angesagt haben.