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Die Antarktis schmilzt schneller als zuvor

14. Juni 2018

Die großen Eismassen der Antarktis schmelzen seit 2012 deutlich schneller und damit steigt auch der Meeresspiegel schneller an. Forscher mahnen zum Handeln, um die katastrophalen Folgen für die Welt zu begrenzen.

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Antarktis: Seelöwen Pinguine die Schönheit des Eises
Bild: Reuters/A. Meneghini

Die weltweit größte Eismasse ist in der Antarktis gebunden. Schmilzt dieses Eis langfristig ab, würde der globale Meeresspiegel um 58 Meter angehoben und somit deutlich mehr als durch geschmolzenes Grönlandeis (sieben Meter) oder alle Eisgletscher zusammen (0,6 Meter). 

Forscher von der Shepherd Universität in Leeds (GB) und der NASA nahmen sich Satellitenbilder vom Eisschild des Südpols und des globalen Meeresspiegel unter die Lupe und werteten alle Daten aus.

Ihre Ergebnisse zeigen, dass die Antarktis vor 2012 konstant 76 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr verlor und damit für einen Anstieg des Meeresspiegels um 0,2 Millimeter pro Jahr sorgte. Seit 2012 hatte sich jedoch der Eisverlust verdreifacht, auf 219 Milliarden Tonnen pro Jahr. Der damit verbundene Anstieg des Meeresspiegels beträgt nun 0,6 Millimeter pro Jahr.

Schneemobile und Zelt auf Antarktis
Forscher müssen zum Teil mit harten Bedingungen rechnenBild: Hamish Pritchard, BAS

"Wir haben lange vermutet, dass Veränderungen des Erdklimas die polaren Eisschichten beeinflussen werden", sagt Andrew Shepherd von der Universität Leeds. "Dank der Satellitenbilder können wir nun die Eisverluste und ihren Beitrag zum globalen Meeresspiegel zuverlässig verfolgen". Die Ergebnisse des steigenden Eisverlustes in der Antarktis sieht Shepherd als ein Alarmsignal. Regierungen müssten dringend handeln, um die Küstenstädte vor dem ansteigenden Meeresspiegel zu schützen.

Rettung der Antarktis weltweit wichtig

Die Studie zur steigenden Eisschmelze wurde in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht. In der Sonderausgabe zur Antarktis werden mehrere Artikel mit den neusten Forschungsergebnisse vorgestellt und geben einen weiteren Einblick in das komplexe Ökosystem und den damit verbundenen Risiken durch Veränderungen und Instabilität.

In der veröffentlichte Studie "How to save Antarctica" weisen die Wissenschaftler des Imperial Collage London darauf hin, dass die Zeit für die Rettung der Antarktis knapp wird, wenn in den nächsten zehn Jahren "nicht die richtigen Entscheidungen getroffen werden, um die Antarktis zu erhalten". Die daraus folgenden Konsequenzen würden weltweit spürbar sein. 

Infografik Langfristiger Meeresanstieg bei konstanter Verbrennung fossiler Energien DE

Einige der Veränderungen in der Antarktis sind nach Auffassung der Wissenschaftler schon heute irreversibel, wie beispielsweise der Verlust von Schelfeis. Trotzdem könne man noch vieles tun. "Um die schlimmsten Auswirkungen zu vermeiden, werden wir eine starke internationale Zusammenarbeit und effektive Regulierungen benötigen, die durch strenge wissenschaftliche Maßnahmen unterstützt werden", sagt Martin Siegert vom Grantham Institute am Imperial College London. Wichtig sei es, dass die Regierungen anerkennen, dass die Antarktis eng mit dem Rest des Erdsystems verbunden ist und dortige Schäden "überall zu Problemen führen werden".

Mehr dazu: Der Klimawandel ist real und in vollem Gange

Siegert und seine Kollegen untersuchten in ihrer Studie zwei Szenarien. Bei anhaltend hohem CO2-Ausstoß in der Welt und niedriger Regulation durch Regierungen gäbe es weitreichende und schnelle Veränderungen mit globalen Konsequenzen.

Im schlimmsten Fall würde so im Vergleich zu 1850 die globale Temperatur bis 2070 um fünf Grad ansteigen, die Eisschmelze stark zunehmen und so der globale Meeresspiegel um mehr als einen Meter ansteigen. Dies könnte zudem zum Zusammenbruch des gesamten westantarktischen Eisschildes führen sowie zu einem Meeresspiegelanstieg um etwa 3,5 Meter.

Würde die Politik jedoch effektiv handeln, würde im "besten Fall" der Beitrag der Antarktis zum Meeresspiegel "nur in der Größenordnung von einem halben Meter liegen" und die schlimmsten Auswirkungen könnten nach Ansicht der Autoren so noch vermieden werden.

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Gero Rueter Redakteur in der Umweltredaktion