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"Ebola ist auch Armutskrankheit"

Julia Mahncke8. August 2014

Religiöse Anführer warnen Gemeindemitglieder vor Ebola. Ihnen vertrauen viele mehr als ausländischen Helfern. Doch allein das Wissen um die Krankheit reicht nicht, um sie zu stoppen, sagt Caritas-Referent Klitsch-Ott.

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Christoph Klitsch-Ott
Bild: Caritas

Deutsche Welle: Einige Afrika-Experten, unter anderem die ehemalige Gesundheitsministerin von Mali, haben erklärt, dass religiöse Traditionen die Verbreitung von Ebola begünstigen können. Wie ist das gemeint?

Christoph Klitsch-Ott: Auch von anderen Ebola-Ausbrüchen in Kongo oder Uganda kennt man das Problem: Es gibt traditionelle Rituale, die natürlich auch religiös eingefärbt sind - wie man mit Toten umgeht, wie lange sie in der Familie aufgebahrt werden. In den meisten Kulturen werden sie ausgiebig gewaschen und gereinigt, bevor sie beerdigt werden. Das führt dazu, dass man sehr engen Kontakt mit den Körperflüssigkeiten eines Toten hat und das ist im Falle von Ebola hoch infektiös.

Wie groß ist das Vertrauen der Menschen in Westafrika in Krankenhäuser und Ärzte?

Westliche Medizin mit Medikamenten, mit Eingriffen, ist in erster Linie Medizin, die man bezahlen muss. Von daher geht man nicht sofort in eine Krankenstation oder in eine Krankenhaus, sondern hofft erst mal, sich mit eigenen Mitteln, mit traditionellen Mitteln heilen zu können. In vielen Gesundheitsstationen - das gilt insbesondere für die Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone, die lange unter Bürgerkriegen gelitten haben - ist das Gesundheitssystem nach wie vor relativ marode. Es fehlt an hohen hygienischen Standards. Bei Malaria ist das nicht ganz so gravierend, aber Ebola ist eine Krankheit, die man nur bekämpfen kann, wenn man höchste Hygienestandards und Schutzmaßnahmen einhält.

Wie ist das beim Besuch des Gottesdienstes - dort gibt man sich vielleicht die Hand, umarmt sich. Wäre es gut, solche Menschenansammlungen zu meiden?

Natürlich, Kirchen sind ein Ort, wo man viele Menschen trifft. Trotzdem ist es kein wirkliches Infektionsrisiko, denn Ebola breitet sich nicht durch die Luft aus, wie zum Beispiel eine Grippeinfektion. Kirchen sind auf der anderen Seite auch ein Ort der Kommunikation. Während der Predigt oder am Ende des Gottesdienstes erklären die religiösen Anführer die Krankheit, man verteilt Poster, die in Bildersprache erklären, wie sich die Krankheit verbreitet, wie man sich schützen kann.

Gibt es Bevölkerungsteile die besonders von Ebola betroffen sind?

Ebola ist ein Stück weit auch eine Armutskrankheit. Die Krankheit verbreitet eine gewisse Panik, weil es eine so tödliche Krankheit ist, gegen die es keine Medikamente gibt. Man könnte diese Krankheit in Deutschland zum Beispiel durch Quarantänemaßnahmen sehr einfach in den Griff kriegen. Das ist aber in den nun betroffenen Ländern anders.

Inwieweit ist Caritas aktiv im Kampf gegen Ebola?

Es läuft in Sierra Leone bereits ein Programm zur Aufklärung, aber auch zur Ausstattung von Gesundheitsstationen mit Desinfektionsmittel, Schutzkleidung und Handschuhen. Das wird in Höhe von 300.000 Euro aus dem internationalen Caritas-Netzwerk finanziert. Wir selbst sind gerade dabei, ein Projekt mit einer Diözesan-Caritas in Liberia auf den Weg zu bringen, das sich zwischen 50.000 bis 100.000 Euro bewegen wird. Auch da geht es um Prävention, Bewusstseinsbildung und medizinische Ausstattung.

Christoph Klitsch-Ott leitet das Afrika-Referat des Deutschen Caritasverbands. Er war bei früheren Ebola-Ausbrüchen in Uganda selbst als Helfer vor Ort.