Zerbrechliche Klänge
29. Mai 2009Beim Klang der Gläser denkt man heute vor allem an eines: an den guten Tropfen darin. Zwar haben die Menschen des Barock sicher das Gleiche gedacht; doch sie verbanden mit dem Klang geschliffener Gläser noch mehr. Glasspiele waren als Musikinstrumente beliebt.
Glasschalen mit Pedal
Zu Haydns Zeit sorgte ein neues Instrument für Furore und verdrängte die bisherigen einfachen Glasspiele: die Glasharmonika. Entwickelt hatte sie 1761 der Erfinder Benjamin Franklin. Sein Instrument bestand aus geschliffenen Glasschalen, die der Größe nach aufgereiht waren und knapp zur Hälfte in einem Wasserbecken lagen.
Der Spieler musste mit seinen Fingern nicht mit Schwung über die Ränder fahren, sondern konnte die Schalen mit einem Pedal drehen. Die neuen Möglichkeiten des Instruments begeisterten die Komponisten: Johann Ladislaus Dussek, der selber auch Glasharmonika spielte, Joseph Haydn, Johann Adolph Hasse oder Ludwig van Beethoven schrieben Stücke dafür. Eines der heute noch bekannten Werke stammt von Wolfgang Amadeus Mozart, das Adagio und Rondo c-moll KV 617, das dieser 1791 für die blinde junge Virtuosin Marianne Kirchgessner komponierte.
Gesundheitsschädlich?
Mit den Napoleonischen Kriegen zerbrach die Rokokowelt und damit ging auch die Blütezeit der Glasharmonika zu Ende. Einerseits hatte sich der Musikgeschmack verändert, andererseits sagte man dem Instrument nach, das Berühren seiner rotierenden Gläser sei gesundheitsschädlich. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden die Glasharmonika und ihr einzigartiger zarter Klang wiederentdeckt.
Autor: Klaus Gehrke
Redaktion: Gudrun Stegen