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Politik

Kolumbianer stimmen gegen Friedensvertrag

3. Oktober 2016

Die Kolumbianer haben den historischen Friedensvertrag mit den FARC-Rebellen überraschend abgelehnt - mit einer hauchdünnen Mehrheit im Referendum. Damit droht dem südamerikanischen Land ein politisches Chaos.

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Befürworter des Abkommens nach Bekanntgabe des Ergebnisses
Befürworter des Abkommens nach Bekanntgabe des ErgebnissesBild: picture alliance/AP Photo/A. Cubillos

Bei der Volksabstimmung über den Friedensvertrag  zwischen der kolumbianischen Regierung und der linksgerichteten Rebellenorganisation FARC hat das Lager der Gegner eine hauchdünne Mehrheit von 50,23 Prozent der Stimmen erreicht. Dies berichtete das kolumbianische Fernsehen unter Berufung auf die staatliche Wahlbehörde. Die Befürworter kamen nur auf 49,76 Prozent der Stimmen. Umfragen hatten einen Sieg der Befürworter vorausgesagt.

Wie es mit dem kolumbianischen Friedensprozess nun weitergeht, ist völlig unklar. Die Regierung und die FARC-Rebellen hatten den Vertrag nach knapp vierjährigen Verhandlungen am vergangenen Montag unterzeichnet, der den ältesten bewaffneten Konflikt Lateinamerikas mit mehr als 220.000 Toten beilegen sollte. Nach dem negativen Votum kann das Abkommen nun zunächst nicht umgesetzt werden.

Knapp 35 Millionen Wähler waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben
Knapp 35 Millionen Wähler waren aufgerufen, ihre Stimme abzugebenBild: picture-alliance/dpa/L. Munoz

Präsident Juan Manuel Santos traf sich zu einer Sondersitzung mit Vertrauten im Präsidentenpalast. Die Ablehnung ist auch ein harter Rückschlag für den Staatschef. Er hatte den Friedensprozess mit den FARC in das Zentrum seiner Präsidentschaft gestellt und offensiv für das Abkommen geworben.  Santos hatte angekündigt, den Krieg wieder aufzunehmen, wenn der Friedensvertrag abgelehnt werden sollte.

Am Sonntagmorgen (Ortszeit) hatte sich Santos noch optimistisch gezeigt: "Es beginnt eine neue Etappe für Kolumbien", hatte er nach seiner Stimmabgabe in der Hauptstadt Bogota gesagt. Ex-Präsident Alvaro Uribe, prominentester Gegner des Abkommens, hatte hingegen kritisiert, die Vereinbarung räume der FARC-Guerilla zu große Straffreiheit ein.

Präsident Santos (l.) und FARC-Kommandeur "Timochenko" bei der Zeremonie zur Unterzeichnung des Abkommens
Präsident Santos (l.) und FARC-Kommandeur "Timochenko" bei der Zeremonie zur Unterzeichnung des AbkommensBild: picture-alliance/AP Photo/F. Vergara

Im August hatten sich beide Seiten auf ein Ende des 52 Jahre andauernden Konfliktes geeinigt, der rund 270.000 Menschen getötet und rund acht Millionen Binnenflüchtlinge produziert hat. Der Vertrag sieht eine Landreform und neue Ansätze zur Bekämpfung des Drogenhandels vor.  

Die etwa 7000 Aufständischen erklärten sich darin bereit, die Waffen innerhalb von sechs Monaten abzugeben und fortan als Partei mit friedlichen Mitteln für ihre Ziele zu streiten. Die Rebellen sollten in den kommenden zwei Wahlperioden zehn Abgeordnetenmandate garantiert bekommen. Zudem wären selbst schwerste Verbrechen nur mit maximal acht Jahren Haft geahndet worden.

Gegner des Abkommens feiern ihren Sieg
Gegner des Abkommens feiern ihren SiegBild: picture alliance/AP Photo/A. Cubillos

Die FARC hatte unmittelbar vor der Volksabstimmung eine Entschädigung der Opfer des jahrzehntelangen bewaffneten Konflikts angekündigt. Zugleich wolle man die eigenen Vermögensverhältnisse offenlegen, hieß es in einer am Samstag (Ortszeit) von den Rebellen verbreiteten Pressemitteilung. Wesentliche Einnahmequellen der Guerilla waren der Drogen- und Waffenhandel, illegaler Bergbau, Entführungen und Erpressung.

stu/SC (afp, dpa, rtr)