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Kommentar: Afrika schweigt - wie üblich

Koepp Dirke Kommentarbild App
Dirke Köpp
2. September 2016

Nach dem umstrittenen Wahlsieg von Präsident Ali Bongo steht Gabun auf der Kippe zum Bürgerkrieg. Während international zu Besonnenheit aufgerufen wird, lassen Reaktionen aus Afrika auf sich warten, meint Dirke Köpp.

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Gabun Libreville Ausschreitungen
Bild: Getty Images/AFP/M. Longari

Das Parlamentsgebäude abgebrannt, mehr als 1000 Menschen verhaftet, mehrere Tote, eine von Polizei und Militär abgeriegelte Stadt. Das ist, kurz gesprochen, die Bilanz der Präsidentenwahl in Gabun. Der Grund? Ein Teil des Volkes will sich nicht gefallen lassen, dass Amtsinhaber Ali Bongo Ondimba den Wahlsieg für sich beansprucht. Sie halten diesen von der Wahlkommission verkündeten Sieg für erschwindelt und gestohlen. Ali Bongo wiederum reagiert mit unerbittlicher Härte und einem immensen Aufgebot an Polizei- und Sicherheitskräften. Da werden Parteigebäude bombardiert, Zäune eingerissen, Menschen getötet.

Das ist eine Reaktion, die einem Staatsoberhaupt nicht gut zu Gesichte steht. Denn eigentlich geht man doch davon aus, dass ein Staatsoberhaupt für das Wohlergehen der Bürger dieses Staates verantwortlich ist. Kein Wunder, dass Widersacher Jean Ping Ali Bongo mit dem syrischen Machthaber Assad vergleicht und verlangt, dass Bongo vor den Internationalen Strafgerichtshof soll.

Es geht um rund 6000 Stimmen Vorsprung, die Ali Bongo vor Jean Ping hat. Zum größten Teil kommen diese Stimmen aus Bongos Heimatregion Haut-Ogooué, wo er laut offiziellen Angaben mehr als 93 Prozent der Stimmen auf sich vereinte. Eine Neuauszählung kommt für Bongo nicht in Frage: Die entsprechende Forderung der Vereinten Nationen verhallt bislang unkommentiert. Ebenso die Forderung von Europäischer Union, Frankreich und den USA, die Ergebnisse der einzelnen Wahlbüros zu veröffentlichen. Auch für diese Stimmen von außen ist Ali Bongo nicht empfänglich.

Offizielle Stimmen aus Afrika selbst gibt es leider nicht, denn die Afrikanische Union und die Zentralafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECCAS verhalten sich wie gewohnt unrühmlich still. Eine Krähe hackt der anderen eben nicht gern ein Auge aus: Idriss Déby aus dem Tschad und Dénis Sassou Nguesso aus der Republik Kongo sind beide erst kürzlich ähnlich umstritten als Sieger aus Wahlen in ihren Ländern hervorgegangen. Bei Pierre Nkurunziza aus Burundi ist die umstrittene Wiederwahl schon etwas länger her: Er ist bereits über ein Jahr illegal an der Macht. Aber er macht vor, wie ein guter Diktator es machen sollte: hart bleiben, die Bevölkerung einschüchtern und nicht auf Appelle der internationalen Gemeinschaft reagieren.

Dirke Köpp (Foto: DW)
Dirke Köpp leitet die Redaktion Französisch für Afrika

In diesem Sinne, leicht sarkastisch: Wenn sich Ali Bongo schlau anstellt, dann macht er es so, wie es Déby, Sassou und Nkurunziza ihm vorgemacht haben: Erst mal abwarten und das Problem aussitzen. Irgendwann wird die Weltöffentlichkeit schon wieder zu einem anderen Krisenherd schauen und Gabun vergessen.

Doch die Opposition und vor allem ihr Kandidat Jean Ping - früher mal Kommissionspräsident der Afrikanischen Union - sind auch nicht ohne Schuld: Nicht ein einziges Mal hat Ping seine Anhänger zur Besonnenheit aufgerufen. Das aber wäre das, was man von jemandem erwartet, der Präsident seines Landes sein möchte und dem - siehe oben! - das Wohlergehen der Bürger am Herzen liegt. Doch selbst auf explizite Nachfrage betont er stets, dass das nicht möglich sei: Die Bevölkerung sei angegriffen worden, die Bevölkerung protestiere. Das klingt wenig staatsmännisch. Man muss daher leider befürchten, dass Gabun auch mit einem Präsidenten Ping nur vom Regen in die Traufe käme.

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