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Kommentar: Argentinien hat verloren

Uta Thofern31. Juli 2014

Das Pokerspiel ist aus, die Verhandlungen zur Abwendung einer neuerlichen "Staatspleite" sind gescheitert. Verloren hat das Land, haben die Menschen in Argentinien, meint Uta Thofern.

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Symbolbild Staatsbankrott Argentiniens
Bild: picture alliance/Klaus Ohlenschläger

Jetzt regnet es Schuldzuweisungen. Und Rechtfertigungen. Natürlich ist die "Pleite" kein Bankrott, sondern nur eine technische Zahlungsunfähigkeit, da hat Argentiniens charismatischer Wirtschaftsminister Axel Kicillof Recht. Argentinien hätte zahlen können, wollte aber nicht. Ob die Gründe dafür wirklich ernst zu nehmen sind oder nur vorgeschoben, schon darüber lässt sich streiten. Natürlich waren die sogenannten "Geierfonds" auf den größtmöglichen Gewinn aus. Moralisch mehr als zweifelhaft, doch die Fonds haben das Recht auf ihrer Seite.

Fakt ist: Ein Kompromiss wäre möglich gewesen, darüber waren sich die meisten Wirtschaftsexperten einig, und auch die Märkte waren bis zuletzt optimistisch. Doch die Verhandlungen sind geplatzt, und Argentinien steht mal wieder am Abgrund. Eine weltweite Krise an den Finanzmärkten wird das nicht auslösen, dazu ist das Land schon viel zu lange isoliert. Auch für die Regierung in Buenos Aires scheinen die wirtschaftlichen Folgen weniger aufregend als die Schuldfrage. Präsidentin Cristina Kirchner und ihre Mannschaft haben von Anfang an darauf gesetzt, dass die Sympathien auf ihrer Seite liegen würden und die Auseinandersetzung als Kampf eines tapferen Davids gegen einen gierigen kapitalistischen Goliath dargestellt.

Politisch war aus Kirchners Sicht mit Kompromisslosigkeit wenig zu verlieren, aber viel zu gewinnen: Verständnis bei der eigenen Bevölkerung, Solidarität von den Nachbarländern und nicht zuletzt eine willkommene Ablenkung von den Fehlern der eigenen Wirtschaftspolitik. Die Konsequenzen müssen andere tragen: Es sind die Menschen in Argentinien, die wieder einmal ihre Hoffnungen auf eine bessere Zukunft begraben müssen. Nicht nur, weil Argentinien sich ohnehin in einer Wirtschaftskrise befindet, sondern vor allem, weil die giftige Auseinandersetzung das Investitionsklima nachhaltig beschädigt hat. Zum zweiten Mal nach dem mühselig begrenzten Schaden durch die Verstaatlichung des Ölkonzerns Repsol 2012.

Argentinien könnte ein reiches Land sein, es hat alle Voraussetzungen dafür. Um seine Möglichkeiten zu verwirklichen, braucht das Land aber Geld für seine Infrastruktur, braucht den Anschluss an die internationalen Märkte, braucht Vertrauen. Wo es keine Rechtssicherheit gibt und Investoren bei Bedarf auch noch diskreditiert werden, kann dieses Vertrauen nicht entstehen.

Dass die trotzige Prinzipienreiterei ihrer Regierung immerhin eine breite Diskussion um ein internationales Insolvenzrecht ausgelöst hat, wird den Argentiniern wenig nützen. Dass ihr Wirtschaftsminister die gescheiterten Verhandlungen mit den Worten kommentierte "Die Welt wird sich weiter drehen", ebenso.