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Assads Terraingewinne

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Alexander Kudascheff
29. März 2016

Palmyra ist wieder in der Hand syrischer Regierungstruppen. Das bedeutet weit mehr, als nur die Rückeroberung einer Stätte antiker Kultur aus der Terrorherrschaft des IS, meint DW-Chefredakteur Alexander Kudascheff.

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Syrien Palmyra UNESCO Weltkulturerbe - Rückeroberung durch syrische Armee
Bild: Getty Images/AFP/M. Al Mounes

Es ist unübersehbar: Der IS ist in Syrien und im Irak militärisch auf dem Rückzug. Palmyra, die antike Oasenstadt, wurde wieder von Assads Truppen zurückerobert. Das ist sowohl symbolisch als auch strategisch wichtig: Denn jetzt kann, jetzt muss der Griff von Assad auf das Zentrum des IS gehen - nach Rakka. Und die irakische Armee bereitet den Sturm auf Mossul vor. Gelingt das, wäre das Terrain des sogenannten "Islamischen Staates" zusammengepresst, seine Niederlage, seine Zerstörung absehbar. Das ändert nichts an der möglichen Gefahr durch Terrorattacken in Europa. Eventuell steigt die Terrorgefahr sogar, weil der IS in seinem Stamm- und Rückzugsgebiet so unter Druck gerät, dass er wild und ziellos zuschlägt. Sicher ist nur: Er ist unter militärischem Druck und es kommen immer weniger freiwillige Kämpfer.

Verschiebung der strategischen Gewichte

Der wahrscheinliche Untergang des IS, der alltäglichen Barbarei im Namen des Islams, dieses großmäuligen Kalifats ist zuerst ein Segen für die geplagten Menschen in Syrien und im Irak. Durch den Sieg Assads in Palmyra - mit russischer Unterstützung - verschieben sich aber auch die strategischen Gewichte in der Region. Assad ist endgültig wieder ein Machtfaktor. Zwar von Moskaus Gnaden, das ihn auch schnell fallen lassen kann, wenn es will - aber unübersehbar. Wer Frieden oder zumindest ein Ende des Krieges in der Region will, kommt an Baschar al-Assad nicht vorbei. Das ist bitter für die demokratische syrische Opposition im Exil, aber die politische Wirklichkeit. Der Mann, der für fünf Jahre schrecklichen Bürgerkriegs, für mehr als eine Viertel Million Tote, für Folter und Vertreibung verantwortlich ist, ist wieder eine eminent wichtige Schachfigur im nahöstlichen Machtpoker.

Und auch die Russen sind nun mehr denn je eine Macht am Verhandlungstisch. Sie haben die Erfolge gegen den IS möglich gemacht. Sie werden sich diesen Preis nicht nehmen lassen. Das heißt, zum einen bleibt Assad im Amt, zum anderen sind die Russen - trotz aller ökonomischen Probleme zu Hause - wieder ein mehr als einflussreicher Kontrahent im Nahen Osten. Und das nicht nur wegen der Stützpunkte in Syrien, nein, weil sie der Gegenspieler der USA sind, die sich unter Obama aus der Region zurückgezogen haben und keine eigenen Interessen zu haben scheinen. Ein wahrscheinlich fataler Fehler, nach dem Fiasko des Irak-Kriegs aber zumindest verständlich.

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DW-Chefredakteur Alexander Kudascheff

Und die Europäer - beschäftigt mit der Flüchtlingskrise? Sie sind zwar am Verhandlungstisch der Syrien-Gespräche dabei. Sie sind bereit, sich wirtschaftlich zu engagieren, wohl auch mit "soft skills". Aber: Sie reden nur mit, sind bestenfalls eine Signatarmacht eines Verhandlungsfriedens. Ihr Einfluss - in dieser weltpolitisch so wichtigen Region in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft - ist bescheiden bis minimal. Und auch Paris und London, die traditionell eine eigene Nahostpolitik betreiben, stehen am Rande des Geschehens - und schauen zu, auch wenn Frankreich seit den Anschlägen vom 13. November 2015 sich militärisch engagiert. Aber Wirkung, die sich in politischem Einfluss auszahlt, hat das erkennbar nicht.

Unerklärter Krieg zwischen Schiiten und Sunniten

Der strategische Stand jetzt: Assad ist der große Gewinner beim Kampf gegen den IS. Die Russen haben wieder Einfluss. Die Amerikaner schauen, auch abgelenkt vom Wahlkampf und trotz des unermüdlichen John Kerry zu. Die Europäer reden mit, entscheiden aber nichts. Der IS steht vor dem Untergang. Der islamistische Terror aber wird weiter gehen. In Pakistan, Nigeria oder Europa. Er bleibt die gesellschaftliche Herausforderung der arabischen, der islamischen Welt. Und der Iran kämpft wohl erfolgreich um die regionale Vorherrschaft - auch der Schiiten. Und Saudi-Arabien, verstrickt in den Krieg im Jemen, verliert. Zurzeit jedenfalls. Mit anderen Worten: Der unerklärte Krieg zwischen Schiiten und Sunniten geht weiter.

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