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Politik

Aufstand der Opfer?

Kommentarbild Muno Martin
Martin Muno
19. Februar 2018

Bislang folgten die Reaktionen auf Amokläufe in US-amerikanischen Schulen dem gleichen Muster: Trauern und Verdrängen. Nach dem jüngsten Massaker in Florida könnte sich das ändern. Es wird auch Zeit, meint Martin Muno.

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USA Anti-Waffen-Demonstration in Fort Lauderdale
Bild: Reuters/J. Drake

14 Schüler und drei Lehrer der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland mussten am Valentinstag sterben, weil ein schwer bewaffneter Schüler dort ein Massaker veranstaltete. Es war die 18. Schießerei an einer Schule in den USA seit Jahresbeginn. Seit dem berüchtigten Columbine-Massaker im Jahr 1999 mit 15 Toten erlebten nach einer Analyse der "Washington Post" mehr als 150.000 Schüler an insgesamt 170 Schulen des Landes eine Schießerei mit. Sprich: Schulschießereien gehören inzwischen zum Alltag.

Bislang folgten die Reaktionen auf diesen Wahnsinn dem immer gleichen Muster: Bestürzung, Trauer, Gebete, schließlich Verdrängung. Und die Welt außerhalb der Vereinigten Staaten fragt sich kopfschüttelnd: Wenn in den USA Jahr für Jahr mehr als 10.000 Menschen durch Schusswaffen sterben, warum wird der Verkauf zumindest von halbautomatische Waffen nicht eingeschränkt? In einem Kommentar der Deutschen Welle nach dem Massaker in der texanische Gemeinde Sutherland Spings Anfang November 2017 hieß es: "Der Blick muss sich vielmehr auf das sich stets wiederholende des immer Gleichen richten. Und man muss diese Gemetzel als das darzustellen, was sie sind: ein ständiger Misserfolg der Gesetzgeber, ihre eigenen Wähler zu schützen."

Porträt Martin Muno
DW-Redakteur Martin Muno

Doch jetzt könnte sich etwas ändern: Denn die jetzige Schülergeneration ist nicht länger bereit, in der Opferrolle zu verharren. Bester Beweis dafür ist die wütende Rede der 19-Jährigen Überlebenden des Valentinstag-Massakers, Emma Gonzalez. "Schämen Sie sich", rief sie Präsident Donald Trump zu, dem sie seine Nähe zur Waffenlobby National Rifle Association (NRA) vorwarf. Und sie kündigte an: "Wir sind diejenigen, die eines Tage die Gesetze machen werden." Ihre Rede verbreitete sich binnen Stunden über die sozialen Netzwerke. Die Facebook-Seite "Never again" erreichte binnen kürzester Zeit mehr als 60.000 Likes. An mehreren Schulen gab es Kundgebungen. Und für den 24. März riefen Schüler zu einem landesweiten Anti-Waffen-Marsch in Washington auf.

Sie sind viele. Sie sind wütend. Und sie sind entschlossen, den Waffen-Wahn in den USA zu beenden. Der Wahn, der vorgaukelt, dass die öffentliche Sicherheit erhöht wird, wenn möglichst viele Menschen bis an die Zähne bewaffnet sind. Diese Schüler wissen außerdem genau, wie sie Ihre Ansichten übers Netz schnell verbreiten. Und sie haben auch einen Namen: Generation Columbine.

Wenn Emma Gonzalez sagt, dass sie die Kinder seien, über die einst in Lehrbüchern stehe, dass "wir die letzte Massenschießerei sind", ist das sicherlich vorschnell. Aber sie könnten diejenigen sein, die dem Diktat der Waffen-Logik erstmals einen breiten gesellschaftlichen Widerstand entgegenstellen. Und dafür ist ihnen zu danken. Es ist nicht an der Zeit - es ist längst überfällig.

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Kommentarbild Muno Martin
Martin Muno Digitaler Immigrant mit Interesse an Machtfragen und Populismus@martin.muno