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Cool bleiben!

Scholz Kay-Alexander Kommentarbild App
Kay-Alexander Scholz
18. Juni 2015

Der Kampf mit Griechenland darf nicht in einem Grexit enden, meint Kay-Alexander Scholz. Damit das nicht passiert, muss jetzt mit kühlem Kopf verhandelt werden. Angela Merkel macht vor, wie das geht.

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Berlin Tsipras bei Merkel
Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Der Showdown mit Griechenland ist da. Dramatisch untermalt. Der Euro war immer mehr als nur eine Währung, erinnerte Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung am Donnerstag an das, was auf dem Spiel steht. Natürlich sprach sie das nicht aufgeregt wie eine Drama-Queen - wild gestikulierend und mit schriller Stimme. Sondern cool wie gewohnt. Das Boulevard-Theater um die Höhe griechischer Renten ließ sie links liegen.

Angela Merkel pokert geschickt

Und als Lady Cool legte sie alle Fakten noch einmal auf den Tisch: Fünf Jahre Solidarität, aber verschleppte Reformen. Die Verpflichtung zu Reformen, die von der Troika bestätigt werden müssen. Dann erst die Entscheidung in der Eurogruppe und dann vielleicht erneut im Bundestag.

"Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!" - Worte wie ein eindringlicher Blick in die Augen des jungen Griechen. Die Botschaft zwischen den Zeilen ist klar und eindeutig: "Wir werden uns nicht weiter bewegen - können wir nicht. Das Wohlwollen der Deutschen ist aufgebraucht. Jetzt bist du am Zug. Und ich weiß, dass du gern spielst, wer die besseren Nerven hat. Ich kann warten!"

Der Showdown mit Griechenland aber darf nicht so ausgehen wie der wohl berühmteste Showdown der Filmgeschichte in "Spiel mir das Lied vom Tod" - nämlich blutig. Und sinnbildliches "Blut" könnte fließen, sollte die europäische Familie das störrische, griechische Kind vor die Tür setzen, das dann auf neue Stiefeltern aus Fernost oder von jenseits des Schwarzen Meeres hoffen müsste.

Andere Geschwister könnten sich das zum Vorbild nehmen. Erstmals wäre in der europäischen Einigung der Rückwärtsgang eingeschaltet. Das Image der EU wäre noch stärker beschädigt als ohnehin schon. Auch die Folgen für Europas Finanzmärkte im Globalisierungsspiel könnten dramatisch sein. Man erinnere sich an die Wetten gegen den Euro auf der anderen Seite des Atlantiks.

Kommentarfoto Kay-Alexander Scholz Hauptstadtstudio
DW-Korrespondent Kay-Alexander ScholzBild: DW/S. Eichberg

Niemand will den Grexit

Zum Glück aber will den Grexit niemand, weder Merkel noch Tsipras. So hört man unisono in Berlin. Es geht für beide Regierungschefs momentan eher darum, einigermaßen unverletzt aus der Sache zu kommen. Zu welchem Preis für das jeweils eigene Wahlvolk das passiert, wird gerade verhandelt. Pokern gehört zum politischen Handwerk. Coolness auch. Denn jede überhitzte Tat würde die Gefahr erhöhen, dass am Ende doch noch Blut fließt - wenn auch nur im übertragenen Sinne. Und das darf nicht sein!

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