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Dem Hass widerstehen

26. Juli 2016

Beten und fasten gegen Hass und Terror. Nach dem Mord an dem 85-jährigen Priester in Frankreich trauern Katholiken weltweit. Saudi-Arabien schweigt. Der Hass hat zu viele Hintermänner, meint Christoph Strack.

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Frankreich Geiselnahme Polizei in Rouen (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Es ist eine barbarische Tat, die die Menschen weltweit entsetzt. Der blutige Mord an einem alten Priester in seiner Kirche während der Messe ist ein Verbrechen, das älteste Konventionen der Menschheit verhöhnt: Dass nämlich heilige Orte - in der Antike Tempel, dann Synagogen und Kirchen - unbedingt heilig seien und noch dem Flüchtenden dort Schutz und Sicherheit gewährt werde.

Es ist eine barbarische Tat, die das verletzte Frankreich in seiner Seele trifft. Diesen laizistischen Staat in einem von Religion doch so geprägten Land. Frankreich, die älteste Tochter Roms. Man kennt diese Dörfer in der Normandie, in Burgund, der Vendee, auf dem Land eben. Diese Orte, in der die mächtig gebaute Kirche meist ruht. Nur dann und wann feiert ein schon alter Priester eine einfache, ungemein würdige Messe. Weil sie sein Leben ist.

Beten gegen Terror und Gewalt

In Saint-Etienne-du-Rouvray war dies Jacques Hamel, bald 86 Jahre alt, seit 58 Jahren Priester. Auch zehn Jahre nach seiner Pensionierung stand er weiter am Altar, von seiner Gemeinde als sensibel, einfach und freundlich beschrieben und geschätzt. Und so arm und bescheiden, wie einfache Landpfarrer in Frankreich sind.

Die beiden Schergen des Terrors, die das Gotteshaus gestürmt hatten, ließen ihn niederknien. Und als der alte Mann sich noch verteidigen wollte, schnitten sie ihm die Kehle durch. In der Kirche, vor dem Altar. Der Begriff des Martyriums wird durch Islamisten in den Dreck gezogen. Wenn sie morden und sich als "Märtyrer" feiern lassen. Dabei sind sie nur menschenverachtende Verbrecher.

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DW-Korrespondent Christoph StrackBild: DW

Père Jacques Hamel hingegen ist ein Märtyrer im ureigensten Sinn. Unschuldig, im Gebet, im Glauben getötet. Frankreich lässt sich, immer noch, erschüttern von solchen Beispielen. Den sieben Trappisten, die 1996 im algerischen Atlasgebirge den Märtyrertod erlitten, wurde kürzlich in Paris ein Platz gewidmet.

Rouens Erzbischof Dominique Lebrun erfuhr in Krakau beim Weltjugendtag vom Tod seines Priesters. Erschüttert, fassungslos. Und doch sagte er einen großen Satz. "Die katholische Kirche kennt keine anderen Waffen, als das Gebet und die Geschwisterlichkeit zwischen den Menschen." Frankreichs Kirche will nun einen Tag lang fasten und beten.

Der Hass und seine Hintermänner

Dahinter steht die Entschlossenheit, nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten und die Tat zu rächen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, äußerte sich ähnlich. Die Tat von Saint-Etienne-du-Rouvray solle Hass säen, "dem werden wir widerstehen". Man müsse alles tun, damit die Blutat nicht neue Gewalt auslöse.

Und doch bleibt die Frage nach der Verblendung der Täter. Nach dem Wahn eines Systems wie dem des sogenannten "Islamischen Staates", das den Tod feiert. Provozierend. Muslime in Deutschland wie Aiman Mazyek verurteilen den Mord an Père Hamel, wie auch die anderen mörderischen Anschläge dieser Tage. Sie sind bewährte Partner in einem Miteinander der Religionen, doch sie sind doch hilflos.

Überfällig wäre eine Reaktion aus Riad. Wann lässt sich der saudische Wahabismus von den Terrortaten erschüttern? Wann folgt den Predigten in von Saudi Arabien finanzierten Moscheen und Schulen auf der ganzen Welt eine klare Verurteilung der selbst ernannten Krieger für die reine Lehre des Islams? Der Hass, die Barbarei hat zu viele Hintermänner. Und zu viele, die das Grauen hinnehmen.