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Der richtige Weg

31. Oktober 2016

Der DFB und Bundestrainer Joachim Löw verlängern den Vertrag - ohne Not und zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt. Für beide Seiten ist es eine Win-Win-Entscheidung, meint DW-Redakteurin Olivia Gerstenberger.

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Deutschland Reinhard Grindel und Bundestrainer Joachim Löw in Frankfurt am Main
Bild: picture-alliance/dpa/Bongarts/S. Hofmann

Eigentlich hatte Bundestrainer Joachim Löw ja noch einen Vertrag bis 2018, also der WM in Russland. Keine Not, keine Eile war da eigentlich geboten. Und dennoch verkündeten DFB-Präsident Reinhard Grindel und Löw heute stolz den Vollzug: die vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2020, also bis zur nächsten Europameisterschaft. Warum ausgerechnet jetzt? Löw hatte ja nach dem EM-Halbfinal-Aus gegen Frankreich kein klares Bekenntnis abgegeben und damit für Spekulationen gesorgt. Und selbst im vergangenen September war für ihn das Thema Vertragsverlängerung weit weg.

Nun aber schien die Zeit zu drängen. Mit Blick auf den DFB-Terminkalender wird klar, warum: Im November findet beim DFB-Bundestag die Wahl für die neue Amtszeit des DFB-Präsidenten statt. Es kommt dem einzigen Kandidaten Reinhard Grindel damit sehr gelegen, ein paar Tage vorher schnell noch die wichtigste Personalie im Verband zu klären. Grindel hat stets betont, was er von Löw hält: "der beste Trainer, den wir uns vorstellen können" - und sich damit der Wertschätzung seiner Vorgänger Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach uneingeschränkt angeschlossen. Immerhin in diesem Punkt herrscht Einigkeit beim krisengeschüttelten DFB.

Der ewige Jogi auf Rekordjagd

Gerstenberger Olivia Kommentarbild App
DW-Sportredakteurin Olivia Gerstenberger

Doch nicht nur dem Präsidenten und seinem Verband kommt die Positiv-Meldung zugute - auch Löw selbst profitiert. Erst einmal ist es nicht gerade der unbeliebteste und schlecht bezahlteste Job, den er nun noch weitere vier Jahre ausüben darf. Er hält sich außerdem in den nächsten Jahren die lästigen Fragen vom Hals, die in der Vergangenheit die Vorbereitung auf die großen Turniere störten. Und er hat durch sein Zögern den Finger in die Wunde gelegt: Zum einen gibt es aktuell keinen geeigneteren Kandidaten auf dem Markt als ihn, der sich spätestens mit dem WM-Titel 2014 unantastbar gemacht hat. Und er hat demonstriert: Eine Titelgarantie gibt es auch für den Weltmeister nicht, es muss weiter hart gearbeitet werden.

Löw demonstriert mit seiner Unterschrift, dass er die Mannschaft neu entwickeln will. Der alte Zopf um die Sommermärchen-Fraktion Podolski/Schweinsteiger ist abgeschnitten, auf lange Sicht gesehen bekommt die Generation Kimmich und Co. ihre Chance. Löw denkt über die WM in Russland hinaus. Einen WM-Titel hat er schon, die Titelverteidigung ist noch niemanden vor ihm gelungen - der EM-Titel fehlt ihm gänzlich.

Nun kann sich der ewige Jogi "unsterblich" machen: Er hält bereits den Rekord, ein Nationalteam bei fünf aufeinanderfolgenden Turnieren mindestens bis ins Halbfinale geführt zu haben und hat mit 94 die meisten Siege als Bundestrainer. Die EM 2020 wäre sein siebtes Turnier - das hat nicht einmal Helmut Schön (6) in seiner 14-jährigen Amtszeit geschafft. Und bleibt Löw nach der WM 2018, bricht er zudem den Uralt-Rekord von Trainerlegende Sepp Herberger, der 167 Spiele an der Seitenlinie leitete. Herberger war satte 28 Jahre im Amt. Löw fühle die gleiche Motivation wie zu Beginn seiner Amtszeit, sagte er bei der Pressekonferenz zur Vertragsverlängerung. "Ich habe Visionen." Das nimmt man ihm voll ab. Ein Ende ist da noch lange nicht in Sicht. Und das ist auch gut so.

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