Die Aufholjagd der Münchener mache gar nichts mit ihm und seinem Team. Er blicke nur auf die Partie gegen Leverkusen, dementierte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc vor dem Spiel gegen die Werkself jeglichen vom Sky-Reporter unterstellten Blick auf die Tabelle. Zwar war der FC Bayern den Dortmundern durch seinen Sieg gegen die Berliner Hertha am Samstag bedrohlich nahe gekommen, doch Zorc gab vor, dass ihn das nicht interessiere.
Wer nun die erste halbe Stunde des Sonntagabend-Spiels zwischen Dortmund und Leverkusen sah, der merkte schnell: Zorcs Verbal-Konter war nicht mehr als ein Pfeifen im Walde. Natürlich war der BVB beeindruckt. Nichts zu sehen von der Leichtigkeit der Hinrunde in den Offensiv-Aktionen, Unsicherheiten in der Abwehr, Ideenlosigkeit im Mittelfeld und Tormaschine Paco Alcacer harmlos wie ein Stubentiger.
Erst eine Unachtsamkeit in der Deckung der Leverkusener bei einer Dortmunder Ecke nach 30 Minuten machte die Meisterschaft wieder spannend. Hätte die Bayer-Defensive bei Zagadous 1:0 nicht im Sekundenschlaf geschlummert, wer weiß, vielleicht wäre die zu diesem Zeitpunkt überlegene Werkself in Führung gegangen, und der BVB hätte wirklich die Flatter bekommen nach zuletzt fünf sieglosen Pflichtspielen in Folge.
Selbst Hoeneß nicht...
So aber bekam Dortmund die Kurve, spielte einen letztlich verdienten 3:2-Sieg heraus und freute sich über einen Vorsprung von wieder drei Punkten vor dem Serienmeister aus München. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte das Favre-Team nicht gewonnen. Der Führungswechsel im Tableau wäre wohl nur noch eine Frage von Tagen gewesen. Und damit auch die siebte Meisterschaft in Serie für die Roten. So aber atmet die Liga vorerst auf. Und vor allem die Fans. Etwa auch Bayern-Präsident Uli Hoeneß?
Der schwadronierte im Doppelpass-Studiotalk des TV-Senders "Sport1" an diesem Sonntag in seinem unerschütterlichen Selbstbewusstsein davon, dass man ohne den eingeleiteten Umbruch in seinem Klub zehn Punkte Vorsprung hätte und ergänzte lapidar: "Das will doch auch keiner."
Wie recht Hoeneß doch hat. Hoffen wir also, im Sinne des Fußballs, auf weitere Abwehr-Aussetzer der Dortmund-Gegner - wo sich doch die Konkurrenz aus Mönchengladbach und Leipzig schon längst aus dem Kreis der Titelanwärter verabschiedet hat und der BVB so etwas wie die letzte Hoffnung ist.