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Die eiskalte Wahrheit über die Erderwärmung

Kommentatorenfoto Irene Quaile
Irene Quaile
25. September 2019

Der jüngste Bericht des IPCC beschreibt die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels auf Ozeane und Eisregionen. Wann, wenn nicht jetzt handeln? Das fragt sich Irene Quaile.

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Antarktis Impressionen
Bild: picture-alliance/blickwinkel/E. Hummel

Es gab Zeiten, in denen die Berichte des Weltklimarats (IPCC) nicht das volle Ausmaß und die Folgen der Veränderungen der Meere und Eisregionen des Planeten verdeutlichen konnten. Wir hatten zu wenig Daten und zu viele Wissenslücken über die komplexen Rückkopplungsmechanismen zwischen Erde, Meer, Atmosphäre und unseren Wetter- und Klimasystemen.

Seit der Gründung des IPCC durch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP im Jahr 1988 hat der Weltklimarat mit einem Mangel an Mitteln und Ressourcen zu kämpfen, während er versucht, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammenfassen, die sehr schnell von der exponentiellen Erwärmung des Planeten überholt werden.

Der Mangel an Daten - vor allem über den riesigen Ozean, der 70 Prozent unseres Planeten bedeckt, und die Kryosphäre, also die Eis-Regionen: die Arktis, die Antarktis und der "dritte Pol", die Gletscher, die die höchsten Berge im Himalaya bedecken - war eine gute Entschuldigung für diejenigen, die sich weigern, den Klimawandel ernst zu nehmen. Er hat sie vor der schwierigen Aufgabe bewahrt, unser Wirtschaftssystem in Frage zu stellen, das auf Wachstum und der Nutzung fossiler Brennstoffe und anderer endlicher Ressourcen basiert. 

Der Ozean? Der ist so groß, dass er alles aufnehmen kann, was wir darin versenken. Die Arktis oder die noch kältere Antarktis? Eisschmelze? Die eisigen Berge des Himalaya? Wen kümmert das schon? Warum auch?  

Keine Ausreden mehr

Deutsche Welle Irene Quaile-Kersken
DW-Umweltredakteurin Irene QuaileBild: DW

Jetzt, drei Jahrzehnte später, liegt der dritte IPPC Sonderbericht über die Ozeane und die Kryosphäre vor, kurz nach dem Bericht über Landnutzung und dem 1,5-Grad-Sonderbericht, und es gibt keine Ausreden mehr für "Business as usual". Alle Berichte dokumentieren das immer rasantere Tempo des Klimawandels und die unbestreitbaren Verbindungen zwischen unserem Lebensstil und einem sich erwärmenden Planeten.

Der neueste Bericht beschreibt, wie Mensch und Natur von den Auswirkungen des Klimawandels auf den Ozean und die gefrorenen Gebiete der Welt betroffen sein werden - zwei Erdsysteme, die unser aller Leben direkt oder indirekt betreffen, das "globale Förderband", der Austausch der Wassermassen, der die Ozeane der Welt verbindet und wiederum das Klima beeinflusst.

Hurrikane Dorian 2019
Hurrikane Dorian: Tropische Stürme enstehen auf dem offenen Meer, je wärmer das Wasser, desto häufigerBild: picture-alliance/ZUMAPRESS/Zuma Wire/NOAA

Jetzt wissen wir, dass sich sogar die Tiefen unserer Meere erwärmen, dass schmelzendes Eis an den Polen das Wetter auch in Afrika und den Tropen verändert, schwindende Gletscher die Trinkwasserversorgung bedrohen, dass der Ozean saurer wird und der Meeresspiegel schneller ansteigt als je erwartet. Nicht nur kleine Inselstaaten - einige der Megacities der Welt an den Küsten werden untergehen.

Es liegt an uns

Waldbrände wüten von der üppigen, feuchten Amazonasregion bis hin zur einst eisigen Arktis. Es gibt Hitzewellen und Dürren, auch in den sogenannten "gemässigten" Regionen. Tier- und Pflanzenarten wandern in Richtung der Pole.

Wer von der Bedrohungen der Eisbären oder Pinguine unbeeindruckt bleibt, hält vielleicht doch inne, wenn von schwindenden Fischbeständen, vom Mangel an Obst, Gemüse, Getreide und der Nicht-Nachhaltigkeit unserer intensiven Landwirtschaft die Rede ist. 

Wir haben zu lange gezögert, unsere Untätigkeit gerechtfertigt und Ausreden gefunden, um nicht beim Fahren oder Fliegen sparen, nicht unser Konsumverhalten ändern, nicht auf erneuerbare Energien umstellen zu müssen, und angesichts unserer Verschwendungssucht unser Gewissen beruhigt.

Die Alternativen sind da. Was braucht es noch, um jeden einzelnen von uns in der wohlhabenden, industrialisierten Welt davon zu überzeugen, dass die Tage unseres extravaganten Lebensstils gezählt sind? Und sie müssen gezählt sein, wenn der Klimawandel gestoppt und das lang- oder sogar mittelfristige Überleben unseres Planeten mit seiner schnell wachsenden Bevölkerung gesichert werden soll.

"Fridays for Future" - wie einfach wäre es, alles der jüngeren Generation zu überlassen. Sicher, es geht um ihre Zukunft - aber wir sind es, die sie in Flammen aufgehen lassen.