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Die Seele ist zurück

25. November 2016

Mit viel Rückenwind und gegen die Buhrufe einer Minderheit kehrt Uli Hoeneß auf den Präsidentenstuhl des FC Bayern zurück. Die Wiederwahl des Gestürzten kommt zum richtigen Zeitpunkt, meint Andreas Sten-Ziemons.

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Jahreshauptversammlung FC Bayern München Uli Hoeneß
Bild: picture-alliance/dpa/M. Balk

Uli Hoeneß ist zurück - der FC Bayern hat seine Seele wieder. "Endlich!", werden seine Anhänger sagen, "oh nein!", seine Gegner. Zweieinhalb Jahre nach seinem Ausscheiden an der Spitze des erfolgreichsten deutschen Fußballvereins und nach abgesessener Gefängnisstrafe als verurteilter Steuersünder ist Uli Hoeneß wieder zum Vereinspräsidenten gewählt worden - mit beeindruckender Mehrheit.

Es hätte keinen passenderen Zeitpunkt für dieses Comeback geben können. Die Mannschaft ist in eine sportliche Krise geschlittert. Die Tabellenführung hat man an Aufsteiger RB Leipzig verloren. Das Spitzenspiel beim Dauerrivalen Borussia Dortmund am vergangenen Samstag endete 0:1. Auch die Champions League brachte unter der Woche keinen Trost: 2:3 gegen Außenseiter Rostow, der Gruppensieg damit unerreichbar. Zudem machen Gerüchte die Runde, der körperliche Zustand der Mannschaft sei mangelhaft, das Training zu lasch und die Freiheiten der Profis zu groß. Der Vorstandvorsitzende wettert gegen den Abwehrchef, der Kapitän kritisiert die Einstellung seiner Mitspieler - und damit indirekt auch den Trainer.

Familiär und fordernd

Krisenmomente wie diese waren immer die große Zeit für Uli Hoeneß. Wie kein anderer verstand er es, im richtigen Moment mahnend die Stimme zu erheben und - gerne auch öffentlich - loszupoltern. Meist mit dem Ergebnis, dass anschließend alle wieder spurten und der Erfolg zurückkehrte. Und so wird es auch diesmal sein. Die Rolle des Mahners und Warners war in den vergangenen Monaten vakant. Bis zu seinem Ausscheiden aus gesundheitlichen Gründen im Sommer füllte Matthias Sammer sie aus - allerdings wirkte er immer wie ein Außenseiter, ohne den Hoeneß'schen Bayern-Stallgeruch.

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Andreas Sten Ziemons

Auch dass den Bayern das "Mia san mia"-Gefühl, das Familiäre, in den vergangenen Monaten abhanden gekommen ist, lag nicht nur daran, dass die Mannschaft vom pedantisch detailversessenen Fußball-Theoretiker Pep Guardiola angeleitet wurde. Oder daran, dass nicht mehr so viele Spieler, die aus der Bayern-Jugend kommen, im Kader standen. Vor allem hatte es damit zu tun, dass Hoeneß fehlte. Kein anderer verkörpert den FC Bayern so sehr wie er. Er hat den Klub zu dem gemacht, was er heute ist. Als Präsident wird er den Verein und die Spieler wieder unter seine Fittiche nehmen, sie gegen Angriffe von außen verteidigen und sie gleichzeitig stets daran erinnern, was es beinhaltet, ein Spieler des FC Bayern zu sein.

Zweite Chance 

Und nicht nur der Fußball profitiert. Denn auch für die restlichen Sparten des FC Bayern München ist die Rückkehr Hoeneß' ein Segen. Zumindest bei den ebenfalls professionell betriebenen Abteilungen Frauenfußball und Basketball wird sich Hoeneß engagieren. Er sieht sich nämlich nicht nur als Fußball-Präsident, sondern als Präsident des gesamten FC Bayern. Daher ist es wohl nicht zu hoch gegriffen, wenn man prophezeit, dass die Bayern-Basketballer demnächst erneut die Meisterschaft gewinnen werden und die Fußballfrauen die Champions League.

Und die Einwürfe einiger Kritiker, Hoeneß sei als verurteilter Straftäter ungeeignet für ein öffentliches Amt wie die Präsidentschaft des FC Bayern? Was soll das? Hoeneß hat für seine Steuersünden bezahlt. Er saß im Gefängnis, hat seine Haftstrafe abgesessen und ist dabei nicht anders behandelt worden als jeder andere Straftäter auch. Wie sehr ihn sein tiefer Sturz seelisch und körperlich mitgenommen hat, hat wohl jeder mitbekommen. Hoeneß hat gebüßt. Nun hat er eine zweite Chance verdient - und er wird sie auch nutzen.

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