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Die ungefährliche Blase

Frank Sieren
Frank Sieren
4. Juli 2015

Die Angst vor einem großen Börsen-Crash ist überzogen: Chinas Börsen machen auf ihrem Weg, erwachsen zu werden, lediglich noch alle möglichen Anfängerfehler, meint DW-Kolumnist Frank Sieren.

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Börse in China (Foto: Getty Images)
Bild: STR/AFP/GettyImages

Die Unterschiede zwischen der chinesischen Blase und der amerikanischen von 2008 könnten größer nicht sein. Die chinesische Blase hat die überzeichnete Bewegung eines Fahranfängers, der linkisch steuert, kaum Orientierung hat und euphorisch ist über die neuen Möglichkeiten. Die Blase von 2008 hingegen war, als versuche ein Porschefahrer, so schnell wie es nur irgendwie geht durch die Stadt zu rasen.

Zocker, die fleißig sparen

Die chinesische Blase ist wie eine Pferdewette. Die Volkswirtschaft des Schwellenlandes ist davon nicht stark betroffen. Die Banken sind deswegen nicht hoch verschuldet. Es wird nicht ge-hedged. Der Staat verfügt immer noch über gigantische Devisenreserven. Der Anteil der Aktien, die auf Kredit gekauft worden ist, ist vergleichsweise gering.

Die Chinesen zocken zwar gerne, aber sie gehören gleichzeitig zu den fleißigsten Sparern der Welt. Nie im Leben würden sie alles, was sie an Erspartem haben, an der Börse aufs Spiel setzen. Das war 2008 in den USA anders. Dort telefonierten die Kreditkartenunternehmen den Kunden hinterher mit der Frage, ob sie sich nicht noch weiter verschulden möchten.

China-Kenner und DW-Kolumnist Frank Sieren (Foto: dpa)
China-Kenner und DW-Kolumnist Frank SierenBild: picture-alliance/dpa/M. Tirl

In China ist die Gefahr eines großen volkswirtschaftlichen Schadens also nicht sehr hoch. Trotzdem sind die Einbrüche sehr ärgerlich auch für die chinesische Regierung, die dieses Strohfeuer angefacht hat. Sie wollte, dass die chinesischen Investoren einen Teil ihrer Spareinlagen in den Aktienmarkt investieren und so dabei helfen, die chinesische Wirtschaft anzukurbeln.

Vor den Händlern liegt noch ein langer Weg

Mittlerweile gibt es 90 Millionen chinesische Aktienbesitzer. Das ist etwas mehr, als die kommunistische Partei mit 87 Millionen Mitglieder hat. Dass es nun nicht so funktioniert, wie geplant, ärgert Peking. Die Schuldigen sind längst ausgemacht worden: Spekulanten und westliche Banken sollen die Aktienmärkte gedrückt haben.

Am Donnerstagabend verkündete die Börsenaufsicht CSRC, kriminelle Elemente seien für den Einbruch der Börsen verantwortlich. So habe die US-Investmentbank Morgan Stanley schon Ende Juni prognostiziert, dass es inzwischen zu spät für einen Einstieg in die Shanghaier Börse wäre. Gleichzeitig geht die CSRC mit aller Schärfe gegen chinesische Leerverkäufer vor. In Shanghai wurden bereits 19 dieser Verkäufer vom Handel suspendiert.

Die Investoren in Shanghai und Shenzhen, aber auch die Regierenden in Peking werden noch einige Jahre lernen müssen, bis ihre Börsen so erwachsen sind wie die von Hongkong. Bis dahin wird es noch häufig auf und ab gehen. An ihrer Wirtschaftskraft gemessen, haben die chinesischen Börsen jedenfalls noch jede Menge Platz nach oben. Nur 1,7 Prozent der Aktien rund um den Globus stammen bisher aus der Volksrepublik obwohl diese schon 15 Prozent der globalen Wirtschaft repräsentiert.

Unser Kolumnist Frank Sieren gilt als einer der führenden deutschen China-Spezialisten. Er lebt seit 20 Jahren in Peking.

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