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Dunkle Wolken über der Türkei

Seda Serdar Kommentarbild App
Seda Serdar
9. September 2015

Angriffe gegen Büros der "Hürriyet" sowie der Kurdenpartei HDP - die Türkei wird von Gewalt erschüttert. Handelt die Führung unklug, kann der Krieg gegen den Terror auch den Frieden im Land gefährden, meint Seda Serdar.

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Ein Kind läuft durch eine zerstörte Straße, am Rand ein ausgebranntes Auto. (Foto: Diyarbakir Institute for Political and Social Research (DISA))
Bild: DISA

In weniger als zwei Monaten stehen Wahlen an. Zugleich erlebt die Türkei gefährliche Tage, die sich leicht zu einer ernsten politischen Krise entwickeln könnten. Die Morde an türkischen Soldaten durch die terroristische PKK haben die Menschen auf die Straßen getrieben. Es ist nur schwer zu ertragen, dass jeden Tag junge Soldaten und Polizeibeamte ermordet werden. Tausende Menschen protestierten im ganzen Land gegen die Terrororganisation - das einzige richtige Verhalten.

Aber in einigen Teilen des Landes ist die Situation außer Kontrolle geraten: Demonstranten griffen das Verlagsgebäude der Zeitung "Hürriyet", Ladenlokale kurdischer Geschäftsleute und sogar die Parteizentrale und lokale Büros der Kurdenpartei HDP an. Verschiedentlich wurde sogar Feuer gelegt.

Spiel mit der Angst

"Angst und Demokratie sind eigentlich zwei Dinge, die nicht zusammen passen. Aber wir haben Angst." Das sind die Worte von Sedat Ergin, dem Chefredakteur der "Hürriyet". Und diese Worte fassen den Druck zusammen, unter dem türkische Medien stehen, die Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine Partei AKP kritisieren. Der Beweis: Zwei "Hürriyet"-Gebäude wurden angegriffen, nachdem Präsident Erdogan in einer Überschrift in einer Weise zitiert wurde, die nach Meinung der AKP-Unterstützer die Wahrheit verdreht.

Keine politische Meinung rechtfertigt solche Gewalt. Angriffe gegen Medien oder demokratisch gewählte Parteien wie die HDP sind Verbrechen. Auch wenn einige der Täter inzwischen verhaftet wurden, ist das eigentliche Problem, dass es überhaupt zu diesen Angriffen gekommen ist. Junge Leute dadurch aufzustacheln, dass man ihnen gegenüber Medien mit Terrorgruppen gleichsetzt, ist ein gefährliches Spiel!

Seda Serdar. (Foto: DW)
Seda Serdar leitet die Türkische Redaktion der DW

Hass zu schüren und die Saat der Diskiminierung in der Gesellschaft auszubringen, wird keiner politischen Partei weiterhelfen. Im Gegenteil: Die Bürger werden irgendwann fragen, wer für die Instabilität im Land verantwortlich ist. Jeder hat ein Recht zu demonstrieren! Aber der Staat hat auch die Pflicht, seine Bürger zu schützen und diejenigen zu bestrafen, die Hass provozieren und vor Gewalt nicht zurückschrecken.

Zeit für Solidarität

In diesen Zeiten braucht das Land vor allem Gemeinsinn und das Verständnis dafür, dass die Menschen, die innerhalb seiner Grenzen leben, miteinander leben müssen. Die Person, die alle Bürger - unabhängig von ihrer Herkunft, politischen Einstellung und ihres Geschlechts - repräsentiert, ist der türkische Präsident. Es ist enttäuschend, dass alle politischen Führungskräfte außer Präsident Erdogan sich an das Volk gewandt und an den Zusammenhalt der Gesellschaft appelliert haben.

Es geht nicht länger darum, wer die Wahlen gewinnt. Es geht um die Zukunft eines Landes, das lange für seine Einheit gekämpft hat. Jetzt sieht sich die Türkei einer anderen Art des Terrors gegenüber - der Terror des Hasses und der Diskriminierung. Und allein das Volk selbst kann diesen Terror stoppen, indem es sich gegen jegliche Art der Provokation wehrt.

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