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Ein Mann, der die Freiheit liebte

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Alexander Kudascheff
18. März 2016

Guido Westerwelle - ein widersprüchlicher Charakter. Er führte die Liberalen zu ungeahnten Höhenflügen und auch in die tiefste Krise ihrer Geschichte. Eine persönliche Würdigung von DW-Chefredakteur Alexander Kudascheff.

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Bild: Martin Magunia

Guido Westerwelle war einer der erfolgreichsten Liberalen der Nachkriegszeit. Und einer der glücklosesten. Er führte die FDP zu unglaublichen Höhen und war für ihren tiefen Absturz bei der jüngsten Bundestagswahl verantwortlich. Er stand für einen politischen und auch persönlich gelebten Liberalismus, dem nur eines wichtig war: Freiheit. Die Freiheit des Bürgers und die Freiheit der Gesellschaft. Er lebte es vor. Indem er sich als Homosexueller "outete" - für einen Politiker immer noch ein mutiger Schritt in die Öffentlichkeit.

Gefürchteter Redner

Guido Westerwelle polarisierte aber auch. Er, der im persönlichen Umgang frei, großzügig, offen und zugewandt sein konnte, galt als eiskalter Neoliberaler. Dazu trug seine ebenso brillante wie scharfe Rhetorik bei. Kaum jemand konnte besser, schlagfertiger, pointierter reden als er. Deswegen war er auch gefürchtet und geachtet. Aber eben nicht beliebt. Seine schneidenden Reden im Bundestag und auch bei Wahlkämpfen legten Gegner ihm als Arroganz aus. Dabei war er ihnen oft einfach nur überlegen.

Seine größte Stunde: die Bundestagswahl 2009. Er führte seine Partei, die FDP, zu schier unvorstellbaren fast 15 Prozent. Das hatte die FDP seit 1949 noch nie erreicht. Die Liberalen schienen auf dem Weg zu mehr als einer Partei, die nur Mehrheitsbeschafferin ist. Gewonnen hatte Westerwelle die Wahl mit einem Versprechen: Es kommt eine Steuerreform, die ein gerechtes, einfaches, faires und verständliches Steuersystem für die Bürger schafft. In den Wochen der Koalitionsverhandlungen aber gab Westerwelle nach und verzichtete darauf - und stimmte sogar einer Ermäßigung der Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen zu. Ein irreparabler politischer Fehler. Und er stimmte vor allem zu, um Außenminister zu werden.

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DW-Chefredakteur Alexander Kudascheff

Lebenstraum Außenminister

Das war wohl sein Lebenstraum: Außenminister Deutschlands. In der Nachfolge Hans-Dietrich Genschers, der 18 Jahre amtiert hatte und der Übervater der FDP war und bis heute ist. Doch als Außenminister agierte er unglücklich. Selbst vernünftige Entscheidungen - sich zum Beispiel nicht an einer militärischen Bombardierung Libyens zu beteiligen - gerieten zum politischen Desaster. Nach zwei Jahren und einer Reihe heftiger Wahlniederlagen gab er sein Amt als Parteivorsitzender auf - blieb aber Außenminister. Dem Amt gab er aber keine Prägung mehr. Mit der verheerenden Wahlniederlage bei der Bundestagswahl 2013 - als die FDP erstmals bundesweit an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte - endete seine politische Karriere. Das war der Tiefpunkt Westerwelles. Denn er wurde für den beispiellosen Niedergang der Partei verantwortlich gemacht. Seitdem war er im politischen Ruhestand.

Dort traf ihn die Leukämie. Gegen sie kämpfte er an. Vergeblich. Westerwelle war ein Politiker mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Ein glanzvoller Redner. Ein Mann, der für die Freiheit stand und sie lebte. Unkonventionell. Mutig. Ein Mann, der das Rampenlicht suchte, ja liebte - und schwer unter der verletzenden Kritik der Medien litt. Hinter seinem oft schneidigen und selbstbewussten Auftreten verbarg sich ein verletzlicher Charakter. Es bleibt ein Politiker, der viel gewagt hat, der die Republik bewegt hat. Und der den Liberalen gezeigt hat, dass in Deutschland auch zuvor Undenkbares möglich ist.

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