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Einheit, Freiheit, Feiertag

Dagmar Engel3. Oktober 2014

Der deutsche Nationalfeiertag heißt Tag der Deutschen Einheit. Diese Einheit besteht jetzt schon seit 24 Jahren - und doch befassen sich viele vor allem mit dem Trennenden, findet Dagmar Engel. Das sollte sich ändern.

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Feier der deutschen Wiedervereinigung vor dem Berliner Reichstag
In der Nacht zum 3. Oktober 1990 feierten rund eine Million Menschen vor dem Reichstag die WiedervereinigungBild: picture-alliance/dpa

So richtig glücklich sind die Deutschen mit dem 3. Oktober als Nationalfeiertag nicht. Das Datum ist ein rein technisches, vor 24 Jahren festgesetzt, weil die Fristen für Wahlen es so verlangten. Eine echte Feierstimmung mag da nicht aufkommen. Aber immerhin ist der Tag der Deutschen Einheit alle Jahre wieder ein Anlass, um nachzuschauen, wie es um eben diese Einheit steht. Jedes Jahr versorgen uns Statistiken mit Daten dazu; zum 24. Mal ein Blick darauf: Die Wirtschaftskraft der neuen Bundesländer liegt immer noch ein Drittel unter der der alten Länder im Westen des Landes. Ostdeutsche verdienen im Durchschnitt deutlich weniger. Ihr Vermögen ist nur halb so groß. Nur etwa jeder fünfte Westdeutsche war schon mal im Osten. Von wegen Einheit.

Allerdings - die Wirtschaftskraft in manchen Regionen im Westen ist auch nicht größer. Die Renten im Westen sind deutlich niedriger als die im Osten - bei gleichzeitig deutlich höheren Lebenshaltungskosten. Die Infrastruktur im Westen verrottet, Frauen verdienen überall in Deutschland weniger als Männer und kaum ein Oberbayer war in seinem Leben schon mal in Niedersachsen.

Die Unterschiede sind nicht verschwunden, aber sie sind inzwischen überall. Ost- und Westdeutsche halten den jeweils anderen für völlig anders, sind sich aber in dem, was sie sorgt, und in dem, was ihnen wichtig ist, sehr nah: Auskommen, Familie, Freunde, Partnerschaft stehen gleich weit oben in der Wichtigkeit. Und die Freiheit, die allen am wichtigsten ist, ist die Meinungsfreiheit.

Dagmar Engel (Foto: DW)
Dagmar Engel, Leiterin des DW-HauptstadtstudiosBild: DW/S. Eichberg

Freuen wir uns!

Und so bin ich der Meinung, dass es Zeit wird, das Gemeinsame wichtiger zu nehmen als das Trennende. So ist inzwischen auch eine Mehrheit der Deutschen dafür, dass sich Deutschland in internationalen Krisen stärker engagiert. Das ist neu. Es wird Zeit, dass sich die Bürger dieser bevölkerungsreichsten und wirtschaftlich stärksten Nation in Europa ihrer Verantwortung bewusster werden und sich mit ihrer Rolle auseinandersetzen: Diese Debatte wäre eines Nationalfeiertags würdig. So schwierig der Begriff "Nation" vor dem Hintergrund seines Missbrauchs in der deutschen Geschichte ist - die jüngeren Menschen in diesem Land nehmen sich nicht mehr als Ost- oder Westdeutsche wahr, sondern als Deutsche und Europäer.

Umbenennen müssen wir den Tag der Deutschen Einheit selbstverständlich nicht. Freuen wir uns, dass niemand innerhalb oder außerhalb des Landes ernsthaft auch nur die Möglichkeit in Betracht zieht, diese Einheit wieder zu zerschlagen. Freuen wir uns, dass zusammen ist, was sowieso zusammengehört. Freuen wir uns, dass wir einen Nationalfeiertag haben. Freuen wir uns über einen gemeinsamen freien Tag und - feiern wir!