So, jetzt wissen wir es, Schiaparelli ist tot, zerschellt auf dem Mars, wo er am Mittwoch hätte landen sollen, es gibt sogar ein Beweisfoto. Geahnt haben es die Wissenschaftler schon Mittwoch Abend, als Schiaparelli nach seiner Landung kein Signal sendete. Schon ihre Blicke haben verraten - da stimmt etwas nicht, da ist etwas richtig schief gegangen. Auf die Frage, ob ExoMars nun gescheitert sei, antworteten sie vorsichtig, ausweichend.
Sogar ESA-Chef Wörner zeigte sich bei der Pressekonferenz am Morgen danach ungewohnt wortkarg, sichtlich genervt, fast pampig. So kennt man ihn nicht. Von einem Scheitern der Mission will er nichts wissen. Denn es sei ja schon ein Erfolg, dass der andere Teil der Sonde, der Trace Gas Orbiter (TGO) ordentlich seine Bahnen um den Mars zieht und eifrig Daten sammelt.
Das stimmt. Aber, mit Verlaub, soweit war die ESA schon einmal. 2003 schickte sie ebenfalls eine Huckepack-Sonde zum Mars. Der eine Teil, der Orbiter MarsExpress, kreist seitdem fröhlich um den Mars, der Lander Beagle 2 erlitt ein ähnliches Schicksal wie Schiaparelli - er ging verloren.
Einen Satz, den die Wissenschaftler der ESA nun mantramäßig wiederholen: Diese Phase der ExoMars-Mission sei nur ein Test, ein Experiment, um für den Ernstfall zu trainieren. Nämlich für Phase 2, wenn 2020 ein echter Rover auf den Mars gebracht werden soll, der im Marsboden nach Überresten von Leben suchen soll.
Doch Phase 2 ist finanziell nicht gesichert. Noch immer sollen etwa 260 Millionen Euro fehlen, die die Mitgliedsstaaten der ESA bei einer Ministerkonferenz im Dezember freigeben müssen. Und dafür wäre ein Lande-Erfolg von Schiaparelli dringend nötig gewesen. Das weiß ESA-Chef Wörner, der die Marslandung mit viel Bohei inszenierte und nun die erste Niederlage einstecken muss, seit seinem Amtsantritt vor etwas mehr als einem Jahr. Jetzt muss er überzeugen, dass sich die Investition lohnt.
Misserfolge gehören zur Forschung
Das tut sie - ohne Frage. Denn so läuft Forschung nun mal. Man testet, experimentiert, probiert aus, macht Fehler, analysiert sie, korrigiert den Versuchsaufbau, lernt aus Fehlern und gelangt irgendwann ans Ziel und hat Erfolg. Das läuft in der Medizin so, in der Physik und auch in der Weltraumforschung.
Das Problem: Im Weltraum ist das leider sehr teuer sobald es an die Umsetzung geht. Und die Öffentlichkeit starrt darauf. Wenn dagegen Milliarden für einen Wirkstoff ausgegeben werden, der dann doch nicht auf den Markt kommt, erfährt das niemand. Oder wenn Forscher jahrelang an einer Roboterhand rumtüfteln, bis sie endlich irgendwann zumindest rudimentär funktioniert.
Wenn aber in der Weltraumforschung etwas schief läuft, eine Rakete explodiert, ein Lander auf dem Mars zerschellt, erfährt es die ganze Welt. Reflexartig wird dann die Frage gestellt - müssen wir Milliarden für diesen Blödsinn ausgeben oder sollten wir damit eher die Probleme auf der Erde lösen?
Natürlich müssen wir das Geld dafür ausgeben. Denn Weltraumforschung ist keine Wissenschaft für das Ego einiger Space-Nerds. Von der Weltraumforschung profitieren wir hier auf der Erde. Wir telefonieren selbstverständlich über Satelliten, verschicken damit Daten um die ganze Welt. Wir fahren mit Autos aus Materialien und Legierungen, die aus der Weltraumforschung stammen und und und. Und vielleicht sind wir irgendwann einmal gezwungen, die Erde zu verlassen und auszuwandern. Wer weiß. Würden wir erst dann darüber nachdenken, wie wir zum Mond oder zum Mars gelangen könnten, wäre es definitiv zu spät.
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