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Kommentar: Fortuna hilf!

2. Juni 2015

Was muss eigentlich noch passieren, dass der Hamburger SV wirklich einmal aus der Fußball-Bundesliga absteigt, fragt sich DW-Sportredakteur Stefan Nestler und erbittet himmlischen Beistand.

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HSV-Trainer Labbadia jubelt. Foto: Getty Images
Auch HSV-Trainer Bruno Labbadia kann sein Glück kaum fassenBild: Getty Images/Bongarts/M. Hangst

Der HSV hätte den Abstieg aus der Bundesliga verdient. Punkt. Die Hamburger spielen eine katastrophale Saison, in der sie gleich dreimal den Trainer wechseln. Am Ende rettet sich das einzige Bundesliga-Gründungsmitglied, das noch nie abgestiegen ist, mit Ach und Krach in die Relegation, am letzten Spieltag, mit tatkräftiger Unterstützung lustloser Schalker. Eine Erklärung der Hamburger Dauermisere fällt schwer. Nachdem der Dino auch schon in der vergangenen Saison mit mehr Glück als Verstand die Relegation gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth überlebt hat, startet der Traditionsclub mit komplett neuer Führungsriege in die neue Spielzeit. Der Verein investiert rund 25 Millionen Euro in neue Spieler, millionenschwere Gönner machen es möglich. Doch das Projekt fluppt nicht, es floppt.

Am Ende der Saison ist wohl, mit Ausnahme der treuen HSV-Fans, ganz Fußball-Deutschland der Ansicht, dass die Hamburger in dieser Verfassung nicht in die Bundesliga gehören und dass ihnen ein Abstieg vielleicht sogar gut tun würde.

Doch dann kommt Gräfe

Das Hinspiel der Relegation bestärkt die HSV-Skeptiker. Der Karlsruher SC müsste in Hamburg als Sieger vom Platz gehen. Doch eigentlich ist eben nicht tatsächlich. Ilicevic gelingt noch der Ausgleich zum schmeichelhaften 1:1. Beim Rückspiel in Karlsruhe sind die Hamburger zwar die aktivere Mannschaft, von Torgefährlichkeit aber weit entfernt. So werden sie, wie es im Fußball nicht selten vorkommt, mit einem Konter des KSC bestraft. 1:0 für Karlsruhe. Bis zur 90. Minute darf sich der KSC zurück in der Bundesliga wähnen. Doch dann kommt Gräfe. Der Schiedsrichter gibt wegen eines angeblichen Handspiels direkt an der Strafraumgrenze einen Freistoß für den HSV. Mit sehr viel Wohlwollen mag man diese Entscheidung mittragen. Aber der oben erwähnte Rest Fußball-Deutschlands dürfte es anders gesehen haben. Diaz ist es Wurst, er zirkelt den Ball zum 1:1 für ins Netz.

Fortuna macht's möglich

So viel Dusel geht doch auf keine Kuhhaut, nicht einmal auf die fast 52 Jahre alte Haut eines Bundesliga-Dinosauriers. Der HSV muss irgendeinen geheimnisvollen Pakt mit der Glücksgöttin Fortuna geschlossen haben. Dass fünf Minuten vor Schluss der Verlängerung auch noch der Siegtreffer fällt, überrascht kaum noch jemanden. Bei ihrem Glück hätten die Hamburger andernfalls eben das Elfmeterschießen gewonnen. Wahrscheinlich hätten drei KSC-Spieler den Ball an Pfosten oder Latte gedonnert oder wären vor dem Elfmeterpunkt ausgerutscht.

So bleibt die Frage, was geschehen muss, ehe der HSV absteigt. Die Handspiel-Regel überarbeiten? Die Relegation abschaffen? Wahrscheinlich hilft nur, wenn auch Fortuna die Nase vom HSV voll hat und mit einem Zornesblitz aus dem Himmel die Bundesliga-Uhr im Volksparkstadion zum Stillstand bringt.

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DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter