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Kommentar: Fragwürdige Einstellung

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz
28. August 2016

Gegen den FC Bayern kann man verlieren. Aber nicht so, meint DW-Sportredakteurin Sarah Wiertz und hinterfragt dabei den Charakter vieler Bremer Profis und fordert eine besondere Personalie.

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Fußball 1. Bundesliga FC Bayern München - SV Werder Bremen
Bild: picture-alliance/ZB/T. Eisenhuth

3:44 - das sind die addierten Ergebnisse der Ansetzungen von Werder Bremen gegen Bayern München in den vergangenen zehn Partien. Werder hat also 3, die Bayern 44 Tore erzielt. Die 0:6-Pleite am Freitag liegt damit leicht über dem Durchschnitt, war aber leider kein Einzelfall.

Ja, der FCB hat in den vergangenen Jahren nochmal erstaunlich an Qualität zugelegt, aber trotzdem muss sich ein Bundesligist auch gegen einen schier übermächtigen Konkurrenten nicht so vorführen lassen. Auch andere, finanziell schwächere Vereine, finden Taktiken und Strategien, um dagegen zu halten oder die Niederlage zumindest nicht so deutlich ausfallen zu lassen - auch wenn sie nicht immer attraktiv anzusehen sind.

"Wir haben versagt und schlecht gespielt"

Wie also sind solche Debakel zu erklären? Kapitän Clemens Fritz reagierte schon am 1. Spieltag sichtlich genervt auf diese Frage, auf die er selbst, wie er sagte, keine Antwort habe. Erst beim wiederholten Nachfragen sagte er: "Wenn du mutlos spielst und zu viel Angst hast, dann kannst du auch keinen Zweikampf gewinnen. In der zweiten Halbzeit sind wir total eingebrochen. Wir haben versagt und schlecht gespielt. Das müssen wir uns alle anhängen."

Die Analyse stimmt. Und doch ist sie erstaunlich. Hat nicht die Mannschaft in der vergangene Saison am letzten Spieltag mit einem Sieg gegen Frankfurt den Klassenerhalt geschafft - sollte das nicht Mut und Selbstvertrauen geben? Sind die Profis, im Gegensatz zu den Nationalspielern der Bayern, nach der Sommerpause etwa nicht gut erholt und voller Tatendrang? Zudem: Gerade gegen den Deutschen Meister, den besten deutschen Klub, müssten doch die Spieler besonders motiviert sein. Sei es, um den Großen mal eins auszuwischen, sei es, um auf sich und sein Potential aufmerksam zu machen.

Keine Frage des Könnens, sondern des Wollens

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DW-Redakteurin Sarah Wiertz

Aber nichts: Kein Ehrgeiz, keine Leidenschaft. Kein Aufbäumen. Zu Recht sagte Ex-Bayern-Spieler Didi Hamann am Mikrofon des Fernsehsenders Sky: "Die Bremer Spieler haben gegenüber den Fans und dem Verein eine Verantwortung." Und der werden die meisten Bremer Spieler seit Jahren nicht gerecht. Das zeigt auch das vierte Erstrunden-Aus der Werderaner im DFB-Pokal in den vergangenen sechs Jahren. Und zwar gegen Mannschaften, die ein, zwei oder drei Klassen unter der Bundesliga spielen. Das ist keine Frage des fußballerischen Könnens, sondern der Einstellung, des Charakters.

Vielleicht hilft es, mal zurückzublicken und zu fragen, was den SV Werder Bremen in seinen erfolgreichen Zeiten ausgemacht hat? Die Antwort: Ein Spielmacher. Ein Spielmacher, der bei dem norddeutschen Verein groß wurde. Der Fehler machen durfte, dem große Freiheiten eingeräumt wurden, der aber auch Verantwortung auf dem Platz übernahm: Ein Johan Micoud. Ein Diego. Ein Mesut Özil. Ein Kevin De Bruyne.

Ja. Auch die sind heute schon in frühen Jahren teurer als damals. Und die müssen auch erst mal gefunden werden. Aber das viele Geld ist in einen viel versprechenden jungen Spielmacher wohl besser investiert, als in einen 7,5 Millionen teuren Stürmer namens Max Kruse, den der Bundestrainer wegen seiner fragwürdigen Einstellung nicht in den EM-Kader berufen hat.

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Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online