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Hooligens gegen Salafisten

Volker Wagener27. Oktober 2014

Sie wollen die Republik vor den Islamisten retten: deutsche Hooligans. Ausgerechnet die, die sich normalerweise untereinander prügeln, haben nun einen gemeinsamen Feind. Da kommt was auf uns zu, fürchtet Volker Wagener.

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Köln Hooligans protestieren gegen Salafismus, Demonstration am 26.10., Foto: Reuters
Bild: Reuters/Wolfgang Rattay

Was für eine diabolische Idee! Ausgerechnet die deutsche Fußball-Hooliganszene vor den eigenen Karren zu spannen. Pro NRW, eine rechtsgerichtete, nur regional aktive Klein-Partei, die nicht umsonst vom Landesverfassungsschutz Nordrhein-Westfalens (NRW) observiert wird, ködert die notorisch gewaltbereite Hooliganszene mit einem Bauerntrick. Aufstehen gegen die Salafisten, Front machen gegen die Islamisten! Wer möchte da nicht gerne mitmachen? Aber doch nicht mit denen!

Hooligans – Im Stadion ein Problem, jetzt auch auf der Straße

Hooligans trieben ihr Unwesen bislang in und um die Stadien, aber auch im Netz. Neuerdings suchen sie auch ganz ohne Fußball die Innenstädte auf. Die allgemeine Empörung über die barbarische Brutalität der Islamisten in Syrien, im Irak, aber auch in Nigeria nutzen sie, um sich als Gutmenschen im Kampf gegen Salafisten und IS zu gerieren. Sozusagen im Doppelpass mit rechten Parteien, denen das gewaltbereite Potential und der latente Rassismus in diesem Milieu nicht verborgen geblieben ist.

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DW-Redakteur Volker WagenerBild: DW

Die speziell auf die aggressive Fangemeinde spezialisierten Polizisten, die "szenekundigen Beamten" (SKB), kennen die soziologische Struktur der Hools genau. Wenn für in Deutschland angeworbene Islamisten die Formel gilt: jung, männlich, muslimisch, perspektivlos, so trifft das auch auf die Definition der Hool-Szene zu. Lediglich das "muslimisch" muss gestrichen werden.

Nicht nur Glatzköpfe, auch Bürgersöhnchen

Seit Jahren schon beobachten die SKB's ein beängstigendes neues Phänomen in der Szene. Nicht mehr nur tätowierte Glatzköpfe mit Alkoholproblem bringen die Aggression in die Stadien, es sind auch zunehmend gelangweilte Bürgersöhnchen aus den Villen-Vierteln der Großstädte. Emotional verwahrloste Wohlstands-Halbstarke, durchaus mit höheren Bildungsabschlüssen, die es cool finden, in der Gemeinschaft zu provozieren. Montags bis freitags sind sie angepasste Karrieristen am Arbeitsplatz und am Samstag lassen sie dann die Sau raus. Das Zusammengehen von bildungsfernen Schichten mit verhätschelten Yuppies ist eine gefährliche Koalition. Es ist eine – gesellschaftlich gesehen – größere und schichtenübergreifende Gruppe. Hier gedeiht Rassismus, kaschiert durch Salafisten-Kritik.

Wir müssen aufpassen, dass das nicht mehrheitsfähig wird in den Fankurven deutscher Stadien. Wir haben uns mit der Nationalmannschaft und auch durch unsere Bundesliga-Clubs einen fantastischen Ruf weltweit erspielt - nicht zuletzt auch aufgrund der ansteckenden guten Stimmung in den deutschen Fußball-Tempeln. Es wäre selbstzerstörerisch, wenn wir demnächst Franck Ribery (Bayern München) unter Personenschutz stellen müssten: Weil er doch kurz vor Anpfiff vor aller Augen als gläubiger Muslim betet.

Locker bleiben, aber hart durchgreifen!

Die neue Qualität von Rassismus im Hooligan-Milieu ist die Veränderung des Tatortes. Sie ziehen raus aus den Stadien und suchen die Konfrontation mit der Staatsgewalt in den Innenstädten. Zuerst war es Dortmund, jetzt Köln, wo morgen?

Erschreckend und zugleich entlarvend ist das Ausmaß von Gewalt am Sonntag in Köln. Von Salafisten weit und breit keine Spur, ließen die selbsternannten Deutschlandretter ihre Aggression an der Polizei aus. Es geht ihnen eben gar nicht um den politischen Gegner, sie suchen allein die Gewalt. Und die staatlichen Organe genießen keinerlei Respekt bei den Hools. Da gibt es keine Chance für Deeskalation, da gibt es nur die Härte des Gesetzes.