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Politik

Kolumbien, Frieden adé!

3. Oktober 2016

Unfassbar, aber wahr: In Kolumbien hat die Mehrheit gegen den Friedensvertrag mit der FARC gestimmt. Eine tragische Entscheidung, denn die Chance auf Frieden kommt nicht mehr wieder, meint Astrid Prange.

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Trauer und Bestürzung bei Befürwortern des Friedenabkommens  (Foto: dpa/L. Muñoz)
Bild: picture alliance/dpa/L. Muñoz

Es ist ein Schock. Kolumbien schreckt vor seinem eigenen Mut zurück. Mit einer hauchdünnen Mehrheit setzten sich Sonntagnacht die Gegner des Friedensvertrags bei der Volksabstimmung durch. Der Traum vom Frieden ist zerplatzt.

Noch vor einer Woche haben Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos und die revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) im Beisein von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon den Friedensvertrag unterzeichnet. Vier Jahre lang wurde verhandelt, auf 297 Seiten der Weg zum Frieden bis ins kleinste Detail festgelegt. Nach 52 Jahren Bürgerkrieg sollten die Weichen für den Frieden gestellt werden.

Und nun? Tritt Präsident Santos zurück? Greift die Guerilla wieder zu ihren Waffen? Oder heuern die Kämpfer bei den Drogenkartellen an? Geht der Krieg endlos weiter? Oder werden die Verhandlungen doch noch einmal aufgenommen?

Tragödie ohne Ansage

Fest steht: Nach der Abstimung ist der soeben ausgehandelte Friedensvertrag wertlos. Das Ergebnis ist eine schmerzhafte Niederlage für alle, die sich nach Frieden sehnen. Es ist ein Schlag ins Gesicht der Opfer, die bereit waren zu vergeben. Es ist eine Desillusion für alle FARC-Kämpfer, die bereit waren, die Waffen abzugeben.

Prange de Oliveira Astrid Kommentarbild App
DW-Autorin Astrid Prange berichtet über Lateinamerika

Das "Nein" zum Friedensvertrag ist eine Tragödie. Wieder ist Rache stärker als Vergebung, Hass stärker als Versöhnung, und Krieg mächtiger als Frieden. Dabei wartet die ganze Welt auf ein Zeichen, dass Gewalt und Zerstörung überwunden werden können, dass es sich lohnt, für Frieden zu kämpfen!

Der Frieden war in Kolumbien zum Greifen nah: Die FARC willigten ein, die Waffen an ihren bisher größten Feind abzugeben: das kolumbianische Militär. Sie ergaben sich, ohne ihre politischen Ziele erreicht zu haben und hängten die kommunistische Revolution an den Nagel. Sie verpflichteten sich, bei der Aufklärung von Kriegsverbrechen mitzuwirken und baten ihre Opfer um Vergebung.

Rache an Rebellen

Doch den Gegnern des Friedensvertrages um Ex-Präsident Alvaro Uribe reicht dies nicht. Sie wollen die FARC-Kämpfer in Ketten sehen. Die Vorstellung, in Zukunft mit ehemaligen Guerilla-Kämpfern gemeinsam im Parlament zu sitzen, schien für sie eine Zumutung. Auch die Regelung, dass Gefängnisstrafen nur für Rebellen vorgesehen sind, die ihre Taten gar nicht oder zu spät eingestehen, schien für sie unerträglich.

Doch unerträglich sind in Wahrheit ihre Behauptungen. Nein, Kolumbien wird nicht der FARC "ausgeliefert", wenn der Friedensvertrag angenommen wird. Nein, Kolumbien fällt auch nicht dem Kommunismus oder Sozialismus anheim, und es werden auch nicht alle Großgrundbesitzer enteignet. Nein, nicht alle ehemaligen FARC-Kämpfer werden ihr neues Leben straffrei genießen während die Opfer "leer ausgehen".

Unerträglich ist auch die Tatsache, dass die Mehrheit der kolumbianischen Wähler dieser Panikmache verfallen ist. Der 2. Oktober wird deshalb als einer der traurigsten Tage in die Geschichte Kolumbiens eingehen. Auch wenn Präsident Santos und die FARC sich um Schadensbegrenzung bemühen: Der Krieg geht weiter. Er produziert seine Toten und frisst seine Gegner.

 

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