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Lasst es doch prickeln

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Sarah Wiertz
11. September 2016

Das wiederkäuende Kommerz-Argument gegen RB Leipzig ist mittlerweile abgegriffen, meint DW-Sportredakteurin Sarah Wiertz und fordert: Konzentrieren wir uns lieber mit viel Humor auf das Sportliche in der Bundesliga.

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Fußball Bundesliga 2. Spieltag RB Leipzig - Borussia Dortmund Tor
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Dietrich Mateschitz wird sich ein Schlückchen genehmigt haben. Die langfristige Strategie des Brausegetränk-Milliardärs scheint aufzugehen. Die vergangenen sieben Jahre investierte der Red-Bull-Gründer Millionen in das neugegründete Projekt RB Leipzig. Aus der fünften Liga hat sich RasenBallsport Leipzig in die erste Fußball-Klasse hochgespielt. Und jetzt das: Am 2. Spieltag der erste Bundesliga-Sieg - ausgerechnet gegen den erfolgreichen Traditionsverein Borussia Dortmund.

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DW-Redakteurin Sarah Wiertz

Überzeugend, was die jungen, teilweise unbekannten Spieler, da gezeigt haben. Motiviert, aber trotzdem kontrolliert und vor allem - bis zur letzten Minuten konzentriert. Kein Tiki-Taka-Fußball, kein Spektakel, aber auch keine rein defensive, nur auf Störung des Spielflusses vom Gegner ausgerichtete Taktik. Und auch das Publikum, nach 22 Jahren ohne Erstligafußball, feierte und feuerte sein Team an - ohne Ausschreitungen und Pyrotechnik.

Alle Vereine sind kommerzialisiert

Das Argument, der Brause-Klub habe keine Historie und der Erfolg sei nur gekauft, ist mittlerweile abgegriffen. Der Kommerz hat fast alle Vereine in der Bundesliga fest in der Hand. Das müssen auch die Fans des börsennotierten Klubs aus Dortmund, der mal eben 100 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben hat, und dessen Hauptsponsor Evonik wohl deutlich mehr in den Verein pumpt, akzeptieren. Ob Gazprom bei Schalke, Audi bei Ingolstadt, Adidas bei Bayern München, VW bei Wolfsburg - überall mischen Unternehmen mit. Nur treten dort die Unternehmenschefs nicht so prominent in den Vordergrund wie das TSG-Hoffenheim Mäzen Dietmar Hopp (SAP) und Dietrich Mateschitz tun und sind daher nicht so angreifbar.

Und wenn wir schon beim Finanziellen sind: Vom Ausverkauf der Ostklubs vor rund 25 Jahren kurz vor und nach der Wende profitierten viele Klubs, deren Anhänger jetzt gegen den Kommerz wettern. Also: Ball flach halten, lasst Leipzig doch jetzt einfach mal prickeln. Auch Brause-Getränke schmecken irgendwann schal. Freuen wir uns doch jetzt einfach, dass diese sportbegeisterte Stadt, in der der Deutsche Fußball-Bund vor 116 Jahren gegründet wurde, wieder erstklassig ist und bleiben beim Sportlichen.

Hasenhüttl mit Mut und richtiger Einwechslung

Bundesliga Mainz gegen Hoffenheim Südkurve Hoffenheim
Bild: picture alliance/Sport Moments/Schmitt

Da hat RB Leipzig nach zwei Spieltagen vier Punkte. Es zeigt sich, dass die Leitung gut eingekauft hat: Die beiden 15-Millionen-Euro-Transfers Oliver Burke und Naby Keita sorgten gegen den BVB für das Siegtor. Trainer Ralph Hasenhüttl hatte die beiden erst kurz zuvor eingewechselt und wurde für seinen Mut, zwei Offensivkräfte zu bringen, belohnt. Die Spieler, Verantwortlichen und die Fans sollen den Augenblick genießen.

Denn es werden auch andere Zeiten kommen. So gab Dortmunds Coach Thomas Tuchel seinem Konkurrenten weise mit auf dem Weg: "Manchmal ist es schwerer, den nächsten Schritt zu gehen, wenn dir mal so ein großer gelungen ist." Das musste auch die TSG 1899 Hoffenheim in den letzten Jahren lernen. Deren Fans amüsierten uns zuletzt beim Spiel gegen RB Leipzig mit selbstironischen Plakaten im Stadion wie "TSG 18,99 €" und "Den Fußball zerstört nur einer: Hoffe und sonst keiner". Mit Humor ist einfach vieles einfacher zu ertragen.

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Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online