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Kommentar: Tuchel

Tobias Oelmaier19. April 2015

Thomas Tuchel hat als neuer Trainer bei Borussia Dortmund nur dann eine Chance, wenn er sich von seinem Vorgänger Jürgen Klopp emanzipiert, meint DW-Sportredakteur Tobias Oelmaier.

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Jürgen Klopp und Thomas Tuchel
Bild: picture-alliance/dpa/K. Kurek

Nein, diese Meldung überraschte am Sonntagmittag niemanden mehr: Thomas Tuchel wird ab 1. Juli Trainer bei Borussia Dortmund. Der 41-Jährige erhält einen Dreijahresvertrag bis 2018. Nur fünf Tage hat es gedauert, bis der Verein einen Nachfolger für Jürgen Klopp präsentierte, für die große Identifikationsfigur, die ihr Engagement beim BVB zu Saisonende vorzeitig auf eigenen Wunsch beenden wird.

Schon seit Mittwoch, seit Klopps denkwürdiger Pressekonferenz, war über Tuchel als künftigen Dortmunder Bankangestellen spekuliert worden. Zumal am selben Tag der HSV mit der Verpflichtung von Bruno Labbadia an die Öffentlichkeit gegangen war. Das durfte man als Zeichen werten, dass Tuchel, der in Hamburg ebenfalls hoch gehandelt wurde, ein besseres Angebot hatte. Und das kam offenbar aus Dortmund.

Damit folgt Tuchel schon zum zweiten Mal auf Jürgen Klopp. Auch in Mainz trat er in dessen großen Fußstapfen. Nachdem Klopp den Club in die Bundesliga geführt hatte, gelang es Tuchel, den FSV dort zu etablieren. Er führte ihn sogar zweimal auf Platz fünf und sieben und damit 2011 und 2014 in die Qualifikation zur Europa Leage. Tuchel wurde in kurzer Zeit zu einem renommierten Bundesliga-Trainer. Da scheint der Schritt nach Dortmund nur logisch.

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DW-Sportredakteur Tobias Oelmaier

Logisch, denn auf den ersten Blick ist Thomas Tuchel sogar eine Art Klopp-Klon. Nicht nur, dass er vom selben Verein kommt. Er ist jung, wirkt dynamisch, mitreißend. Allerdings hört es damit schon auf mit den Parallelen. Denn so emotional, so volksnah sich Klopp, der "Pöhler", gibt, so kühl und verkopft, so distanziert scheint Tuchel. Es ist fraglich, wie sie im Ruhrpott, wo Fußball eher Religion denn Zeitvertreib ist, mit diesen Charaktereigenschaften umgehen werden. Und wie Tuchel selbst damit zurecht kommt. Während Klopp sich gerne in der Öffentlichkeit sonnt, macht Tuchel lieber sein Ding ohne Rücksicht auf die Medien.

Aber vielleicht sind es gerade die Unterschiede zu seinem Vorgänger, die zum großen Vorteil für den Neuen werden könnten. Denn der Borussia darf jetzt, in der Phase des personellen Umbruchs nicht daran gelegen sein, Jürgen Klopp durch einen Kollegen zu ersetzen, der dessen Werk weiterführt. Will Tuchel eine Chance haben, muss er sich ein komplett eigenes Profil verschaffen, darf er sich nicht verbiegen lassen. Und sein neuer Verein darf ihn nicht mit scheidenden Meistertrainer vergleichen. Nur so kann der BVB wieder in die Erfolgsspur zurückfinden! Es gibt nur einen Jürgen Klopp. Aber wer weiß, vielleicht sprechen sie in ein paar Jahren ebenso hochachtungsvoll von Thomas Tuchel.