MH17 und kein Ende
Weit über ein Jahr haben die Experten gebraucht, um die Einzelteile des zerschellten Flugzeuges aus den Feldern der Ostukraine zu bergen, per Bahn in die Niederlande zu transportieren und in mühsamer Kleinarbeit die entscheidenden Teile zu rekonstruieren. Die niederländische Behörde wollte so genau arbeiten wie möglich, um ihren Bericht unangreifbar zu machen. Das hat länger gedauert, als den Angehörigen recht war, die ihre Trauer verarbeiten und Antwort auf entscheidende Fragen erwarten.
Der Luftraum über Kriegsgebieten muss gesperrt werden
Eine der für die Zukunft wichtigsten Schlussfolgerungen der Untersuchung heißt: Länder in denen sich bewaffnete Konflikte abspielen, müssen die Verantwortung für ihren Luftraum übernehmen. Die Ukraine hielt den oberen Luftraum für ungefährlich, in dem Passagierflugzeuge unterwegs sind - auch nachdem einige ihrer Kampfjets abgeschossen worden waren. 160 Flüge insgesamt durchquerten am 17. Juli vergangenen Jahres den gleichen Luftkorridor wie MH17 über der Ostukraine, drei weitere Flugzeuge befanden sich zur Zeit des Absturzes in unmittelbarer Nähe der Malaysian Airlines Maschine. Jede von ihnen hätte Opfer der tödlichen Rakete werden können.
Kritisch ist die Lager derzeit vor allem im Luftraum über Syrien und Teilen des Irak. Auch in dieser Region sind nach wie vor Passagierflugzeuge unterwegs, der Luftraum müsste für die zivile Luftfahrt komplett gesperrt werden. Und wenn die betreffenden Länder das aus politischen Gründen nicht selbst tun wollen, dann wäre es Aufgabe der Luftfahrtaufsicht und der Fluglinien selbst. Wo gekämpft wird, da muss die Region für den Überflug gesperrt werden - ohne wenn und aber. Das ist die bittere Lektion aus dem Abschuss von MH17. Es gibt angesichts weitreichender Waffensysteme, die auch in die Hände von Rebellen oder Aufständischen jeder Art geraten, keine Sicherheit am Himmel mehr.
Das ewige Leugnen ist unwürdig
Klar ist auch nach den Ergebnissen der Luftfahrtspezialisten, dass eine Boden-Luft-Rakete der russischen Buk-Serie das Desaster verursacht hat. Sie stellen darüber hinaus fest, dass das die tödliche Rakete aus einem Teil der Ostukraine gekommen ist, der im Juli vergangenen Jahres in der Hand pro-russischer Rebellen war. Was diese technische Untersuchung der Absturzursachen nicht kann, ist den anklagenden Finger auf die Schuldigen richten: Wer befand sich an dem Tag in dem betreffenden Bereich der Ostukraine? Wer hatte den Finger am Auslöser? Wer gab den Feuerbefehl? Geheimdienstler und Staatsanwälte sind dabei, das Material auszuwerten: Alle Hinweise deuten auf eine pro-russische Rebellengruppe.
Putin muss Verantwortung übernehmen
Moskau leugnet nach wie vor, mit der Katastrophe etwas zu tun zu haben. Es gebe keine Beweise, dass das Flugzeug aus einem von prorussischen Rebellen gehaltenen Gebiet abgeschossen worden sei, heißt es aus dem Kreml. Bei dem Geschoss habe es sich um eine ältere Buk-Version gehandelt, die vom russischen Militär nicht mehr verwendet werde, erklärte der staatliche Waffenhersteller Almaz-Antey. Präsident Putin hat sicherlich nicht selbst den entscheidenden Befehl gegeben. Aber er tut nach wie vor, als hätte er mit der Situation in der Ostukraine nichts zu tun. Dabei möchte er doch unbedingt international ernst genommen werden, ein großer Player auf der Weltbühne sein und ringt für Fotos gerne mit Tigern und Bären. Kleingeistig und feige aber zeigt er sich, wenn es darum geht, Verantwortung für seine politischen und militärischen Entscheidungen zu übernehmen. Es waren seine Waffen in der Hand der von ihm unterstützten Rebellen - letzteres ist noch nicht bewiesen, aber alles deutet darauf hin - die die Katastrophe verursacht haben. Da sollte der russische Präsident endlich Mut zeigen, ein Mann sein und einräumen, dass im vorigen Jahr in der Ostukraine ein furchtbarer Fehler passiert ist. Das würde ihm zumindest ein gewisses Maß von der Achtung einbringen, die er doch immer für sich einfordert.
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